„Mein Gesicht war blutverschmiert“: Wenn Büro-Weihnachtsfeiern ausarten
Illustration: Juliette Toma

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feiertage

„Mein Gesicht war blutverschmiert“: Wenn Büro-Weihnachtsfeiern ausarten

Was für den Einen eine Art alkoholisches Schmerzensgeld dafür ist, seinen Job ein ganzes Jahr lang ertragen zu haben, ist für andere die perfekte Gelegenheit, um sich auf ewig in die Gedächtnisse ihrer Kollegen einzubrennen.

Die Festtage sind hart: der Zwang, Geschenke zu kaufen, Weihnachtsbäume zu dekorieren und dazu gezwungen zu sein, an einer gezwungen lockeren Büro-Weihnachtsfeier teilzunehmen, geben sich die Klinke in die Hand. Letztere endet oft genug in einem absoluten Desaster. Irgendjemand schläft mit dem HR-Typen, jemand in einer Führungsposition bietet der oder dem Praktikant_in Kokain an … Ihr wisst, was ich meine.

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Zu Ehren dieses potentiellen sozialen und beruflichen Desasters haben wir uns von unseren Lesern ihre schlimmsten Erlebnisse mit dieser ganz besonderen Arbeitsveranstaltung erzählen lassen. Glaubt uns: Danach werdet ihr euch nie wieder über langweilige Firmenessen mit drei Gängen und ein bisschen zu viel Wein beschweren.

Nüchtern im Angesicht des Wahnsinns

Vor drei Jahren bin ich zu meiner ersten Weihnachtsfeier gegangen, seitdem ich mit dem Trinken aufgehört hatte. Sie war allerdings nicht von meinem Arbeitgeber, sondern von der Firma, bei der mein Freund arbeitete und fand in einer ziemlich schicken Wohnung im New Yorker Stadtteil Manhattan statt, die einer Schauspielerin gehörte. (Er war beim Film und sie hatten gerade rechtzeitig vor den Feiertagen ein größeres Projekt beendet.) Ich war ziemlich depressiv, hatte extreme soziale Ängste und wusste noch nicht so richtig, wie ich mich nüchtern in der Öffentlichkeit verhalten sollte, deswegen war ich davon überzeugt, dass mich absolut jeder gehasst hat.

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Später, als der Großteil der Gäste total betrunken war, war meine Verabredung plötzlich verschwunden. Weil ich sonst niemanden kannte, habe ich mich auf die Suche gemacht und ihn schließlich gefunden. Er hing vom Dach des Hochhauses und hielt sich nur noch mit den Fingern fest. Seine Freunde standen um ihn herum und schrien, dass er endlich wieder hochkommen solle. Anscheinend war er ein Adrenalin-Junkie, der eine derartige Aktion nicht zum ersten Mal brachte—ich hatte es bisher nur einfach noch nie mitbekommen. Als ich da so stand—frierend auf einem Dach, nur in Strumpfhosen und meinem Feiertags-Partykleid—habe ich jede einzelne Entscheidung, die ich in meinem Leben getroffen habe und die mich an diesen Punkt gebracht hat, in Frage gestellt.

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– Sophie*

Ähm … hallo?

Ich war damals bereits zwei Jahre mit meiner Freundin zusammen und habe beschlossen, sie endlich meinen Kollegen vorzustellen. Also habe ich sie zur Büro-Weihnachtsfeier mitgenommen und jeder hat sie geliebt. Ein paar Wochen danach haben wir Schluss gemacht. Ein komplettes Jahr ging vorbei und die nächste Weihnachtsfeier stand an, als mein Chef ankündigte, seine neue Freundin mitzubringen, mit der es mittlerweile sehr ernst sei. Als er schließlich auftauchte, hatte er meine Exfreundin im Arm. Es gab nicht genug Alkohol auf der Veranstaltung, um die Situation auch nur ein bisschen weniger peinlich und unangenehm zu machen.

– Tim

Abgang im Liegen

Es war meine erste Woche in meinem neuen Job und der Plan war, eine Weihnachtsfeier mit jeder Menge Alkohol auf einem russischen Basar zu feiern. Ich trug ein lilanes Pailettenkleid und Verbände im Gesicht, weil ich einen Ausschlag bekommen hatte. Ja, wirklich. Meine Schwester meinte noch zu mir, ob ich das Ganze nicht lieber sausen lassen wollte, aber ich bin im Allgemeinen fest entschlossen, niemals eine Party zu verpassen. Weil ich mich sehr unsicher und unwohl gefühlt habe, habe ich angefangen, im Partybus Jim Beam in mich reinzuschütten—ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie das geendet ist.

Jetzt nutzt das komplette Büro meinen Namen, wenn sie eine bestimmte Art von Betrunkenheitszustand beschreiben wollen.

In totaler betrunkener Umnachtung beschloss ich, dass es genau der richtige Zeitpunkt war, um mich mal unter vier Augen mit unserem Firmengründer zu unterhalten. Kurz darauf knallte der Alkohol so rein, dass ich einfach umgekippt bin. In meiner ersten Woche musste ich in meinem riesigen, schrecklichen Fellmantel (von dem ich dachte, dass er eine gute Ergänzung zu meinem Outfit wäre—was definitiv nicht der Fall war) weggetragen werden. Als ich mich am nächsten Morgen möglichst unauffällig an meinen Platz schleichen wollte, kam einer der PR-Chefs rein und schrie: „Definitiv unter den Top 5 der Betrunkenen!" Es war schrecklich.

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– Kelly

Der blutige Morgen danach

Letztes Jahr habe ich bei meiner Bürofeier Wein getrunken, weil ich bei der Tombola eine Flasche gewonnen hatte. Gegessen habe ich allerdings nicht sonderlich viel, weil es nur Häppchen gab, die ziemlich schnell weg waren. Nach der Party hat uns der Geschäftsführer noch mit in eine Bar genommen. Das Letzte, woran ich mich erinnere war, dass er mich anguckte und rief: „Die Drinks gehen auf mich! Whooo!" Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, war mein Gesicht blutverschmiert, ich hatte ein blaues Auge und mein Kopf fühlte sich an, als würde er explodieren. Ich habe meine Mitbewohnerin gefragt, was zur Hölle passiert sei und sie hat mir erzählt, dass ich mit dem Gesicht voran aus dem Taxi gefallen bin. Jetzt nutzt das komplette Büro meinen Namen, wenn sie eine bestimmte Art von Betrunkenheitszustand beschreiben wollen.

– Holly

Was ist das Purimfest?

Ich habe für ein jüdische Organisation gearbeitet und wurde in ein „Spaß-Kommitee" berufen, das verschiedene Büroveranstaltungen schmeißen sollte. Mein persönliches Ziel war es, unter allen Umständen zu vermeiden, Verantwortung für irgendeine der Partys tragen zu müssen. Damit war ich nicht allein—bis auf eine Frau, die fest entschlossen war, sich um wirklich alles zu kümmern. Als wir darüber sprachen, auch eine Veranstaltung für das Purimfest zu planen, war sie die Einzige, die sich bereiterklärte, sich darum zu kümmern. Das Problem: Sie war keine Jüdin.

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Das arme christliche Mädchen musste eine Party für eine Religion ausrichten, mit der sie nichts zu tun und von deren Fest sie noch nie gehört hatte. Schlussendlich hat sie es mit dem irischen St. Patrick's Day zusammengeschmissen, weil beides am selben Tag stattfand und es war nicht nur sehr seltsam, sondern auch tatsächlich lustig. Trotzdem hat sie mir Leid getan.

– Myra

Anschlag auf den Darm

Ich arbeitete bei einer Non-Profit-Organisation in Brattleboro, was im US-Bundesstaat Vermont liegt. Meine Chefin hat uns für die Weihnachtsfeier alle zu sich nach Hause eingeladen, was ich als Geste nach wie vor sehr süß finde. Sie hat Minz-Brownies gemacht, die ziemlich grellgrüne Flecken hatten. Ich muss zugeben, dass alles, was einen sehr unnatürlichen Grünton hat, für mich nicht wirklich appetitlich aussieht, weswegen ich sie dann auch nicht gegessen habe. Als ich am nächsten Morgen ins Büro kam, war außer meiner Chefin niemand da. Sie musste dann allerdings auch ziemlich schnell gehen, weil sie eine Lebensmittelvergiftung hatte. Sie war weiß wie ein Bettlaken.

– Chuck

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*alle Namen geändert