Eigentlich ist die Sinai-Wüste in Ägypten vor allem für fast endlose Weiten und ihre Stille bekannt. Jeden Januar wird das Zalaga-Tal im südlichen Teil der Wüste jedoch zum Schauplatz einer spektakulären Veranstaltung, nämlich eines der ältesten Kamelrennen der Welt.Kamelrennen sind im Nahen Osten ein beliebter Sport, dessen Anfänge mindestens bis ins 7. Jahrhundert zurückgehen. Vor allem in den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen Golfstaaten sind die Leute verrückt nach Kamelrennen, dort hat sich das Ganze zu einem millionenschweren Geschäft entwickelt. Vor über 3.500 Jahren haben Beduinen dort die ersten Kamele domestiziert und dazu eingesetzt, um mit schwerem Gepäck durch die Wüste zu ziehen.
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Bei modernen Kamelrennen laufen die Tiere normalerweise eine 1,5 bis 8 Kilometer lange Strecke und erreichen dabei Geschwindigkeiten von bis zu 65 km/h. Das Rennen im Zalaga-Tal ist mit 28 Kilometern Strecke allerdings viel länger, hier steht die Ausdauer im Vordergrund. Die Teilnehmer stammen aus den zwei größten Beduinen-Stämmen Sinais, den Tarabin aus dem Norden und den Muzeina aus dem Süden. Das Ganze ist ein friedliches Fest der Beduinen-Tradition, bei dem viele Familien und Stämme der Sinai-Halbinsel zusammenkommen. Aber auch eine Menge Touristen sind als Zuschauer dabei.
Jedes Jahr wählen die Stämme 30 junge Männer als Kameljockeys aus, dabei wird vor allem darauf geachtet, dass sie möglichst wenig wiegen. Am Renntag geht es dann direkt bei Anbruch des Tageslichts los, die jubelnden Fans folgen den Kamelen und ihren Reitern in Allradautos durch die Wüste. Die Stämme trainieren die Tiere setzen sie für den Wettbewerb auf einen strengen Ernährungsplan. Die Sieger des Rennens erhalten einen neuen Geländewagen sowie Geld – und sie können bis zum nächsten Wadi-Zalaga-Rennen natürlich mit ihrem Erfolg angeben.
Kamelrennen haben aber auch Schattenseiten: Seit mehreren Jahrzehnten werden Kinder aus Pakistan, Indien und Teilen Afrikas in den Nahen Osten verschleppt, damit sie dort als Kameljockeys antreten. 2005 verboten die Vereinigten Arabischen Emirate den Einsatz von Kindern bei Kamelrennen und ersetzten die minderjährigen Jockeys mit Robotern. Laut der NGO Anti-Slavery International wurden dennoch weiter Kinder gegen ihren Willen in den persischen Golf gebracht, damit sie dort Kamele reiten.
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Beim Wadi-Zalaga-Rennen ist das nicht der Fall, alle Teilnehmer dort stammen aus den Beduinen-Stämmen und lernen von ihren Familien und den Stammesältesten, wie man Kamele reitet. Nach drei siegreichen Jahren für den Muzeina-Stamm haben es die Tarabin 2021 übrigens wieder geschafft, die ersten drei Plätze zu belegen. Die Sieger feierten ihren Erfolg, indem sie mit Gewehren in die Luft schossen, später begann dann mit dem Rest der Jockeys die große Party. Wir durften das Rennen mit der Kamera begleiten.