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Die Menstruationsmaschine für ein besseres Miteinander

Sputniko! baut techno-feministische Maschinen, um die Gesellschaft zu verbessern. Und zwar mit dem von ihr gebauten Apparat zur Simulation von Menstruationsblutungen.

Sputniko! demonstriert die Maschine. Bild mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin und der transmediale.

Solltest du dir als Frau gewünscht haben, dass der männliche Teil der Bevölkerung deine allmonatlichen Qualen nicht nur versteht, sondern auch einmal selbst erlebt, dann könnte dein hehrer Wunsch schon bald Wirklichkeit werden und zwar dank dem von Sputniko! gebauten Apparat zur Simulation von Menstruationsblutungen. Die japanisch-britische Künstlerin baut Maschinen für ein besseres Zusammenleben der Menschen—aber nicht unbedingt zur Steigerung ihres Wohlbefindens.

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Der silberne Aluminiumgürtel ihrer Menstruationsmaschine ist mit unsichtbaren integrierten Elektroden ausgestattet und wird um die Taille geschnallt. Dazu kommt ein 80 Milliliter Tank mit Blut auf dem Rücken—dem eigenen Blut selbstverständlich. Während der Gürtel kleine Elektroschocks gen Magen schickt, tröpfelt das Blut aus dem Tank via Schlauch ins Höschen. Der ultimative Menstruationsspaß für jedermann.

Sputniko!'s Menstruationsmaschine aus ihrem Video mit dem Transsexuellen Takashi.

Sputniko! kommt aus einer Mathematiker-Familie und wurde quasi auf einer Festplatte gezeugt. Die Mathe- und Technikleidenschaft mischt sie mit Design und Musik zu einer großen Social Media-getriebenen poppigen Kunstmixtur, die sie viral sogar bis ins New Yorker MoMA gebracht hat. Immer angetrieben von der Frage, ob die Welt so sein muss, wie sie ist, und ob du dich dem humanoiden Regelwerk einfach so fügen musst.

Sie bezweifelt die vor allem in Japan strengen gesellschaftlichen Anforderungen, indem sie ihre Fragen in bonbonbunte Youtube-Hits verpackt und in die Welt schickt: Warum sollst du mit Menschen kommunizieren, wenn du lieber Tiere magst („Crowbot Jenny“), warum soll der erste Mensch auf dem Mond ein Mann und keine Frau in silbernen High-Heels gewesen sein („The Moonwalk Machine - Selena's Step“) und eben, warum müssen wir im Jahr 2014 immer noch menstruieren wie im Mittelalter?

Als ich Sputniko! in Berlin treffe, realisiere ich endgültig, dass ihre Maschinen für sie der handfeste, wissenschaftlich erprobte Nachweis ihrer Ideale sind—quasi der technische Beleg für die Machbarkeit einer Utopie:

„Wir haben die Wahl unsere Körperfunktionen durch Technik zu verändern und müssen nicht länger akzeptieren wie wir als menschliche Wesen funktionieren.“

Und wir alle optimieren uns bereits, zum Beispiel in der Kommunikation mit Handys oder im Internet. Für Sputniko! ist die Frage des „ob“ längst beantwortet—um ihre Ideale vom körperlichen Leben an einen realen Lifestyle anzupassen, sagt sie „ja“ zur technischen Optimierung.

Mehr über Sputniko! und ihr männliches Gegenstück zur Menstruationsmaschine, den Penis Cybernétique, erfährst du auf Motherboard.