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Freundschaft

Leute erzählen von den schlimmsten Ratschlägen, die sie jemals befolgt haben

Egal ob es von Kollegen, Nachbarn oder der eigenen Familie kommt: Nur weil etwas gut gemeint ist, muss es noch lange nicht gut sein.
Foto: Robert Couse-Baker | Flickr | CC BY 2.0

Wir sind Menschen, fehlbar und können in unserer kurzen Lebensspanne unmöglich genug Wissen anhäufen, um in jeder Situation die richtige Entscheidung zu treffen. Deswegen haben wir Freunde, Partner und Familie, die uns mit Rat und Tat zur Seite stehen können—und wahrscheinlich ist auch genau deshalb das Internet mit all seinen Frage-Antwort-Plattformen so ein wahnsinniger Erfolg geworden.

So gut gemeint ein Ratschlag aber auch sein mag: Oft genug macht er alles nur noch schlimmer. Wie die urbane Legende, die vor allem unter Teenagern grassiert, nachdem Zahnpasta Pickel über Nacht austrocknen lässt, tatsächlich aber alles nur noch schlimmer macht. Egal von wem sie kommen—von unseren Partnern, unserer Familie oder unseren Freunden—, schlechte Ratschläge lauern überall und die folgenden Geschichten erzählen von Momenten, in denen sie tragischerweise befolgt wurden.

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Eine Hochzeit löst alle Probleme

Ich war drei Jahre lang mit meinem Ex zusammen, unsere Beziehung basierte allerdings vor allem auf der phänomenalen sexuellen Chemie zwischen uns. So richtig überraschend war es also nicht, dass sich irgendwann unsere unüberwindbaren politischen Differenzen und unterschiedlichen Lebensvorstellungen nicht mehr wegdiskutieren ließen. (Außerdem hat mich seine Ex-Freundin extrem verunsichert. Die Beiden waren verlobt, als sie Schluss gemacht haben—kurz bevor wir uns kennenlernten.) Ein paar enge, bereits verheiratete Freunde sagten mir, dass eine Hochzeit eine großartige Geste sei, um dem anderen zu zeigen, wie ernst man es meint und dass es die Beziehung festigen würde. „Heirate ihn und dann wird alles gut!", quasi. Tatsächlich erschien mir der Bund der Ehe damals als mögliche Lösung für diese ganze Ungewissheit, also habe ich es gewagt. Leider lagen sie falsch: Wir haben uns kurze Zeit später scheiden lassen. —Ana*

Religiöse Männer sind die besten Partner

Mein Nachbar, ein enger Freund der Familie, hat mir mal geraten: „Selbst wenn er nicht immer nett zu dir ist, du wirst es niemals bereuen, mit einem Diener des Herrn zusammen gewesen zu sein." Kurz zuvor hatte ich ihm erzählt, dass mein religiöser Freund, mit dem ich seit drei Jahren zusammen war, andauernd gemein zu mir wäre und schreckliche Stimmungsschwankungen hätte. Wie sich herausstellte, hat Religiosität absolut nichts damit zu tun, dass man ein guter Mensch ist. Er meinte immer wieder, dass ich „nicht erlöst" werden würde und in die Hölle käme. Außerdem zwang er mich, mit in seine komische, sektenähnliche Kirche zu kommen.

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Eine andere These von ihm war es, dass ich immer allein bleiben würde, wenn ich ihn nicht heirate. Schließlich könne mich außer ihm niemand ertragen und selbst meine Eltern würden ihn anrufen und erzählen, wie verrückt ich sei. (Was eine offensichtliche Lüge war, weil sie ihn nie mochten.) Dennoch habe ich—wie so oft—trotzdem auf meinen Nachbarn gehört und versucht, die Beziehung viel länger am Laufen zu halten, als ich es hätte tun sollen. Schließlich haben wir dann aber doch Schluss gemacht. —Alicia*

Therapeuten wissen immer, wovon sie reden: Teil 1

Ich leide seit der Schulzeit unter einer Angststörung und Schlaflosigkeit, die bereits von mehreren Psychiatern diagnostiziert wurde: Ich schlafe zum Teil eine ganze Woche lang nicht und habe Panikattacken. Normalerweise bekomme ich dagegen Beruhigungsmittel verschrieben. Allerdings bin ich von Natur aus ziemlich aufgedreht und die Dosis Clonazepam, die einen normalen Menschen einschlafen lässt, bringt mich nur ein wenig runter. Als ich mit 22 nach New York zog, fand ich über ein Ärztesuchportal einen neuen Seelenklempner. Sie beschrieb ihre Methoden von Vornherein als „ungewöhnlich" und meinte dann, dass ich in Wahrheit unter einer schweren Form von ADHS leiden würde, die nur noch nicht diagnostiziert wurde. Meine Ängste, Panikattacken und Schlafstörungen seien nur die Nebenwirkungen dieser unbehandelten Erkrankung. Sie hat mir daraufhin 10 mg Adderall verschrieben, das ich zweimal täglich einnehmen sollte.

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Am ersten Tag machte mich das Adderall komplett irrational und wütend. Bei der Arbeit habe ich beispielsweise E-Mails verschickt, die überhaupt keinen Sinn ergaben. Schließlich nahm mich mein Chef zur Seite und fragte mich, was in mich gefahren sei. Am selben Abend nahm mich mein Freund mit zur Geburtstagsfeier seiner Ex-Freundin, die als Domina arbeitet und unglaublich schön ist. Die gesamte Runde bestand aus ihr, ihrem Mann, ihrer Mutter, mir und meinem Freund. Ich war eingeschüchtert und von dieser Adderall-Sache vollkommen fertig—ich glaube, ich muss nicht erst sagen, dass der Abend schrecklich war. —Grace*

Therapeuten wissen immer, wovon sie reden: Teil 2

Als ich anfing zu studieren, habe ich den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen—genauer gesagt, zu meiner gesamten Familie, aber eigentlich ist nur noch meine Mutter am Leben. Sie hat mich in meiner Kindheit verbal, körperlich und emotional misshandelt. Einmal hat sie mich fast umgebracht und auch sonst konnte sie mir keinerlei Lebensqualität bieten. Als ich dann nach New York zog, hatte ich eine sehr freudianische Therapeutin, die darauf bestanden hat, dass ich weiter Kontakt zu meiner Familie habe. Schließlich wäre das der einzige Weg, um "wirklich gesund zu werden". Meine damalige Freundin war derselben Meinung und mein komplettes folgendes Jahr bestand mehr oder minder daraus, von meiner Mutter gestalkt zu werden. Sie schickte mir Pakete auf die Arbeit oder E-Mails, von denen ich einen Nervenzusammenbruch bekam. Machmal rief sie auch einfach nur an, „um Hallo zu sagen".

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Einen großen Teil meines emotionalen und mentalen Rüstzeugs, dass ich mir angelegt hatte, um durch den Tag zu kommen, trug ich mit mir herum, weil ich ständig damit rechnen musste, dass sie sich bei mir meldete. Nach einem dieser Zwischenfälle habe ich meiner Therapeutin dann schließlich eine Nachricht geschrieben und ihr gesagt, dass ich mir jemand anderen suchen werde. Mittlerweile bin ich mit einer Frau verheiratet, die ihre Familie ebenfalls (weitestgehend) von sich fernhält und kein Interesse daran hat, dass ich mich wieder mit meiner Peinigerin versöhne, nur weil sie mich geboren hat. —Russ

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Drogen sind keine Alternative zu Kaffee

Kurz nach dem Jurastudium habe ich für eine große hochtrabende Firma gearbeitet, die jeden Sommer eine riesige Party in einem dieser Schickimicki-Golfclubs veranstaltet hat. Das war ein Anblick, den ich nicht gewohnt war. Der Mitbewohner eines Kollegen kam ebenfalls zu der Party und brachte sehr viel Kokain mit. Da jeder eine Line zog, tat ich es auch, obwohl ich am nächsten Morgen ins Gericht musste. Es wurde immer später und ich beschloss, dass es wohl das Beste wäre, nach Hause zu gehen und mich auszuschlafen. Doch einer meiner besten Freunde in der Firma meinte, dass es besser wäre, noch mehr zu koksen, weil ich wahrscheinlich sowieso kein Auge zumachen würde. Auf diese Weise bräuchte ich „noch nicht mal Kaffee, um wach zu werden!" Ich befolgte seinen Rat.

Als die Sonne aufging und ich mit dem Auto auf dem Weg zum Gericht war, begannen die Drogen nachzulassen. Ich musste rechts ranfahren und mich übergeben—immer und immer wieder. Ich hielt an, übergab mich und stieg wieder in meinen Wagen, hielt an, übergab mich, stieg wieder in den Wagen. Als ich schließlich im Gerichtssaal stand und an der Reihe war, um meinen Antrag zu stellen, musste ich mich noch mal übergeben. Als wäre das nicht schlimm genug, schien ich auch noch ziemlich drauf zu sein, denn ich fing an, super schnell zu reden, damit ich so schnell wie möglich auf die Toilette rennen konnte. Meine Freunde saßen hinten im Zuschauerraum und lachten die ganze Zeit über. Ihr Rat war furchtbar, aber der Richter gab meinem Antrag trotzdem statt! Nachdem er meinte: „OK, Sie haben gewonnen", rannte ich aus dem Gerichtssaal, auf die Toilette und übergab mich viermal in ein Urinal. Meine ganze Krawatte war voll. —Nick


*Namen wurden geändert.

Foto: Robert Couse-Baker | Flickr | CC BY 2.0