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Die Wählervereinigung "Wir für Leipzig" hat ein Tweet-Kunstwerk der Ekelhaftigkeit geschaffen

"Abartige Schwuchteln", Pädophile und Holocaust-Witze—in einem einzigen Tweet.

Manchmal gibt es Tweets, die ein Gesamtkunstwerk sind. Ein ekelhaftes, trauriges und menschenverachtendes Gesamtkunstwerk. Aber ein Gesamtkunstwerk. Ein Tweet der Wählervereinigung "Wir für Leipzig" ist das neueste Beispiel für dieses unterschätzte Genre:

Die @gruene_leipzig mit Stand bei den abartigen Schwuchteln des #CSD da passen sie sehr gut hin, die kiffenden Pädos.Halt Jedem das Seine :)
— Wir für Leipzig (@Wir_fuer_Lpz) July 16, 2016

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Das ist die Message, die das rechte Bürgerbündnis ihren Wählern zum Leipziger Christopher Street Day mitgeben will: LGBT*s sind abartige Schwuchteln und Grüne sind pädophile Kiffer. Für Perfektion reicht das selbstverständlich noch nicht. Abgerundet wird das Ganze mit "Jedem das Seine", einem Spruch, der von innen lesbar über dem Haupttor des KZ Buchenwald angebracht war. In der Pflichtnote ganz weit vorne. Fehlt nur noch ein Detail, um auch die Kür zu perfektionieren: Die Wählervereinigung rundet ihren Tweet mit einem lächelnden Smiley ab. Nichts schreit so sehr nach einem freundlichen Gesicht wie Volksverhetzung.

Wenig überraschend ist das Personal der Wählervereinigung nicht das sympathischste. Der Vorsitzende Enrico Böhm war früher der Anführer der Neonazi-Hooligans "Blue Caps". Zwischen 2007 und 2015 hat Böhm zwölf Vorstrafen gesammelt. Zuletzt wurde er im Dezember 2015 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er eine Radfahrerin angegriffen und als "Zeckenschlampe" beleidigt hatte.

2014 wurde er als Vorsitzender des NPD-Kreisverbandes in den Stadtrat gewählt. Im Februar 2016 schloss ihn seine Partei aber wegen "parteischädigenden Verhaltens" aus. Wobei man ernsthaft die Frage stellen könnte, was das im Fall der NPD denn bitte noch sein könnte, nach Kindesmissbrauchsvorwürfen, einer Pornodarstellerin und (natürlich) geschmacklosen Holocaust-Relativierungen. Seitdem ist Böhm der Vorsitzende von "Wir für Leipzig" und sitzt weiterhin im Stadtrat.

Sollte sich demnächst jemand finden, der einen Award für Verrohung und Stumpfheit verleihen möchte, wüssten wir jedenfalls, wer der Star auf dem roten Teppich wäre. Herzlichen Glückwunsch.

Stefan ist auch bei Twitter.