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Der Untergang der alten Republik!

Vor langer langer Zeit hätte diese Galaxie enden sollen.

Also wir machen hier eine Ausnahme und lassen ein PC-Spiel über uns ergehen, was meinen elitären Apfel-Urtrieben etwas zuwider geht. Außerdem scheint mir der Sternenkrieg als WoW-Ableger sowieso nicht vertretbar. Wie können die Programmierer der Star Wars: The Old Republic aus einer Welt, die umstrittene Zeiteinheiten wie "Parsecs", zig extraterrestrische FX-Fantasy-Spezies und technisch vage Bezeichnungen wie „Blaster" hervorgebracht hat, ein ausgeglichenes Punkte- und Erzählsystem zusammenpfuschen?!

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Old Republic probiert aber genau das, denn es ist ein MMORPG. Das klingt nach einer seltenen Abart von Nierenkrebs, bedeutet aber eines dieser Online-Rollenspiele, wo tausendende Koreaner und deine Granny zusammenkommen, um furchtbar zeitraubende, senil-monotone Botengänge zu erfüllen. In Mini-Missionen sammelt man erst mal über Monate hinweg Wookie-Sackhaare oder Roboterüberreste, nur um dann an irgendeinem Gruppen-Genozid auf Naboo teilnehmen zu können. Man gibt alles, um ein weiteres Level aufzusteigen, monatliche Teilnahmegebühren, den Feierabend und adäquate Hydrierung!

Das ist sogar mir auf Dauer zu blöd, und ich habe mit meiner allerersten Freundin Schluss gemacht, weil ich bei Duke Nukem 3D weiterkommen wollte. Was macht denn wirklich Spaß an solchen Sisyphos-Lichtsäbeleien? Genau, die Illusion von Individualität. Bei der Gestaltung der Spielfigur und beim Gameplay hat man scheinbar alle möglichen Freiheiten. Das ist natürlich absoluter Schwachsinn. Dann habe ich mir aber kichernd bei der Charaktererstellung meinen ersten fiesen Kopfgeldjäger à la Bobba Fett geschnitzt (siehe awesome Close Up mit Planetenpanorama) und zugegeben, stolz bin ich schon auf den Jungen.

Auch wenn er noch keinen coolen Helm hat, scheinen seine kaltblütigen Augen zu gurren: „Do you want me to give you a Sith-Job?" Die monumentale Hintergrundgeschichte spielt ewig lange vor den Film-Episoden, Zeiten, in die sich höchstens Comics einmal verlaufen haben könnten. Jedi kämpfen gegen Typen mit Hoodies, das war auch damals schon so, und wenn man Geduld hat und genug mit 35 noch Student sein möchte, kann man die entscheidenden Schlachten der weit, weit entfernten Galaxie mitentscheiden.

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Ich bin am Anfang gleich meinem ersten schwabbeligen Hutten über den Weg gelaufen und muss gestehen, außer dass er scheiße animiert war, sind die ganzen Storylines echt mit viel Herzblut versehen. Anarchos können auch als Sith-Imperialist mit den richtigen Entscheidungen zum Guten tendieren. Klingt zwar wenig originell, ist aber knackig in die ganzen Geschichten eingebacken. Leider habe ich Star Wars: Old Republic über Weihnachten am altersschwachen Mama-Computer ausprobiert und direkt einen Fatal System Error beschworen.

Einen Neustart und Backup-Stunden später war alles wieder in Ordnung, nur das Spiel war wie von Jar-Jar-Hand von der Festplatte verschwunden. Da mir leider die Antworten zu meinen Sicherheitsfragen wie "Wer ist dein Lieblingsschaupieler" einfach nicht mehr einfallen und ich bei keiner kostenpflichtigen Hotline anrufen will, bin ich Star-Wars-los. Scheiß Sicherheitsnazis, Da bringt mir auch eine Mail nichts, die so beginnt: „Hier spricht Protokoll-Droide M0-T0, Roboter Mensch Kontakter." Ohne Scheiß!

Vielleicht packe ich meinen (zugegeben) saucoolen Zorén irgendwann wieder mal aus, am Lebensabend für ein erfrischendes Jedi-Massaker. Es macht ja letztlich doch richtig Spaß. Leider ein Spaß, der mit viel Aufwand verbunden ist und bei dem in Stimmung zu kommen schwierig ist, wenn man sich durch ein Kult-Universum schießt, an dem seit mehr als dreißig Jahren herumgedoktert wird. Meine Bewertung des Spiels Old Republic ist so unentschieden wie dessen Existenzberechtigung.

Josef auf Twitter: @theZeffo