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Sexismus

Generationen von furchtlosen Frauen haben Männer-Chips gegessen

Der Hersteller der Nacho-Marke Doritos hat Damen-Snacks angekündigt (und nach viel Kritik wieder zurückgezogen). Schwestern, vergesst nicht eure Vorkämpferinnen, die keine Wahl hatten, als maskuline Chips zu verzehren.
Die Suffragette Emily Pierson nimmt mutig Männerchips entgegen, New York, 1915 | Foto: Gemeinfrei

Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von den Autorinnen der feministischen Satire-Website Reductress.

Lange Zeit quälten sich Frauen mit Chips, die männlich-laut knuspern und viel zu viel kleckern. Doch im Februar 2018 erschien ein Silberstreif am Horizont unseres Leids: Die CEO von PepsiCo, Indra Nooyi, hat "Snacks für Frauen" angekündigt, wie Doritos, die "in der Öffentlichkeit nicht zu laut knuspern" und in die Handtasche passen. Mit einer "Damenversion" der beliebten Tortilla-Chips können wir in der Mittagspause neben unseren lauten männlichen Kollegen noch unsichtbarer werden! Göttin sei Dank!

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Doch in einer utopischen Welt der weichen, femininen Snacks ist es wichtig, zurückzublicken und die mutigen Frauen zu ehren, die für uns gekämpft haben. Frauen, die selbst keine Wahl hatten, als auf Snacks herumzukauen, die ihre ganze Identität gefährdeten.

Diese Frauen sind so verschieden wie die Blumen auf dem Felde, aber eins haben sie gemeinsam: Jahrzehntelang schluckten sie ihren weiblichen Stolz herunter, rauchten eine Menge Gras und stopften sich dann eine Faustvoll fettige Chips nach der anderen in den Schlund. Es gefiel ihnen vielleicht nicht, aber diese Heldinnen taten es trotzdem, weil sie keine Wahl hatten. Weil die Welt ihnen keine Wahl ließ.

Ein absolut nicht nachbearbeitetes Foto von Suffragetten 1913 in Washington, D.C., die mutig Männer-Doritos essen | Foto: Gemeinfrei

Diese Frauen mussten sich entscheiden: entweder für die Mädchenwelt, in der ihnen Ehe und Kinderkriegen vorbestimmt war, oder für die Dorito-Welt, wo faule Gestalten in Schlabberpullis Bong rauchen, Rick and Morty schauen, Cola trinken und Käsestaub in ihre Second-Hand-Sofas furzen. Und das, meine femininen Freunde, erfordert wahren Mut.

Unbeirrt und unerschüttert gingen diese Frauen auf die Straße, oder in Pausenräume, stille Ecken im Park oder in ihre eigenen Betten, um widerwillig und geräuschvoll Snacks zu vernichten, die ihre Finger vor lauter Würzmischung unbrauchbar machten. Diese monumentale Aufgabe fiel ansonsten immer Männern zu, aber diese tapferen und unbeschreiblich bekifften Frauen gaben alles und schütteten sich tütenweise Krümel hinter ihre dreckigen, schändlichen Kiemen, die Hände vom Käsepulver entstellt.

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Und zweifellos fragten sie sich während dieses selbstlosen Einsatzes: "Ist das die Chipswelt, die unsere Töchter mal von uns erben werden?"

Zwar hat PepsiCo inzwischen beteuert, dass keine "Lady Doritos" entwickelt werden, aber es ist dennoch erbaulich, dass der Konzern endlich auf die echten Alltagssorgen seiner Kundinnen eingeht. Man hat unseren fordernden Schrei laut und deutlich vernommen: Wir wollen staubfreie, klanglose Nachos, die wir in der Öffentlichkeit essen können, ohne die Schande von Knuspergeräuschen oder Käsepulver an den Händen. Endlich findet ein öffentlicher Dialog statt. Es kann nicht mehr lang dauern, bis wir die getreidene Decke durchbrechen!

Doch wir dürfen nicht nur von unserer schönen neuen Welt träumen, in der Frauen nie wieder ein Geräusch von sich geben. Wir müssen der Frauen gedenken, die vor uns kamen, und all jenen Tribut zollen, die für diese Revolution gekämpft haben. Es sind Frauen wie die Suffragetten, die uns zwar ein wichtiges Menschenrecht sicherten, aber dennoch ihre Nachofinger an ihren Schärpen abwischen mussten wie genderverwirrte Untermenschen. Es sind Frauen wie die Fabrikarbeiterinnen des Zweiten Weltkriegs und die Trümmerfrauen, die ganze Länder wieder aufbauten, nachdem Männer sie zerstört hatten – und die bewiesen, dass Frauen wenn nötig sogar laut knuspern können.