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Popkultur

Die letzten Tage des Walter White

'Breaking Bad' jetzt mit 100% mehr Beklemmung, Zwangsalmosen und einem möglichen Saul Goodman Spin-Off.

Seit gestern läuft auf AMC die fünfte und letzte Staffel von weiter, mit fast einem Jahr Pause dazwischen. Bald wird es eng für den Herrn Chemie-Professor Walter White. Drogen kochen und es vertuschen sind wohl doch nicht die einfachsten Hobbys. Bryan Cranston, Gesicht und Produzent der Serie, sowie Vince Gilligan, das geniale Meisterhirn hinter dem gesamten Feinschmeckerdrama, haben über die letzten fünf Jahre hinweg ein sexy hochwertiges Stück Kulturgut gebastelt, einen neuen Standard für Qualität in der TV-Landschaft gesetzt und uns unterbewusst alle ein bisschen geil auf das knusprige, blauleuchtende Meth gemacht.

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Breaking Bad

Jetzt stellen sich ein paar Fragen: Wie "bad" kann Walter eigentlich noch werden, findet Jesse alles raus und gibt es tatsächlich einen blutigen Schwager-Showdown (vielleicht mit der schweren MG, die uns in den Vorblick-Szenen dieser Staffel immer schon unter die Nase gehalten wird)? Wenn ihr absolut spoilerfrei bleiben wollt, solltet ihr spätestens nach dem nächsten Absatz aufhören zu lesen. Aber andererseits … ihr seid ja keine Babys mehr. Lest ruhig weiter.

Bryan Cranston, der bewiesen hat, dass Slapstick und Komödie wie Malcolm in the Middle keine Stigmata sein müssen, war übrigens auf der Comic-Con mit einer ziemlich lebensechten Walter White-Maske unterwegs und ist kurzerhand zur coolsten Sau des Tages gekrönt worden. Er hat—bis dahin unerkannt—in seiner Meta-Verkleidung bei der "Offenbarung" während der Breaking Bad-Konferenz sicherlich ein paar Nerd-Gehirne weggesprengt. "Ich habe neben ihm gepisst!" Zum Abschluss schmuste Aaron Paul, der Typ, der Jesse Pinkman spielt, den irgendwie perversen Doppelkopf noch ordentlich ab.

Wir haben uns die neue Folge von Breaking Bad natürlich sofort einverleibt und müssen sagen, hier geht es eher frostig und weniger romantisch zu. Es hat sich nicht viel verändert an der Tristesse der Serie sowie an der Tendenz, dass alles nur noch beschissener wird. Walter lügt seinen Meth-Saucier Jesse weiterhin direkt ins Gesicht, ohne dabei eine faltige Miene zu verziehen und treibt den jungen Freitzeitjunk dadurch in immer tiefere Identitätskrisen. Wohin mit seinem ganzen Arab-Money?! Jesse dreht langsam aber sicher durch und will sich durch Zwangsalmosen, die er teilweise an die ganze Nachbarschaft ausliefert wie die Morgenzeitung, ein Stück Seelenfrieden erkaufen.

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Mit der wohl verdienten Pensionsruhe für Chef-Meth-Koch Walter White wird es wohl auch nichts, da letzte Folge Polizei-Häuptling und Schwager Hank mehr oder weniger beim Scheißen auf ein Indiz gestoßen ist, das ein ganzes Drogenimperium mit den schrulligen Familienvater verbindet. Die Heimfahrt von der erkenntnisreichen Grillparty wird für Hank zum zittrigen Lindsay Lohan-Ausflug, da er allmählich begreift, dass gerade alle gemütlich Würstel in Anwesenheit von Kingpin Heisenberg geteilt haben, der für dutzende Morde verantwortlich ist und den Drogengott Guz Fring das Gesicht abgesprengt hat. Zusammen mit seinen neu aufgerollten Ermittlungen sehen wir noch einmal das ganze Ausmaß von Walters über die Jahre angesammelter Shitlist.

Am besten weiß Saul Goodman, der Rechtsvertreter der Drogenkaiser, was sich bei Walters und Jesses Geschäftchen alles an Dreck angesammelt hat. Diese Figur jongliert mit Paragraphen und hat noch immer einen Weg durch legale Grauzonen gefunden. Da dermaßen viel Potential in dem schleimigsten aber auch begabtesten der Arschloch-Anwälte steckt, hat Show-Vater Vince Gilligan auch schon den tiefgehenden Wunsch geäußert, diesen Charakter in einem Spin-Off weiter zu begleiten. Das Projekt befindet sich noch in der Konzeptionsphase, aber ich würde eine "Call Saul" Serie sofort schauen.

Nun heißt es bald Glatze gegen Glatze. Gattin Skyler White beginnt unglücklicherweise wieder an so etwas wie eine Zukunft für ihre Familie zu glauben, Hank muss den Tritt in die Eier erst mal verdauen und (SPOILER!) Walters Krebs ist zurück, was aber eh in der letzten Folge schon angedeutet wurde. Wir freuen uns/hoffen schon auf unangenehme Stimmung, rotzfreche Lügen und eine Eskalation auf höchster Stufe. AMC hat es geschafft, mit The Walking Dead und Mad Men die Leute wie noch nie an die Fernseher zu fesseln und jetzt ist endlich auch Breaking Fucking Bad zurück und, Baby, es macht mehr Spaß als zuvor.

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Für alle, die gerade nicht ihren Urlaub in Amerika verbringen und deshalb live mitschauen können und hierzulande ganz einfach nur den Fernseher einschalten wollen, gibts die Möglichkeit, die Folgen 48 Stunden nach der Erstaustrahlung auf AXN HD, oder, sogar ganz ohne Fernseher auf Sky Go und Sky Anytime zu schauen.


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