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esoterik

"Ich höre sie in meinem Kopf": Warum Frauen an Feen glauben

Laut einer aktuellen Studie haben 44 Prozent der Briten schon einmal eine Fee gesehen. Drei Frauen erzählen, warum diese Begegnungen auch Angst machen können.
Fae-Herausgeberin Karen Kay (links) und "Blood Moon Milk"-Moderatorin Arianna Nadine | Fotos: privat

Kleine, geflügelte Kreaturen, die durch unsere Gärten und Wälder schweben und die Bäume und Pflanzen beschützen, in denen sie wohnen: Diese Vorstellung fasziniert unsere Gesellschaft schon lange. Egal ob nun Tinkerbell aus Peter Pan oder die Charaktere aus FernGully, Feen sind bis heute ein fester Bestandteil vieler Kindergeschichten. Neue Studien zeigen allerdings, dass auch überraschend viele Erwachsener an die Fabelwesen glauben.

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44 Prozent der 1.602 Britinnen und Briten, die von Simon Young und Ceri Houlbrook befragt wurden, behaupten, schon einmal eine Fee gesehen zu haben. Ihr neues Buch Magical Folk: British and Irish Fairies 500 AD to the Present ist seit fast einem halben Jahrhundert die erste umfangreiche Abhandlung zu diesen Wesen. "Ein Phänomen, das weder eindeutig bewiesen noch eindeutig widerlegt werden kann, hat immer etwas Faszinierendes an sich", sagt Young. "Obwohl sie schon seit langer Zeit in unserer Kultur existieren, stehen Feen immer noch irgendwo zwischen Realität und Fiktion. Sie sind gleichzeitig greifbar und geheimnisvoll."

Vor allem aber scheinen Feen sich bevorzugt Frauen zu zeigen. 68 Prozent der Personen, die bereits eine solche übersinnliche Begegnung gehabt haben wollen, sind weiblich. "Mein Freund und ich bemerkten einen gräulichen Schatten ungefähr Hundert Meter von uns entfernt”, erinnert sich eine der Studienteilnehmerinnen. “Zuerst dachten wir, einen großen Hund oder ein Reh gesehen zu haben. Aber dann verschwand der Schatten in einem Ast und kam danach wieder hervor – diesmal als zwei weibliche Wesen. Beide trugen lange Kleider und hatte Flügel. Ihr Lachen konnte ich im ganzen Körper spüren, es war wie ein plätschernder Bach oder raschelndes Laub."


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In der Folklore werden Feen oft mit der Natur in Verbindung gebracht. Dazu passen auch die Ergebnisse von Youngs und Houlbrooks Studie: 27 Prozent der Begegnungen fanden im Wald statt. Die idyllische Umgebung erklärt vielleicht, warum die Fabelwesen auch weiterhin als Gegenstück zu unserer industrieller und urbaner werdenden Welt gelten. Arianna Nadine, eine praktizierende Hexe und Co-Moderatorin des Astrologie-Podcasts Blood Moon Milk , bestätigt, dass der Wunsch nach einer tieferen Verbindung mit der Natur ihre Faszination für Feen bekräftigt habe.

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"Ich habe mich schon immer für die Natur, Tierrechte und Recycling begeistert. Zudem besitze ich ein Gespür für Tiere", erzählt Nadine. "Ich sehe die Erde als intelligentes Bewusstsein an. Daraus ist meine Beziehung zu Feen und den Geistern dieser Erde entsprungen."

Kontakt zu Feen aufzunehmen, ist laut Nadine nicht schwer. Allerdings sollte man vorsichtig mit den Fabelwesen umgehen – die hätten nämlich ziemlich große Egos und seien schnell eingeschnappt. ”Ich biete ihnen täglich Weihrauch an, danke ihnen für bestimmte Dinge in unserer Natur – etwa Regen oder Bienen – und sage ihnen, dass ich mich immer an sie erinnern werde”, erzählt die Moderatorin. Zusätzlich sei sie deutlich umweltbewusster geworden. “Auf meiner Veranda steht immer frisches Vogelfutter bereit, ich kümmere mich um meine Pflanzen und ich sammle herumliegenden Müll auf."

Aber was passiert, wenn man eine Fee auf dem falschen Fuß erwischt? Das letzte Mal, dass abwegiges Verhalten der Wesen Schlagzeilen gemacht hat, war im Jahr 1895, als die Irin Bridget Cleary von ihrem Ehemann ermordet wurde. Er behauptete nach der Tat nämlich, dass Feen die echte Cleary entführt hatten und er lediglich die "Ersatzfrau" getötet hatte. Heute wird die Tat als das gesehen, was sie war: ein besonders schreckliches Beispiel für häusliche Gewalt.

Dennoch beschrieben 27 Prozent der Menschen aus Magical Folk, die schon mal eine solche Begegnung gehabt hatten, die Wesen als unfreundlich oder gar feindselig. "Eine mittelalte Frau beobachtete eine Fee dabei, wie die Kinder am Ufer eines Flusses entlangjagte. Sie implizierte, dass die Fee die Kinder ertränken wollte", erinnert sich Young. "Solche Begegnungen mit Feen hat es aber schon immer gegeben. Diese Wesen sind nicht immer nur süß und nett, in vielen geschichtlichen Erzählungen besitzen sie eine fiese oder grausame Seite."

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Fae-Herausgeberin Karen Kay wurde durch ihre Feen-Begegnung zu dem Magazin inspiriert | Foto: privat

Die 30-jährige Keramikerin und Feen-Liebhaberin Heather sorgt deswegen dafür, dass die Wesen ihr wohlgesonnen bleiben: "Direkt vor meinem Atelier habe ich einen Altar für sie gebaut. Darauf hinterlasse ich ihnen immer Brot, Honig und Kristalle.” Wie bei 35 Prozent der Studienteilnehmer sollen auch Heathers Feen-Begegnungen nur wenige Sekunden gedauert haben. "Ich sehe die Feen meistens nur in meinem peripheren Sichtfeld und selten für ein paar Sekunden auch direkt", sagt sie.

Andere Frauen berichten von langfristigen Beziehungen zu Feen, die ihr Leben verändert haben. Karen Kay, eine in Cornwall lebende Event-Organisatorin und Herausgeberin des Fae-Magazins, redet laut eigener Aussage täglich mit den mystischen Kreaturen – meistens findet der Austausch telepathisch statt.

"Ich höre sie in meinem Kopf. Alles wird dann besser, ich bekomme eine Gänsehaut und verspüre ein gewisses Kribbeln. Ein wunderschönes Gefühl – so, als würden Wellen der Magie über mich kommen", sagt Kay.

Ihre Erfahrungen mit Feen sind aber auch visueller Natur: "Feen zeigen sich mir normalerweise in Form von kleinen Blitzen. Als ich aber einmal auf der Autobahn fuhr, erblickte ich plötzlich ein riesiges Paar Beine am Horizont", sagt sie. "Diese Beine gehörten zu einer Fee, die neben einem Baum stand. Als ich darüber nachdachte, ergab das alles Sinn: Eine Fee ist natürlich genauso groß wie die Pflanzen oder die Bäume, die sie beschützt. Großer Baum bedeutet große Fee, ganz einfach."

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Laut Kay haben die Feen ihr über die Jahre verschiedene Aufgaben gegeben – vom Müllsammeln bis hin zur Organisation eines Festivals für andere Feen-Fans. Von der Idee mit der Veranstaltung war Kay nicht sonderlich begeistert. Sie hatte Angst, was ihr Umfeld über sie denken würde. "Aber die Feen bestanden darauf, denn das würde Vertrauen zwischen uns aufbauen." Das Festival war ein voller Erfolg und Kay gründete mit Fae daraufhin ein Magazin, in dem sich alles um das Thema Feen dreht.

Feen sind nicht nur übersinnliche Wesen, sie besitzen der Legende nach auch Kräfte, die zweifelsohne feminin, aber nur schwer zu greifen sind. So existieren sie, vom Großteil der Leute unbeachtet, am Rande der patriarchalen Gesellschaft. Kein Wunder eigentlich, dass sich so viele Frauen zu ihnen hingezogen fühlen. Nadine sieht jedoch vor allem das Thema Naturschutz als Grund dafür, dass der Glaube an Feen sich bei vielen bis ins Erwachsenenalter hält.

"Ich glaube, dass wir uns um die Erde kümmern müssen. Die Geister der Erde und die Feen brauchen unsere Hilfe”, sagt sie. “Auch wir sind Teil der Natur und wir fahren das Ganze schneller an die Wand, als es Mutter Natur wieder hinbiegen kann."

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