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"Verrückt": Selbst die 'CryptoKitties'-Entwickler können sich den Hype um die digitalen Kätzchen nicht erklären

Für ein paar digitale Cartoon-Kätzchen auf der Blockchain blättern Menschen gerade bis zu 90.000 Euro hin. Warum wird das Spiel 'CryptoKitties' so gehypt – und bei wem landet das Geld?
Screenshot: cryptokitties.co

Das Ethereum-Netzwerk ist um ein Phänomen reicher. Auf einem Hackathon wurde im Oktober ein Spiel namens CryptoKitties vorgestellt, das sich in kürzester Zeit zum größten Hype auf der Blockchain entwickelte. Einige der digitalen Kätzchen sind inzwischen zu wahren Sammlerstücken mutiert und werden für über 90.000 Euro gehandelt. Dabei handelt es sich bei den Kryptokätzchen um nicht mehr und nicht weniger als Code-Schnipsel auf der Ethereum-Blockchain.

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Das Spiel funktioniert folgendermaßen: Alle 15 Minuten generiert der CryptoKitties-Code automatisch ein neues Kätzchen der Generation Null. Diese sogenannten gen0-Kätzchen werden an den Meistbietenden versteigert und können dann zum Handeln und "Züchten" verwendet werden. Um zwei Kätzchen zu paaren, müssen Nutzer eine Gebühr in Ether, der hauseigenen Kryptowährung des Ethereum-Netzwerks, zahlen. Dann werden die Codes der beiden Katzen kombiniert, so dass ein neuer Code-Schnipsel, also ein neues Kätzchen, entsteht. Der Code bestimmt dabei das Aussehen, die sogenannten cattributes, der Katze und somit auch ihren Wert. Dank der Blockchain kann jeder die Vorgänge nachvollziehen und weiß mit Sicherheit, dass jedes Kätzchen einzigartig ist.

Die CryptoKitties sind bei enthusiastischen Züchtern so beliebt, dass einzelne Kätzchen mehrere Tausend Euro wert sind. Doch nicht alle sind von dem Game begeistert, schließlich legt der Katzen-Traffic inzwischen das gesamte Ethereum-Netzwerk lahm.

Hinter dem fluffigen Spiel steckt die kanadische Firma Axiom Zen, die gutes Geld mit dem Hype verdient. Zwar sind keine genauen Umsatzzahlen bekannt, aber wenn man bedenkt, dass zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits über 12,5 Millionen Euro für den Handel mit den Kätzchen ausgegeben wurden, so hat das Unternehmen alleine an diesen Verkäufen 470.000 Euro verdient, denn sie erhalten für jede Transaktion 3,75 Prozent. Zusätzlich verdienen sie Geld mit den brandneuen Kätzchen, die alle 15 Minuten generiert werden.

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Um einen besseren Einblick in das rasant wachsende Katzenimperium zu gelangen, haben wir mit Arthur Camara gesprochen, der als Software-Entwickler im CryptoKitty-Team arbeitet.

Screenshot: cryptokitties.co

Motherboard: Was würdest du Leuten entgegnen, die CryptoKitties als Sammel-Hype bezeichnen, ähnlich wie die Beanie Babies in den 90er Jahren?

Arthur Camara: Denen würde ich erklären, dass die CryptoKitties Menschen das Prinzip der Blockchain näher bringen sollen, denn diese Technologie wird die Welt verändern. CryptoKitties revolutioniert die Branche, indem es den Markt für Menschen zugänglich macht, die bisher gar nichts mit Kryptowährungen oder der Blockchain zu tun hatten.

Es gibt Menschen, die über 90.000 Euro für CryptoKitties ausgeben. Findest du, dass das Spiel über euer pädagogisches Ziel hinaus geschossen ist?

Das war nie unsere Absicht. Wir möchten, dass CryptoKitties für einen Dollar verkauft werden. Wir finden diese Summen verrückt, aber wir wollten das Spiel zugänglich gestalten. Wir wollten, dass die Community selbst bestimmen kann, welche Eigenschaften sie für wertvoll halten. Jeder soll das Kätzchen kaufen können, das für ihn am attraktivsten ist. Wir sind definitiv überrascht, dass das Spiel derartig durch die Decke gegangen ist und wir hätten nie erwartet, dass Leute ihre Kätzchen für mehrere Tausend Dollar verkaufen würden. Aber für uns ist es das Wichtigste, dass das Spiel Spaß macht und für alle zugänglich ist.

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Habt ihr das Gefühl, dass der Hype inzwischen zu weit geht?

Wir hatten zwar große Ziele, doch wir hätten nie gedacht, dass wir sie so schnell erreichen. Wir dachten, dass CryptoKitties innerhalb von sechs Monaten sehr beliebt werden könnte, wir konnten nicht ahnen, dass es nur eine Woche dauern würde. Das ist gleichzeitig toll und verrückt.

Wie lange hat dein Unternehmen vor der Veröffentlichung an dem Spiel gearbeitet?

Mack und Dieter hatten die Idee für das Spiel und haben schon eine Weile an dem Prototypen gearbeitet. Auf dem Hackathon ETH Waterloo stellten wir einen Prototypen von CryptoKitties mit bunten T-Shirts und Ballons vor und das kam gut an. Bei dem Hackathon hatte das Spiel noch nichts mit dem CryptoKitties gemein, das ihr heute seht. Wir haben uns rangehalten und die aktuelle Version innerhalb eines Monats erstellt.

Wie verdient dein Unternehmen mit CryptoKitties Geld?

Unser Contract auf der Blockchain erstellt alle 15 Minuten ein neues gen0-Kätzchen, das in einer Auktion verkauft wird. Das wird ein Jahr lang so weiter gehen. Dieser Gewinn geht an Axiom Zen, so machen wir einen Teil unseres Gewinns.

Wie viel habt ihr allein durch diese Verkäufe verdient?

Das kann ich nicht kommentieren, aber du kannst die Verkäufe auf kittysales.herokuapp.com nachvollziehen. Die Seite wurde von einem Nutzer erstellt und hat nichts mit unserer Firma zu tun.

Außerdem erhalten wir 3,75 Prozent für jede Transaktion. Wenn also jemand ein Kätzchen für 10 Euro an einen anderen Nutzer verkauft, erhalten wir 37,5 Cent.

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Wie nutzt Axiom Zen die Gewinne aus CryptoKitties?

Wir sind gerade dabei, uns als Blockchain-Unternehmen einen Namen zu machen. Und plötzlich ist unsere Anwendung die beliebteste auf der Blockchain, die von Tausenden Menschen genutzt wird. Ich glaube fest daran, dass sich Ethereum durch CryptoKitties verändert hat. Wir haben einen Markt geschaffen, den es vorher nicht gab. Wir haben somit neue Möglichkeiten für uns und andere Unternehmen eröffnet.

Heute geben Menschen 100.000 US-Dollar für ein Krypto-Kätzchen aus, aber vielleicht interessiert sich in zwei Jahren niemand mehr dafür und dieses Kätzchen ist auf einmal nur noch fünf Dollar wert. Bereitet dir diese Möglichkeit Sorgen?

Wir haben ja niemals gesagt, dass die ersten hundert Katzen besonders wertvoll sind. Aber die Nutzer halten sie aus irgendeinem Grund für besonders wichtig, vielleicht liegt es an ihrem Aussehen. Das Spiel ist so aufgebaut, dass die Eigenschaften der Katzen, die sich am meisten vermehren, auch weiter verbreitet werden. Wenn du also viele Katzen mit grünen Augen züchtest, ist diese Eigenschaft bald nicht mehr selten. Auf gewisse Weise haben es die Nutzer also selbst in der Hand, wie selten Eigenschaften sind und bestimmen somit auch den Wert der Kitties.

Der Handel erfolgt also auf eigene Gefahr?

Dazu habe ich keine Meinung. Ich finde, dass CryptoKitties ein interessantes und nützliches Spiel ist, das sehr viel Spaß macht. Ich habe keine Ahnung, ob der Wert der Kitties in Zukunft steigen oder fallen wird. Ich bin viel mehr daran interessiert, das Spiel für alle Leute, die auf unserer Seite landen, unterhaltsam zu gestalten. Wie sich die Preise entwickeln, ist mir da weniger wichtig.

Wo siehst du CryptoKitties in einem Jahr?

Ich wünsche mir, dass CryptoKitties in einem Jahr eine globale Marke ist.
Und ich möchte, dass das Spiel zugänglich ist, selbst für Leute, die die Technologie dahinter nicht verstehen.