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Sex

Geil werden mit Anspruch: Das waren die besten Filme des Berliner Pornfilmfestivals

Win-win: Pornos gucken und als Cineast gelten. Sechs Empfehlungen, die Netflix and Chill in die richtige Richtung lenken.

Gestern ging in Berlin das Pornfilmfestival zu Ende. Über 100 heiße Filme in vier Tagen—das hört sich an, wie die To-Do-Liste eines Teenagers, der sturmfrei hat. Aber beim Pornfilmfestival wurden nicht nur Pornos gezeigt, sondern Filme über Sexualität, Feminismus- und Genderfragen. Und der Sex auf der Leinwand hat künstlerischen Anspruch.

Seit zehn Jahren bringen die Macher ein Filmgenre in den Kinosaal, das meist vor dem heimischen Laptop mit Kopfhörern und Schnappatmung geguckt wird. Und das Kinopublikum sieht überhaupt nicht aus wie auf der Venus, sondern besteht zur Hälfte aus Frauen.

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Wir haben deshalb heiße Filme für euch rausgesucht, die beim Pornfilmfestival gezeigt wurden und nicht nur den Schritt sondern auch den Kopf stimulieren. Ein Filmdate, das nicht besser laufen kann: Pornos gucken und als Cineast gelten. Hier also ein paar Inspirationen, die Netflix and Chill zuhause in die richtige Richtung lenken.

Love

"Ich will Filme machen, die aus Blut, Sperma und Tränen bestehen", sagt der Filmstudent Murphy, der Protagonist von Love. Genau das ist die Ambition des Regisseurs Gaspar Noé. In seinem vierten Film erzählt er eine Liebesgeschichte allein durch Sex. Murphy und seine Liebhaberin Elektra lieben, streiten sich und vögeln in unterschiedlichen Betten mit unterschiedlichsten Partnern—und zerbrechen schließlich an einer Dreiecksaffäre. Kritiker beklagen zwar, dass die Protagonisten ohne Klamotten viel weniger interessanter seien, als angezogen. Zuviel Energie sei auf die Sexszenen draufgegangen, Plot und Charakterentwicklung zu kurz gekommen. Aber für die intimen, intensiven Szenen lohnt sich der Film allemal.

O Animal Sonhado

Der Episodenfilm O Animal Sonhado—das geträumte Tier—hält Momente fest, in denen Leidenschaft nüchterne Menschen in Tiere verwandelt. Sechs brasilianische Autoren erzählen Kurzgeschichten von Einsamkeit, Zweisamkeit und Dreisamkeit. Ein Film-Puzzle über moderne Liebe in Brasilien, mit starken Bildern und keinen überflüssigen Worten.

Das Liebesversteck

Vier junge Menschen suchen Freiheit von der Gesellschaft—und finden sie in einer Viererbeziehung, in der das Liebesleben so penibel geregelt ist, wie in einem Putzplan. Einer für alle, alle für einen, jeder mit jedem. Wer, wann mit wem das Ehebett in ihrem kleinen, einsamen Landhaus belegt, steht auf einem Zettel: Max und Leah, Leah und Charlotte, Charlotte und Jack, Jack und Max. Hört sich an, wie die moderne Kommune 1, erinnert aber eher an den träumerischen Eskapismus von The Dreamers. Und am Ende ist es auch nicht so wichtig, ob das Experiment überlebensfähig wäre. Die Landschaften und Menschen sind so wunderschön, dass man sich gern in der Utopie verliert.

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Four Chambers

Vom magischen Realismus spricht man, wenn in Kunst, Film oder Literatur reale Wirklichkeit mit Märchen verschmilzt. Die Regisseurin Ashley Vex beschreibt ihre Arbeit als "Magischen Porno-Realismus"—es ist eine traumähnliche Mischung aus Sex, organischen Materialien and Musik. Zum Beispiel wenn in einer Sequenz Kobras zwischen Pelzen, Beinen, küssenden Paaren kriechen. So fühlt sich ein Sextraum an, eine Halluzination im Bett. Oder Sex bei 41 Grad Fieber.

Snapshot

Drei in eins: ein Film wie eine Kinderüberraschung. Nur, dass es es hier nicht um Spiel, Spaß und Überraschung geht, sondern um Sex, Verbrechen und Mord. Der queere Porno der Regisseurin Shine Louise Houston ist von Hitchcocks Das Fenster zum Hof und Antonionis Blow-Up inspiriert. Im Mittelpunkt steht eine Fotografin, die einen Mord aufklären muss. Ein erotischer Thriller mit einer queeren, diversen Besetzung.

The Love Witch

In den Siebzigern gab es kein Tinder, dafür stärkere Nachhilfe für die Liebe: Sexmagie. In The Lovewitch versucht eine bildschöne Hexe mit Zaubersprüchen und Tränken den Mann ihrer Träume zu finden. Dass dabei ein paar Kandidaten drauf gehen: geschenkt. Die Regisseurin Anna Biller belebt ein fast vergessenes Genre der Siebziger wieder: den Okkult-Thriller, in denen sich gelangweilte reiche Hausfrauen in schwarzer Magie versuchen. Herausgekommen ist eine absurde Pornokomödie mit wunderbarer Retro-Ästhetik.

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