Liesing: zwischen Hunde-Gackerl und Obdachlosigkeit

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Liesing: zwischen Hunde-Gackerl und Obdachlosigkeit

Liesing wurde durch einen Schneeball-Effekt zu einem Kristallisationspunkt in der Flüchtlingskrise.

Das politische Klima ist im letzten Jahr rauer und rechter geworden. Das ist an sich keine Neuigkeit—wie es scheint, haben wir uns längst an FPÖ-Politiker, die von „Höhlenmenschen" und „Negern" sprechen, Heinz Christian Straches Hasstiraden und die rechtsradikale Szene am Rand von FPÖ-Veranstaltungen gewöhnt.

Dass aber die FPÖ bei ihrer Kundgebung am Montagabend in Liesing zum Benehmen aufrief und den Hitler-Gruß explizit verbieten musste, war selbst für Menschen mit sehr viel politischer Hornhaut ein neuer Twist. Solche Verhaltensregeln kannte man bisher nur von Pegida-Demonstrationen oder Identitären-Aufmärschen, wo die Veranstalter genauso überfordert von den Regeln des politischen Mainstreams wirken wie die Besucher.

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An diesem Montagabend weist auch die FPÖ darauf hin. Der freiheitliche Liesinger Gemeinderat Wolgang Jung sagt auf der Bühne ausdrücklich: „Wer glaubt, seinen rechten Arm hochstrecken zu müssen, der ist hier auch nicht erwünscht". Auch Norbert Hofer—der freiheitliche Präsidentschaftskandidat—wurde als Sprecher bei der Kundgebung in Liesing angekündigt, konnte aber aufgrund von „zeitlichen Gründen" dann doch nicht teilnehmen.

Zuvor waren Leute aus ganz Wien mit der S-Bahn nach Liesing gereist, in den Wohnbezirk des Bundeskanzlers, um gegen das Flüchtlingsheim dort zu demonstrieren. Das Thema war eigentlich eine Bezirksangelegenheit—und auch, wenn die FPÖ gerne betont, dass das Heim und die gesamte Flüchtlingskrise kein Problem der Liesinger, sondern der Bundesregierung sei, wurde es am Montag doch zum Politikum für ganz Wien und Umgebung.

Das Heim in Liesing wurde zu einem Symbol für die gesamte Flüchtlingsproblematik in Österreich; auch, wenn sich Liesing nicht zuständig für Wien fühlt, scheint sich ganz Wien zuständig für Liesing gefühlt zu haben. Der rote Bezirksvorsteher Gerald Bischof sagte dazu im Vorfeld gegenüber VICE: „Dass es intensive Diskussionen und Sorgen geben würde, war mir klar—aber dass es so schlimm wird, hätte ich mir nicht gedacht. Liesing wurde durch diesen Schneeball-Effekt zu einem physisch vorhandenen Kristallisationspunkt."

Alle Fotos stammen von der Autorin.

Aber auch ohne Hitler-Gruß ging es auf der Anti-Asyl-Demo am Liesinger Hauptplatz ziemlich wild zu. Fragt man die Besucher, warum sie auf die FPÖ-Kundgebung gekommen waren, reihten sich sehr ähnliche Argumente aneinander: es brauche eine EU-Lösung, Flüchtlinge seien eine Bedrohung für die österreichischen Frauen; Männer, die ihre Frauen und Familien zurücklassen würden, könnten nicht auf der Flucht sein und so weiter. Im Publikum hört man Schreie wie: „Wir sind das Volk!", „Raus mit Merkel" oder „Hasta la vista, Antifascista". Eine ältere Frau mit grauem Pferdeschwanz grölt jedes Mal, wenn Strache über Muslime spricht: „Obgstochen gherns" und als es um die Regierung und Faymann geht, schreit sie: „Sind ja olle ongsoffn, da obn".

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Auch nach der Demonstration hörten die rechten Aussagen nicht auf. VICE-Leser Stefan hat uns ein Video zukommen lassen, in dem man eine Frau nach der Demonstration in der S-Bahn über die „unnötige Parasiten" (bezogen auf die Gegendemonstranten) schimpfen hört und diese über sich selbst sagt: „Ich bin eine Nazi und auch stolz darauf. Scheiß auf die Polizei, die können eh nix machen, die sind ja von derselben Partie." Stefan, der die Aufnahmen selbst gefilmt hat, bestätigt auch, dass die Frau gemeinsam mit ihm in Liesing eingestiegen und zuvor auf der FPÖ-Kundgebung gewesen sei. Mit ihrer Verschwörungslogik war sie an diesem Tag nicht alleine: Während der Demo erklärte eine Frau direkt vor mir, dass der Helikopter gerade nur deshalb über dem Platz kreise, um die Rede von Heinz-Christian Strache zu stören.

Es fällt auf, dass die FPÖ-Sympathisanten neben den Gegendemonstranten noch einen anderen Feind zu haben scheinen: die „Lügenpresse". Immer wieder werde auch ich auf der Kundgebung angepöbelt. Zwei Männer bezeichnen mich als „Lügnerin von der Presse" und als „Hure" und argumentieren, dass Menschen wie ich, also Journalisten, an der ganzen Situation und Flüchtlingskrise Schuld seien.

Auch gegen Ende der Demonstration—als sich Teilnehmer der FPÖ-Kundgebung und Gegendemonstranten gegenüber stehen—sind die Journalisten buchstäblich zwischen den beiden Fronten. Da sagt ein Polizist zu mir: „Dir ist schon klar, dass wir gerade vor allem euch schützen, oder?" und lacht. Über die berüchtigte „Lügenpresse" wird auf rechten Demos ja schon länger geschimpft, aber mir persönlich ist auf keiner FPÖ-Demonstration bisher so viel Aggression entgegengebracht worden. Jeder der nicht klatscht und „HC-HC-HC!" schreit, fällt hier zwangsläufig auf.

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Eine Person, die von dem neuen Heim direkt betroffen ist, ist Doris Chuy. Ich treffe sie wenige Tage vor der Protestkundgebung. Chuy wohnt seit 25 Jahren im Gemeindebau gegenüber und hat durch einen Artikel in der Kronen Zeitung von dem geplanten Heim erfahren. Sie wuchs mit ihrer Familie im Gemeindebau in Liesing auf und lebt heute alleine in einer Wohnung im Erdgeschoß. Als sie in der Zeitung las, dass gegenüber von ihrem Fenster 1.400 Flüchtlinge untergebracht werden sollen, „kochte die Wut in ihr hoch", wie sie gegenüber VICE erzählt. „Mir war gleich klar, dass ich etwas dagegen unternehmen muss. Darum habe ich die Petition gestartet".

Über 6.000 Unterschriften hat sie bereits gesammelt. „Ich habe bei keinem an die Tür geklopft, die sind alle zu mir gekommen", so Chuy. Später habe sie die FPÖ kontaktiert, um so auch bezirksweit Menschen ansprechen zu können. Während wir uns unterhalten, läutet ihr Handy ununterbrochen—viele versuchen sie zu erreichen, um die FPÖ-Demonstration am Montag zu planen.

Der Liesinger Gemeinderat Wolfgang Jung und die Initiatorin der Petition gegen das Flüchtlingsheim Doris Chuy vor dem Gemeindebau.

Doris Chuy zeigt mir „ihre Gegend" und „ihren Bezirk". Hier in der Ziedlergasse gibt es viele Gemeindebauten, Grünflächen und Parkplätze. Chuy hat auch den freiheitlichen Gemeinderat Wolfgang Jung zu unserem Treffen mitgebracht; er sei laut ihr der einzige, der etwas drauf habe und sich für die Leute einsetzen würde. „So denkt mittlerweile jeder hier im Gemeindebau. Die FPÖ ist das einzige, was uns bleibt."

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Wolfgang Jung ist Pensionist, für die FPÖ tätig und wohnt ebenfalls in Liesing. „Der Bezirksvorsteher hat uns erst am Tag vor den Weihnachtsferien von dem Heim berichtet und wohl gehofft, dass diese Nachricht über die Ferien verpufft. Das haben wir nicht zugelassen und das Thema in die Zeitung gebracht", so Jung. Er ist überzeugt, dass die Menschen in Liesing die Nase von der Politik voll hätten und genug über die Bevölkerung „drüber gefahren" worden wäre. Was die Leute besonders stören würde, seien die Halbwahrheiten—zuerst sei die Rede von 1.400 Betten gewesen, jetzt sollen es zwar wieder weniger, dafür aber zusätzliche Unterkünfte im Ort geplant sein, so Jung. Dass das Gerücht über die 1.400 Betten—das sich als falsch herausstellte—ausgerechnet von der FPÖ verbreitet wurde, erwähnt er nicht.

„So denkt hier mittlerweile jeder im Gemeindebau. Die FPÖ ist das einzige, was uns bleibt."

Auf die Petition von Chuy und den Protest der Anrainer folgten zwei Bürgerversammlungen, bei denen die Liesinger vor allem ihrer Wut freien Lauf ließen. Der für die Flüchtlingskoordination in Wien zuständige Peter Hacker stellte dort auch klar, dass er ebenfalls nicht glücklich über dieses Massenquartier sei, es derzeit aber nicht genug kleinere Ausweichquartiere gäbe und die einzige Alternative für die Flüchtlinge derzeit die Obdachlosigkeit sei.

Für Wolfgang Jung und Doris Chuy ist die drohende Obdachlosigkeit der Flüchtlinge kein Grund, sich verantwortlich zu fühlen. „Dieses Problem hat die Regierung geschaffen, also muss sie es auch lösen—so einfach ist das. Die Liesinger sind nicht schuld an der Flüchtlingskrise. Faymann hat es uns eingebrockt, also soll er es auch wieder auslöffeln", so Jung und deutet in die Richtung, in der das Haus von Werner Faymann steht. „Aber der wohnt natürlich nicht im Gemeindebau", sagt Jung und lacht. Auch Doris Chuy sieht das ähnlich: „Wir sind schließlich nur eine Bürger-Initiative und keine Politiker, darum sind wir nicht für Lösungen zuständig. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, dass das Heim weg kommt und dabei bleiben wir auch."

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Gegenüber des Gemeindebaus, in dem Doris Chuy wohnt, steht ein großes weißes Gebäude. Es erinnert mit den runden Fenstern, der Drehtür am Eingang und dem verbauten Empfang ein bisschen an eine Kaserne. Männer in orangen Warnwesten drehen ihre Runden um das Gebäude. Auch die Polizei fährt im 10-Minuten-Takt am Heim vorbei oder steht auf dem Parkplatz gegenüber. Früher mietete HP hier Büroräume, seit 10 Jahren steht die Immobilie leer. Das Gebäude ist im Besitz der Firma Wien-Süd und derzeit als Industriegebiet gewidmet.

Nächstes Jahr soll es abgerissen werden, an Stelle der jetzigen Flüchtlingsunterkunft sollen Wohnbauten entstehen. Bis diese Umwidmung stattfinden kann, hat Wien-Süd die Immobilie der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Auf die Anfrage von VICE, ob die Flüchtlinge in der Ziedlergasse nächstes Jahr mit Sicherheit ausziehen müssen, antwortet Wien-Süd: „Die zugrundeliegende Vereinbarung endet am 31. 3. 2017, an diesem Tag ist das Objekt an die Eigentümerin zurückzustellen. Nach diesem Datum wird das Objekt bei normalem Verlauf der Dinge—wie derzeit geplant—als Wohnkomplex unter Vorbehalt der notwendigen Widmung weiterentwickelt."

Wie regional und kleinteilig die Probleme rund um das Flüchtlingsheim in Liesing wirklich sind, zeigt sich an der Zaun-Hunde-Problematik, die mir im Heim beschrieben wird. Seit zwei Wochen wohnen die ersten 46 Flüchtlinge in der Unterkunft in der Ziedlergasse 21. 20 davon sind Kinder. Gabrielle Ségur-Cabanac, eine der Leiterinnen des Heimes, erzählt mir, dass sich Bewohner des Gemeindebaus über den neuen Zaun aufgeregt hätten. Durch diesen Zaun auf der einen Seite und die Ausweitung der Parkplätze auf der anderen, könnten diese ihre Hunde dort nicht mehr wie gewohnt frei lassen, um ihr Geschäft zu verrichten. „Den meisten Kontakt hatten wir wohl mit Hundebesitzern, die sich aufregten, dass ihre Hunde sich wegen dem Flüchtlingsheim nun umgewöhnen müssen", erzählt Ségur-Cabanac und lacht. Dabei wurden diese besagten Zäune sogar selbst von den Bewohnern der Gemeindebauten bei den Bürgerversammlungen gefordert. Ségur-Cabanac sagt, sie würden durchaus Unterstützung vom Ort und außerhalb erhalten, aber es sei nicht einfach hier.

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Fragt man Doris Chuy, warum sie eigentlich gegen das Heim sei, antwortet sie: „Wir wollen hier, dass die Nachbarschaft genauso bleibt, wie sie ist. Die Bewohner pflegen den Gemeindebau sehr und sind ordentlich. Wir achten sogar darauf, dass die Kinder hier nicht zu oft auf der Grünfläche spielen, damit sie sie nicht kaputt machen. Jetzt haben wir Angst, dass sich die von gegenüber mit ihren Grillern auf unserer Grünanlage ausbreiten und alles vermüllen."

In der Flüchtlingsunterkunft in der Ziedlergasse 21 sieht man das anders. „Das sind ja nicht irgendwelche Leute, die aus einem Dorf vom Land kommen, sondern sehr gebildete Menschen—Professoren, Chemiker und Lehrer", sagt Herbert Sinkovits, der auch das Heim leitet. Die derzeitigen Bewohner kämen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak und seien ausnahmslos Familien. Man habe die Bewohner auch bewusst auf die Stimmung hier in Liesing vorbereitet und ihnen nahe gelegt, nicht direkt durch die Grundstücke der Gemeindebauten und deren Grünflächen zu gehen, so Sinkovits. „Alles was wir zur Deeskalation beitragen können, tun wir", so der Leiter.

Das Flüchtlingsheim in der Ziedlergasse 21 und der besagte Zaun.

Doris Chuy hat bisher noch keine Heim-Bewohner zu Gesicht bekommen. Auch generell hatte sie noch nie Kontakt zu Asylwerbern oder Flüchtlingen. Alles was sie bisher an negativen Erfahrungen mitbekam, habe sie aus ihrem „näheren Umfeld" oder „aus der Zeitung" aufgeschnappt, sagt sie. Und trotzdem: Sie habe Angst, hier im Erdgeschoß als Frau allein zu wohnen und will sich nicht fürchten müssen. Dass in dieses Heim nur Familien einziehen, bezweifelt Chuy genauso, wie das Versprechen, dass diese nach einem Jahr wieder ausziehen.

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Auf die Frage, wie die Stimmung am Montag während der Demonstrationen im Flüchtlingsheim war, antworten die beiden Leiter des Heimes gleichzeitig: „Sehr ruhig." Ein Mann—der für eine Sicherheitsfirma das Heim bewacht—erzählt mir, dass er sich schon Sorgen gemacht hätte, dass Demonstranten zum Heim kommen würden. Der Weg wäre schließlich frei gewesen und man wisse nie, was in den Leuten bei solchen Kundgebungen vorgehen würde. „Das einzige, was uns an diesem Tag aus dem Konzept gebracht hat, war ein Foto in der Früh auf Facebook", sagt Sinkovits.

„Am Montag um 9:30 Uhr ist ein Foto in einer Gruppe auf Facebook aufgetaucht, das die Grünfläche vor dem Gemeindebau zeigt." Darauf soll ein Zelt und sehr viel Müll zu sehen gewesen sein. Die beiden Leiter seien dann ganz panisch rausgelaufen um nach dem Rechten zu sehen, doch da war nichts. Auch die ältere Dame—die direkt neben der Grünfläche wohnt—versicherte, dass nichts dergleichen stattfand. „Das muss jemand gephotoshoppt haben. Der braune Zaun ist erst seit einer Woche da und man kann ihn auf dem Foto sehen."

Der Gemeindebau mit neuem Zaun und der Grünfläche, die angeblich am Montag verschmutz worden sein soll.

Ernst Paleta ist ÖVP-Klubobmann in Liesing. Er ist groß, hat eine Glatze, einen großen runden Bauch und trägt einen langen schwarzen Ledermantel. Ihn erzürnt die Lage in Liesing: „Wie gezielt hier falsche Informationen verbreitet und Menschen benutzt werden ist skrupellos und eine Frechheit." Er erzählt mir auch, dass bei den Demonstrationen in Liesing nicht viele Liesinger selbst gewesen seien, sondern vor allem Menschen aus anderen Bezirken mobilisiert wurden. „Es geht hier schon lange nicht mehr um die Probleme in Liesing. Jeder sagt: Ja, machen wir etwas gegen die Flüchtlingskrise, aber bitte nicht vor meiner Haustür oder in meinem Bezirk", so Paleta. Dagegen helfe nur eines: transparente Informationen, denn wo die Informationen fehlen würden, hätten die Idioten freien Weg.

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In der gesamten Diskussion rund um die Flüchtlingsunterkunft im 23. Bezirk geht es schon lange nicht mehr um das Heim selbst und auch nicht mehr um Fakten und Wahrheiten. Mittlerweile dreht sich viel um Propaganda und das Flüchtlingsheim wird von vielen Seiten instrumentalisiert und benutzt.

Wo die Informationen fehlen, haben die Idioten freien Weg.

Während die FPÖ erklärt, dass es nicht in der Verantwortung der Liesinger liegen würde den Flüchtlingen zu helfen, läuteten alle Pfarren im Bezirk die Kirchenglocken symbolisch für die Flüchtlinge während der Kundgebung. Auch das schien Vordergründig ein symbolische und eher halbherzige Aktion gewesen sein, denn am Tag nach der Demonstration wollte dazu keiner mehr Stellung beziehen. Die Pfarrsekretärin von der Pfarre in Atzgersdorf sagte mir einen bereits vereinbarten Interview-Termin mit dem Pfarrer ab. Auf die Frage nach dem Grund, antwortet sie relativ plump: „Das ist ja wohl die Privatsache des Pfarrers, oder? Die Situation ist gerade einfach zu heiß" und legt auf.

Der Kirchenplatz in Atzgersdorf in Liesing—wo die Ziedlergasse beginnt.

Während auf beiden Seiten ideologische Kämpfe rund um das Flüchtlingsheim in Liesing ausgetragen werden, geht es derweilen in der Flüchtlingsunterkunft um ganz andere Dinge. Zum Beispiel, wie ein kleiner Junge zum Zahnarzt kommt, wenn ihn sein Vater hinbringen, aber nicht abholen kann und das Heim dafür im Endeffekt drei Bustickets bräuchte. Es sind Fragen wie die nach den 2,20 Euro für ein Busticket, die den Bewohnern und der Leitung im Heim das Leben erschweren.

Sinnvoller für die praktische Problembewältigung wäre es, wenn sich beide Seiten pragmatisch mit dem Flüchtlingsheim beschäftigen würden, anstatt es nur für ihr jeweiliges Lager zu instrumentalisieren. In Wahrheit geht es in der Ziedlergasse 21 nämlich nicht um Politik, Hetze oder die Bundespräsidentschaftswahl, sondern um Hilfe, die man dringend bräuchte und Ängste, die nur von Gerüchten herrühren. Es geht darum, wer den Spielraum im Heim freiwillig beaufsichtigen oder mit einem Kind zum Arzt gehen kann—und auch, wo die Hunde der Gemeindebau-Bewohner nun ihr Geschäft verrichten könnten.

Eva auf Twitter: @immerwiederEva