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Fetisch

Willkommen in der bunten Welt der Clown-Fetischisten

Was den einen Albträume beschert, ist für andere die ultimative Masturbationsfantasie.
Foto: Miss Quin

Ficken, heiraten, töten: Pennywise, Ronald McDonald oder der Joker? "Ich ficke den Joker, heirate Ronald McDonald und töte Pennywise. Ich mag Pennywise, aber Ronald McDonald hat vermutlich mehr Kohle und der Joker muss es ziemlich drauf haben, wenn Harley [Quinn] so auf ihn abfährt."

Dieses Gespräch stammt nicht etwa von einer Horde betrunkener Studenten. Es ist die erste Frage in einem Reddit AMA mit einer Coulrophilen, einer Clown-Fetischistin.

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Viele Menschen finden Clowns mit ihrem breiten Grinsen und dem entsetzlichen Lachen eher unheimlich. Die Geschichte vom bösen Clown ist nicht umsonst Grundlage zahlreicher Horrorfilme, wie Es von Stephen King beispielsweise.

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Doch das Leben ist eine perverse Pralinenschachtel und wie hätte es anders sein sollen: Natürlich gibt es auch Menschen, die sich von Clowns sexuell erregt fühlen. Nach dem Trend mit den Killer-Clowns im vergangenen Jahr haben die Suchanfragen nach Clown-Pornos auf Pornhub um 213 Prozent zugenommen. Überraschend ist vor allem, dass 33 Prozent mehr Frauen als Männer nach derartigen Inhalten gesucht haben.

"Das überrascht mich kaum", sagt Sugar Weasel. Er ist nach eigener Aussage der weltweit erste "Clown-Escort". "Ich würde sage, dass die meisten Frauen, die mich buchen, vermutlich einen Clown-Fetisch haben. Das Ganze hat eigentlich als Performance-Kunst in einer Punk-Kneipe begonnen. Am Anfang war ich eigentlich nur ein nackter Mann mit Clown-Make-up, den die Frauen versucht haben abzuschleppen. Sie haben mir ziemlich eindeutige sexuelle Avancen gemacht. Es war verrückt."


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Als Sugar Weasel seine ungewöhnliche Karriere startete, traf man noch sehr viel seltener auf Clown-Fetischisten. "Dann kamen sie immer mehr im Mainstream an. Ich war lange Zeit der Einzige. Ich kannte sonst niemanden, der etwas in die Richtung machte. "

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Der 27-Jährige Jason* kann das nur bestätigen. Er hat ebenfalls einen Clown-Fetisch. "Ich war ungefähr 14 oder 15, als ich herausfand, dass es im Netz eine Subkultur aus pornografischen und nicht-pornografischen Clowns gab", sagt er. "Clown-Erotika waren damals allerdings noch ziemliche Mangelware. Nach ein paar Jahren habe ich dann Clips4sale entdeckt und bin auf Darstellerinnen wie Kitzi oder Miss Quin gestoßen, die genau diesen Fetisch bedienen. In dem Moment hat sich eine vollkommen neue Welt für mich aufgetan." Inzwischen können Clown-Fetischisten auch auf Seiten wie Fetlife oder einschlägigen Subbreddits fündig werden. Es gibt sogar ein eigenes Forum, das sich "Get Clowny" nennt.

Wie viele andere Menschen hat auch Jason seine Vorliebe schon sehr früh entdeckt. "Ich war noch ziemlich jung, als ich bemerkt habe, dass ich eigenartige Gefühle für Clowns und Pantomimen habe, die ich mir aber nicht erklären konnte. Mit neun Jahren wurde mir dann klar, dass ich sie nicht nur witzig fand", sagt er. "Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich mir im Fernsehen Sendungen mit Clowns angesehen habe oder Menschen, die sich in einen Clown verwandeln. Das hat mich erregt." Verstanden, dass es sich dabei um einen Fetisch handelt, hat er allerdings erst später.

Foto: Miss Quin

Tatsächlich ist die Vorliebe für starkes Make-up, rote Nasen und bunte Perücken gar nicht mal so selten – auch wenn es bestimmt genauso viele Menschen gibt, die Angst vor Clowns haben. Eine andere Frage ist es allerdings, wie viel Überzeugungsarbeit man leisten muss, damit sich die Partnerin oder der Partner auf diese Art von Rollenspiel einlässt. "Ich habe meine Partnerin gefragt. Sie hat mir den Gefallen bisher zwar noch nicht getan, aber sie hatte zumindest auch nichts dagegen", sagt Jason. Bisher haben sie seinen Fetisch nur verbal in ihr Sexleben eingebracht: Jasons Partnerin beschimpft ihn dafür, was seiner devoten Neigung entgegenkommt.

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Eine von Jason Lieblingsdarstellerinnen im Fetisch-Bereich ist Miss Quin die sich selbst ebenfalls als coulrophil identifiziert. Ihr war es nach eigener Aussage nie peinlich, dass sie sexuelle Gefühle für Clowns hatte. Dann wurde sie in ihrer ersten ernsthaften Beziehung allerdings deswegen ausgelacht. Also behielt die 29-Jährige ihren Fetisch jahrelang für sich – bis sie dann 2012 anfing, Videos zu drehen und sie auf Clips4sale zu verkaufen.

"Ein Clown zu sein, gibt einem die Freiheit, sich selbst (und Sex) nicht ganz so ernst zu nehmen."

"Es war ein wundervolles und sicheres Ventil, um die Vorliebe auszuleben, die ich so lange für mich behalten hatte. Ich hatte damals das Gefühl, dass es endlich an der Zeit war, mich selbst glücklich zu machen. Dadurch, dass ich anderen gegenüber offen war, konnte ich auch anderen Menschen Mut machen und mittlerweile gibt es schon deutlich mehr Clown-Pornos, von denen sich die Welt den Kopf verdrehen lassen kann."

Für ihre Videos schlüpft Miss Quin in drei verschiedene Rollen: Die Rädelsführerin, den Schlampen-Clown und den violetten Clown. "Die Rädelsführerin ist verrucht und dominant, der Schlampen-Clown ist immer auf der Suche nach Spaß und der violette Clown ist eine Kombination aus beiden, kombiniert mit traditionellem Clown-Humor", sagt sie. Außerdem benutzt sie ziemlich viele Requisiten. "Ich jongliere mit Bällen und Sahnetorten und ich liebe es, meinen Sexpartner mit meinem Clown-Make-up voll zu schmieren. In gewisser Weise verwandle ich meine Partner in Kunstwerke."

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Im Rahmen meiner Recherche bin ich auch auf einen Beitrag auf der Webseite Experience Project gestoßen, der von einem Paar aus Salt Lake City stammt: Miffy und Blitz, wie sie sich selbst nennen. Als sich Blitz als Clown-Fetischist outete, ist seine Frau einfach mit aufgesprungen. "Miffy war der erste Mensch, bei dem ich mich wohl genug gefühlt habe, um mich zu öffnen", erzählt mir Blitz in einer E-Mail.

Sugar Weasel, das weltweit erste Clown-Escort. Foto: Sugar Weasel

Er erklärt, dass Clown-Sex definitiv BDSM-Elemente beinhalte. Viele ließen sich den Hintern versohlen, fesseln oder dominieren. Auch seine Frau und er scheinen großen Wert auf Requisiten für ein authentisches Zirkus-Feeling zu legen. "Wir haben schon oft Torten aus Rasierschaum benutzt. Echtes Essen ist einfach viel schwieriger sauber zu kriegen. Außerdem haben wir Quietschhammer, Gummihühner sowie Furzkissen und Dildos in allen Größen."

Mittlerweile macht es die Beiden schon an, wenn sie nur über den Fetisch reden. "Wenn wir uns eine Komödie ansehen und jemand eine Torte ins Gesicht bekommt, werfen wir uns immer vielsagende Blicke zu." Um in der Öffentlichkeit über ihre ungewöhnliche Vorliebe sprechen zu können, haben sie eigene Codes entwickelt, die nur sie verstehen.

Für Jason reicht es bereits, sich ein Clownskostüm nur anzuziehen, um erregt zu werden. "Ich habe alles: von riesigen Schuhen bis zu allen möglichen Accessoires. Wenn ich allein bin, masturbiere ich oft, während ich mich in mein buntes Alterego verwandle." Dazu muss man sagen, dass er sich allgemein gerne verkleidet. Noch mehr als Clowns liebt Jason nämlich Cross-Dressing. "Ich verkleide mich zwar meistens als männlicher Clown, manchmal kombiniere ich aber auch meine beiden Fetische miteinander und verwandle mich in einen wunderschönen weiblichen Clown."

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Was genau ist an Clowns so anziehend? Die Menschen, mit denen ich gesprochen habe, fanden vor allem das lustige Element entscheidend. "Es geht um die Freiheit sich albern aufführen zu können und Sex nicht ganz so ernst zu nehmen", sagt Blitz. "Man steht beim Sex oft unter einem immensen Druck: Man hat eine Idealvorstellung vom eigenen Körper, möchte seinem Partner gefallen und einen romantische Abend verbringen. Clown-Sex ist bewusst spontan, albern und seltsam. Das ist eine ganz andere Form von Spaß."

Miss Quin ist derselben Meinung. "Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber ich glaube, ein Clown zu sein, gibt einem die Freiheit, sich selbst (und Sex) nicht ganz so ernst zu nehmen", erklärt sie. "Wenn sich Menschen öfter mal zuhören und offene Gespräche über Fetische und Sexualität führen würden, dann wären sie mit Sicherheit auch sehr viel glücklicher."

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*Name wurde geändert.