Die Liebe eines Transgender-Paars in Bildern
Photos by Zackary Drucker and Rhys Ernst. Courtesy of Prestel

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Die Liebe eines Transgender-Paars in Bildern

Die Künstler Zackary Drucker und Rhys Ernst haben ihre sechsjährige Beziehung fotografiert, während der sie jeweils zum anderen Geschlecht transitioniert sind.

Letzten Donnerstagabend füllte sich die Buchhandlung Strand am Union Square in Manhattan mit Transgender-Menschen und ihren Lieben. Zwei junge Künstler waren dort, um zusammen mit dem Kurator Stuart Comer und einer der wichtigsten Personen aus dem Bereich der Gender-Literatur, Kate Bornstein, ihr neues Buch vorzustellen. In Relationship dokumentieren Zackary Drucker und Rhys Ernst ihre sechsjährige Beziehung, während der beide ihr Geschlecht umwandelten.

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Drucker und Ernst lernten einander 2008 kennen, bevor beide ihre Transition anfingen. Sie waren aufstrebende Künstler und kämpften mit dem Erwachsenwerden, wie es alle jungen Menschen tun. Mittlerweile sind sie nicht mehr zusammen, die beiden haben aber immer noch Kontakt. Erstens arbeiten sie zusammen: Zusätzlich zu ihren kollaborativen Projekten sind Drucker und Ernst nämlich beide Produzenten der preisgekrönten Serie Transparent. Und zweitens gibt es da noch das private Fototagebuch, das nun veröffentlicht wird.

Fotos von Zackary Drucker und Rhys Ernst, mit freundlicher Genehmigung von Prestel

„Es war unglaublich, unsere gemeinsame Evolution zu sehen", sagte Drucker in einem Interview mit Broadly. „Als wir uns kennenlernten, konnten wir schon sehen, in welche Richtung die andere Person tendierte." Seither sind sie erwachsen geworden, doch die Welt, in der sie leben, hat sich auch gewandelt—und sie haben dazu beigetragen.

Die Liebesgeschichten fiktiver Personen werden ständig in Kunstwerken verewigt, doch echte Menschen fassen diese schönen und zugleich schmerzhaften Kapitel ihres Lebens selten zu etwas Greif- und Teilbarem zusammen. „Diese Bilder überdauern das, was sie darstellen", schreibt Ernst. „Sie sind ein geschlossener Kreis—ein liebevoller Blick, der erwidert wird; eine endliche Zeitspanne, die zurückgelassen wurde." Zurückgelassen, aber für die Nachwelt erhalten. Es wäre für so ziemlich alle Menschen eine Leistung, doch bei Drucker und Ernst ist das nur ein kleiner Teil ihrer Großartigkeit; ihre Liebesgeschichte ist so transzendent, dass sie schon fast futuristisch wirkt. Als hätte man sie uns aus der Zukunft geschickt.

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„Das hier ist historisch", sagt Bornstein an jenem Abend im Buchladen. Bornstein hat einen Abschnitt zu dem Buch beigetragen; damit wollten Drucker und Ernst einen generationenübergreifenden Diskurs erreichen. „Ich habe Kate Bornstein verehrt, seit ich etwa 14 Jahre alt war", sagte Drucker.

Ernst hat gerade We've Been Around, eine Reihe von Kurzdokus über vergessene Kapitel der Transgender-Geschichte, gedreht, und Druckers Film von 2012, At Least You Know You Exist, gibt Einblicke in ihre Freundschaft mit der legendären Drag-Queen und in die Jahre gekommenen Trans-Ikone Flawless Sabrina. „Es hat noch nie—wirklich noch nie—ein solches Buch gegeben", sagte Bornstein. Zwar gibt es unzählige Liebesgeschichten zwischen Männern und Frauen in den Medien, doch sehr wenige davon erzählen von Partnern, die transitioniert sind. Für Transgender können herkömmliche Liebesgeschichten wie entfernte Fantasien wirken, die immer nur anderen passieren. Transgender-Menschen sind schön. Sie können geliebt werden und sie können einander lieben.

Druckers und Ernsts Geschichte liefert einen wichtigen Beitrag zur Transgender-Kultur, doch sie ist auch ein Beispiel dafür, wie das Leben selbst Kunst sein kann. „Wenn unser größtes Kunstwerk ist, wie wir unser Leben führen", schreibt Drucker, „dann ist eine Beziehung die ultimative Kollaboration." Wie sie auch in ihrem Buch schreiben, waren die Bilder niemals als professionelle Werke gedacht. Die beiden Künstler erschufen sie einfach täglich zusammen, als passive Tagebucheinträge. Doch als Comer sie im April 2013 zu Hause besuchte, um einen Film anzusehen, den sie zusammen gedreht hatten (She Gone Rogue), wollten sie ihm zu ihrer Arbeit etwas Kontext liefern und zeigten sie ihm.

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Im Vorwort zu Relationship schreibt Comer: „Die Fotos sind herrlich, überraschend, und lösen effizient viele Strukturen der Angst auf, die dafür sorgen, dass das Geschlecht noch so streng überwacht wird." Die Bilder werden neben kleinen Andenken an ihre Beziehung gezeigt: Eintrittskarten zu einem Le Tigre-Konzert, auf dem sie beide waren, bevor sie einander kennenlernten, Zettel mit Botschaften wie „Willkommen zu Hause" oder „Ich liebe dich soooo sehr". In diesem Kontext reißen die Bilder Mauern ein, doch gleichzeitig werden die persönlichsten Interaktionen auch um eine ungewöhnliche Gender-Perspektive erweitert. Dadurch wird Relationship zu einem verblüffend intimen und wichtigen Dokument.

„Wir haben diese Fotos gemacht, um zu zeigen, wie viel Liebe es zwischen zwei Transgender-Personen geben kann, die Angst hatten, dass niemand sie nach ihrer Transition noch lieben könnte", schreibt Drucker. „Wir haben diese Fotos gemacht, um uns eine Welt jenseits des Binären vorzustellen und um eine Art von Liebe aufzuzeichnen, die noch nicht visuell umgesetzt worden ist. Wir haben diese Fotos gemacht, um zu wissen, dass diese Teile von uns immer weiterleben werden."