FYI.

This story is over 5 years old.

News

​Heulsuse der Woche: Alice Schwarzer vs. den reuelosen Hundemörder

Ein Bauer jammert, weil er für die Ermordung seiner Hündin bestraft wird, und Alice Schwarzer, weil sie nicht will, dass Frauen selber entscheiden, ob sie ihren Körper verkaufen.

Und wieder ist es an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden. Wen ihr letztes Mal gewählt habt, findet ihr unten.

Heulsuse #1: Der reuelose Hundemörder

Nicht der getötete Hund. Foto: imago/imagebroker

Der Vorfall: Ein Bauer erschlägt seine Schäferhündin mit einer Schaufel und wird zu vier Monaten auf Bewährung verurteilt.

Die angemessene Reaktion: Sich erstens tüchtig schämen und zweitens erleichtert sein, dass man so leicht davongekommen ist.

Anzeige

Die tatsächliche Reaktion: Das Urteil anfechten.

Dass Landwirte ein etwas praktischeres Verhältnis zu den Tieren haben, mit denen sie leben und arbeiten, hat schon so manchen Naturromantiker aus der Stadt aus dem Konzept gebracht. Denn wirklich zärtlich gehen die wenigsten Bauern mit ihren Nutztieren um. Was sich ein Landwirt im sächsischen Altenberg geleistet hat, ist dann aber doch ziemlich asozial: Weil seine sechsjährige Schäferhündin Nora ihm immer wieder Hühner riss, erschlug er sie einfach mit einer Schaufel.

Damit hatte sich der 73-jährige strafbar gemacht. Wer ihn verpetzt hat, wissen wir nicht, er bekam auf jeden Fall eine relativ milde Strafe: vier Monate Haft auf Bewährung.

Dem Landwirt war das allerdings immer noch zu viel, also zog er vors Landesgericht in Dresden, wo er behauptete, die Hündin habe ihn anspringen wollen. Das Gericht glaubte ihm nicht und bestand auf den vier Monaten. Ob der Landwirt sich wieder einen Hund zulegen will, ist nicht bekannt.

Heulsuse #2: Alice Schwarzer

Foto: imago/Stefan Zeitz

Der Vorfall: Amnesty International kündigt an, sich ab sofort für die weltweite Legalisierung von Prostitution einzusetzen.

Die angemessene Reaktion: Sich freuen, dass Sexarbeiterinnen endlich eine selbstbestimmte Existenz ermöglicht wirkt.

Die tatsächliche Reaktion: Gift und Galle spucken, der Menschenrechtsorganisation ein „unrühmliche Ende" prophezeien, darauf bestehen, dass Frauen nicht das Recht auf ihren eigenen Körper haben.

Anzeige

Alice Schwarzer ist keine Freundin der Prostitution. Sie findet es scheiße, dass Frauen ihre Körper verkaufen, und hält es für eine Form der „Sklaverei". Das ist an sich noch kein Problem. Das Riesenproblem mit Alice Schwarzers Einstellung zur Prostitution ist, dass sie nicht glauben kann, dass irgendjemand so was freiwillig machen könnte—auch wenn Sexarbeiterinnen ihr immer und immer wieder erklären, dass es genau so ist.

Alice Schwarzer hört nicht hin, weil nicht sein kann, was sie nicht schön findet. Stattdessen startet sie lieber Kampagnen, um die Prostitution komplett zu verbieten, bezeichnet sie als „Sklaverei" und vergleicht sie mit Pädophilie (weil eben Frauen, genau wie Kinder, anscheinend nicht wirklich frei entscheiden können, ob sie Sex haben wollen oder nicht).

Dass ihr immer wieder Leute erklären, dass ein Verbot die Prostitution nicht beenden, sondern nur Tausende Frauen in die Illegalität treiben würde, dass ihre kategorische Ablehnung der Sexarbeit sehr vielen Sexarbeiterinnen die Existenzgrundlage entziehen würde, dass ihre Zahlen und Überzeugungen aus der Luft gegriffen sind—das alles ist Alice Schwarzer egal. Auch wenn Hunderte Frauen, die den Beruf selber ausüben, ihr erklären, dass sie das freiwillig tun—Schwarzer glaubt ihnen einfach nicht. Sie weiß es selber besser.

Weil Amnesty International ihnen aber glaubt und sich jetzt endlich für eine Legalisierung einsetzt, hat Schwarzer einen neuen Feind. „Wenn Amnesty jetzt für die Legalisierung ‚der Organisation von Sexarbeit' kämpft, so wörtlich, bedeutet das: Amnesty bestärkt Frauenhändler, Zuhälter und Bordellbetreiber—und liefert damit die Mädchen und Frauen in der Prostitution noch mehr aus", erklärte Schwarzer gegenüber Zeit Online. Amnesty schlägt sich „auf die Seite der Täter—auf Kosten der Opfer".

Zur Erinnerung: Das sind dieselben „Opfer", denen Schwarzer nicht zuhören will, wenn sie behaupten, eben keine Opfer, sondern selbstbestimmte Frauen zu sein. Denn wer selbstbestimmt ist, das bestimmt immer noch Alice Schwarzer.

Dann los: