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Eine Unicef-Studie deckt die Kluft zwischen armen und nicht-armen Kindern auf

Verglichen mit dem Mittelstand geht es armen Kindern in Deutschland beschissener, als viele glauben. Sogar das zwölftplatzierte Kroatien liegt im neuesten Unicef-Ranking noch vor uns.

Foto: imago | Joker

Bei gewöhnlichen Kinderarmutsstatistiken erwarteten wir Deutschen, im internationalen Vergleich relativ gut abzuschneiden. Und innerhalb der EU müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn ein Land wie Kroatien, das die dritthöchste Arbeitslosenquote in der EU sein Eigen nennt (15,1 Prozent), vor uns liegen würde.

Heute aber hat die Unicef einen etwas anderen Bericht zur Kinderarmut vorgelegt, wonach Deutschland auf Platz 14 noch hinter Slowenien (Platz 9), Lettland (Platz 10) oder dem besagten Kroatien (Platz 12) rangiert. Es wurden 41 Industriestaaten der Europäischen Union und der OECD in den Blick genommen. Gerankt wurde dabei aber nicht die absolute Kinderarmut, sondern die Ungleichheiten zwischen armen und nicht-armen Kindern innerhalb der Länder. Genauer gefragt: Wie groß ist die Kluft zwischen den ärmsten Kindern und denen aus der Mitte der Gesellschaft eines Landes. Und welche Konsequenzen hat das auch auf die Gesundheit, die Lesekompetenz oder die Lebenszufriedenheit im Allgemeinen. Die Unicef wollte schlichtweg wissen, wie weit die existenzielle Schere zwischen Arm und Reich, nein, zwischen den Kindern von Arm und Reich auseinanderklafft.

Das hat gewissermaßen auch eine Aussagekraft darüber, wie gerecht der Reichtum oder die Einkommen eines Landes auf die Kindern verteilt sind. Grundsätzlich geht aus dem Bericht hervor, dass kaum Fortschritte beim Schließen der Kluft zwischen den untersten zehn Prozent der Kinder und denen aus der Mitte der Gesellschaft gemacht werden konnten. Im Gegenteil: Von 2008 bis 2013 hat sich in mehr als der Hälfte der Industriestaaten die Spannweite in den Haushaltseinkommen noch weiter vergrößert.

In Deutschland ist sie in den letzten Jahren relativ stabil geblieben—zwei Drittel der 41 Staaten weisen hier eine breitere Kluft auf. Auch im Bereich der Gesundheitsversorgung sind in Deutschland die Unterschiede zwischen Arm und Reich viel weniger gravierend als in anderen Ländern (Platz 2 sogar). Wo Deutschland allerdings sehr schlecht abschneidet, sind die Bereiche Bildung und die subjektive Lebenszufriedenheit: Das Bildungsniveau zwischen Kindern aus armen und mittelständischen Familien variiert besonders stark. Allein beim Vergleich der Lesekompetenz liegt Deutschland auf Platz 28. Was die Unterschiede an Lebensqualitäten zwischen armen und mittelständischen Kindern anbetrifft, liegt Deutschland sogar auf Platz 29 von insgesamt 35 Plätzen. Wie so oft brillieren auch in dieser Studie die skandinavischen Länder; das reiche Deutschland dagegen scheint sich immer noch schwer zutun, seine Mittel und Moneten in jene Teile der Gesellschaft fließen zu lassen, die sie am nötigsten brauchen: junge, arme Bürger. Ungleichheit des allgemeinen Kindeswohls
1 Dänemark
2 Finnland
3 Norwegen
4 Schweiz
5 Österreich
6 Niederlande
7 Irland
8 Estland
9 Slowenien
10 Lettland
11 Tschechien
12 Kroatien
13 Australien
14 Deutschland
14 Griechenland
14 Ungarn
14 Großbritannien
18 USA
19 Portugal
20 Island
21 Rumänien
22 Spanien
23 Schweden
24 Malta
25 Litauen
26 Canada
27 Polen
28 Frankreich
29 Belgien
29 Luxemburg Den kompletten UNICEF-Bericht und alle weiteren Rankings findest du hier.