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Psychologie

Du bist faul? Das könnte bedeuten, dass du ein Genie bist

Ist an dem Klischee vom dummen Muskelprotz und dem stubenhockerischen Bücherwurm etwa doch was dran? Eine neue Studie legt nahe: Du bist nicht zwingend ein schlechterer Mensch, wenn du lieber im Bett liegen bleibst, als Sport zu machen.
Photo by Rene de Haan via Stocksy

Laut einer neuen Studie, die diesen Monat im Journal of Health Psychology erschienen ist, sind Menschen, die ihre Zeit nicht so viel mit Nachdenken verbringen, körperlich aktiver als diejenigen, die auch gern mal ihren Kopf anstrengen.

Die Forscher haben hierfür die körperliche Aktivität von 60 Bachelor-Studenten untersucht, die vorher in zwei Gruppen eingeteilt wurden: Diejenigen, die ein hohes Kognitionsbedürfnis haben und diejenigen, bei denen es niedriger ausfällt. Die Autoren der Studie definierten das Kognitionsbedürfnis als „die Neigung, anstrengende kognitive Tätigkeiten zu betreiben und zu genießen."

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Menschen, die sich beispielsweise gerne mal einem anspruchsvollen Puzzle widmen, haben in der Regel ein hohes Kognitionsbedürfis, erklärt Todd McElroy, Professor der Florida Gulf Coast University und einer der Autoren der Studie. Diejenigen, die lieber alltäglichen Aufgaben nachgehen, die das Gehirn weniger stimulieren, sagt er gegenüber Broadly, haben ein niedriges Kognitionsbedürfnis.

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Eine Woche lang wurde die körperliche Aktivität aller Probanden alle 30 Sekunden mit einem Fitbit-artigen Gerät gemessen. Die Studie hat pro Person ungefähr 20.000 Datenpunkte gesammelt, sagt McElroy. Beim Vergleich des Aktivitätsniveaus beziehungsweise des Bewegungsmangels der beiden Gruppen haben die Forscher einen deutlichen Unterschied festgestellt: Die Gruppe von Studenten mit einem niedrigen Kognitionsbedürfnis hat sich an den Tagen unter der Woche deutlich mehr bewegt als die Gruppe mit einem hohen Kognitionsbedürfnis. Die Messwerte am Wochenende wiesen dagegen weniger große Unterschiede auf.

Wenn man sich die Studie so ansieht, wäre es leicht, die alten Stereotypen vom „dummen Muskelprotz" und dem „schlauen Bücherwurm" wiederaufleben zu lassen, aber der Zusammenhang zwischen kognitiver und körperlicher Aktivität ist in Wirklichkeit sehr viel komplizierter. Wie die Tageszeitung The Independent feststellt, ist das Kognitionsbedürfnis kein Maß für Intelligenz: „Zum Beispiel können auch Menschen mit einem niedrigeren IQ ein kontemplatives Leben führen und kognitive Herausforderungen schätzen. Genauso gibt es jede Menge Menschen mit einem hohen IQ, die sich aber nur ungern geistig anspruchsvollen Tätigkeiten widmen."

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McElroy sagt, dass Motivation eine entscheidende Rolle bei der körperlichen Betätigung eines Menschen spielen könnte. Zum Beispiel könnte es sein, dass sich Menschen über einen längeren Zeitraum körperlich betätigen, weil sie sich eigentlich vor einer anspruchsvollen geistigen Aufgabe drücken. McElroy sagt, dass er persönlich oft Arbeiten im Haushalt erledigt oder einen Spaziergang macht, wenn er eigentlich einen Stapel von Arbeiten korrigieren oder an schwierigen statistischen Modellen arbeiten sollte.

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Eine der wichtigsten Schlussfolgerungen der Studie ist darüber hinaus, wie negativ wir das Herumsitzen bewerten. „Nur weil man faul wirkt—beziehungsweise was Leute eben unter faul verstehen", sagt er, „heißt das nicht, dass man keinen hochmotivierten Gedanken nachgeht."

Natürlich sind sich nachdenkliche oder intelligente Menschen meist im Klaren, welche gesundheitlichen Risiken ein sitzender Lebensstil birgt. „Sie sind sich dessen bewusst", sagt McElroy, „aber man bewegt sich normalerweise nicht, während man nachdenkt oder einer denkenden Tätigkeit nachgeht."

Eine Folgestudie, die weiter erforschen soll, was Leute tatsächlich tun, wenn sie sich bewegen oder eben nicht, ist bereits in Arbeit, sagt McElroy.


Foto: Tammy Lo | Flickr | CC BY 2.0