Endlich! Wissenschaftler haben den perfekten Selfie-Winkel gefunden

Annukka Lindell, leitende Lektorin in experimenteller Neuropsychologie an der La Trobe University in Melbourne, hat sich dem Thema der Tendenzen bei Selfie-Winkeln angenommen. Dafür durchsuchte sie auf Instagram den Hashtag #Selfie und nahm sich je 100 männliche und 100 weibliche Nutzer vor. Sie analysierte zehn der aktuellsten Selfies ihrer Probanden – also insgesamt 2000 Selfies. Ihre gesammelten Erkenntnisse wurden Anfang des Jahres in Frontiers in Psychology veröffentlich.

Unter anderem nahm die Wissenschaftlerin unter die Lupe, welche Wange der Kamera oder dem Spiegel auf den Selfies zugedreht wurde. Lindell fand heraus, dass es insgesamt mehr linke Selfies (779), als rechte (686) oder mittig aufgenommene (535) gibt. Zudem legte eine große Mehrzahl der Probanden eine generelle Tendenz zu einer speziellen Pose an den Tag.

"92 Prozent der Probanden tendierten zu einer Seite: 41 Prozent bevorzugten ihre linke Seite, 31,5 Prozent ihre rechte und 19,5 posteten immer wieder Selfies, die sie frontal zeigten", schreibt Lindell in ihrer Studie. "Weil nur acht Prozent der Selfie-Poster gar keine Tendenz zeigten, kann davon ausgegangen werden, dass die Leute eine bevorzugte Selfie-Pose haben, die sie ganz bewusst einnehmen".

Die Studie bestätigt damit: Die Schokoladenseite ist kein Mythos – und sie liegt links. Woran das liegt? "Weil die linke Gesichtshälfte besonders von der von Emotionen dominierten rechten Hirnhälfte kontrolliert wird, ist die linke Wange emotional ausdrucksstärker". schreibt Lindell mit Bezug auf vorangegangene Studien. "Eine Konsequenz daraus ist, dass Menschen intuitiv die linke Wange anbieten, wenn sie für ein Foto posieren, auf dem Emotionen ausgedrückt werden sollen, und die rechte Wange, wenn sie Emotionen zurückhalten wollen."

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Es ist nicht das erste Mal, dass Lindell die Tendenz zur linken Gesichtshälfte untersucht. In einer kleiner angelegten Studie, an der sie im letzten Jahr arbeitete, gab eine Mehrzahl der Probanden an, dass sie Menschen, die auf Fotos von links gezeigt wurden, als glücklicher wahrnahmen.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine Studie aus dem Jahr 2012. James Schirillo, ein Psychologie-Professor an der Wake Forest Universität und sein Co-Author Kelsey Blackburn baten für die Untersuchung 37 männliche und weibliche College-Studenten, zehn Fotos von männlichen und weiblichen Gesichtern zu bewerten. Die Teilnehmer bevorzugten Portraits, die die linke Gesichtshälfte zeigten – unabhängig davon ob das Bild im Original so aufgenommen wurde oder gespiegelt worden war.

"Das legt nahe, dass beim Ansehen der Portraits der wahrgenommene Ausdruck von Emotionen durch die Gesichtsmuskeln bewertet wird", schreiben die Autoren. "Es geht also vielmehr um eine spezifische Eigenschaft der Gesichtshälfte, als um die Präferenzen des Betrachters für eine Gesichtshälfte".

In einem Interview mit der Huffington Post erklärte Schrill dazu: "In der Praxis sollte man also, wenn man fotografiert wird, den Kopf leicht zur Seite drehen, sodass mehr von der linken als von der rechten Wange zu sehen ist. Betrachter werden diese Fotos schöner wahrnehmen, als Fotos, auf denen mehr von der rechten Wange zu sehen ist".

Die Präferenz für die linke Gesichtshälfte hat auch historische Hintergründe, schreibt Lindell in einem Statement. "Vorausgegangen Forschungen haben gezeigt, dass auch berühmte Fotografien und gemalte Portraits, wie zum Beispiel da Vincis Mona Lisa, Menschen öfter von der linken Seite zeigen." Egal, welche technischen Möglichkeiten sich uns in Sachen Selbstporträt also bilden: Wir bevorzugen unterbewusst immer noch unsere linke Seite.

"Ein Selfie aufzunehmen ist eine ganz bewusste Handlung", schreibt sie weiter. "Im Durchschnitt löschen junge Frauen sechs Selfies für jedes Foto, das sie hochladen. An der linken Wange muss also etwas ganz besonders sein."

Titelfoto: imago | Westend61