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Gesundheit

Warum Blasenentzündungen die absolute Hölle sind

Harnwegsinfekte können unglaublich schmerzhaft sein. Es kann sogar vorkommen, dass man vorübergehend erblindet und man sich eine überteuerte Brille kauft, die sich im Nachhinein als vollkommen nutzlos erweist.
Foto: Alexandra E Rust | Flickr | CC BY 2.0

In der Vergangenheit waren Harnwegsinfekte ein so unregelmäßiger Bestandteil meines Lebens, dass ich immer in der Lage war, sie zu ignorieren, emotional zu verkraften oder (mit überschlagenden Beinen) weg zu lachen. Mittlerweile ist es so, dass ich aus irgendeinem unerfindlichen Grund wie über Nacht „anfällig" geworden bin. Heute bin ich eine Frau, die täglich Cranberry-Kapseln schluckt, immer Pyridium in der Tasche hat und vor jeder Reise sicherstellt, dass sie weiß, was „Blasenentzündung" in der jeweiligen Landessprache heißt. Es ist eine seelische wie körperliche Folter—nicht zuletzt auch, weil es angeblich Mittel und Wege gibt, um Blasenentzündungen zu verhindern, die in der Realität aber meist nur schwer umsetzbar sind. Harnwegsinfektionen können, aber müssen nicht durch Sex verursacht werden und sind unter Umständen irgendwie mit Cranberry-Produkten behandelbar. Manche Quellen sagen, dass man sowohl vor als auch nach dem Sex pinkeln gehen sollte, wobei es nach dem Sex noch wichtiger ist—allerdings scheint beides irgendwie unmöglich. Manche Ärzte sagen auch, dass man mit ziemlicher Sicherheit sterben wird, wenn man vor dem Sex pinkeln geht. Man beginnt Sex mit Skepsis und Furcht zu betrachten und im Nachhinein verzweifelt zu hoffen und zu beten (und natürlich geht man sicherheitshalber danach pinkeln).

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In der Pop-Kultur sind Harnwegsinfekte kein weit verbreitetes Thema. Tatsächlich führt eine kurze Google-Suche nach „Harnwegsinfekte in der Pop-Kultur" nur zu Artikeln über „Urinkulturen"—die langwierige Methode, durch die dein Arzt feststellt, was du eigentlich schon längst weißt. „Ja, Sie haben definitiv einen Harnwegsinfekt", sagt die Ärztin in ihrem weißen Kittel, während sie den Kopf schüttelt und ein Rezept schreibt. Diese Bestätigung ist der einzige Trost, den man in dieser Situation hat. Wie sich gezeigt hat, können das viele bestätigen.

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Sophie, 25

Vor ein paar Jahren habe ich an einer einjährigen „Rucksackexpedition" mit meinem damaligen Freund teilgenommen. Wahrscheinlich hatte ich eigentlich die ganze Zeit über eine leichte Harnwegsinfektion, die immer weiter vor sich hinbrodelte. Das ist allerdings auch nicht weiter überraschend, weil unser Sexleben an verschiedene beengte oder anderweitig unliebsame Orte verbannt wurde. Einer dieser Orte war so eine Art Verschlag in der Nähe eines abgelegenen Berghangs in Ecuador. Natürlich entwickelte sich die leichte Irritation, die ich gekonnt ignorierte, nach unserem zweitägigen Aufenthalt zu einer ausgewachsenen Harnwegsinfektion. Meine verzweifelten Versuche, den Dämon auszuschwemmen, erwiesen sich als erfolglos. Doch statt den Berg hinunter zu humpeln und mit einem Arzt zu sprechen, habe ich beschlossen, das No-Name-Antibiotikum meines Freunds zu nehmen (das allerdings schon abgelaufen war, wie ich vermute). Meine Erleichterung war jedenfalls nur von kurzer Dauer, weil ich daraufhin einen blühenden Scheidenpilz bekam. Den tragischen Höhepunkt dieser besonders unangenehmen Situation erlebte ich auf einer Nachtfahrt mit dem Bus durch die Berge, die ich damit zubrachte, theatralisch zu stöhnen und meinem Freund vorwurfsvolle Blicke zuzuwerfen, während er schlief.

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Louisa, 25

Ich war damals zehn Jahre alt. Ich saß mit meiner Tante Paula gerade in unserem Lieblingspitaladen, als mir plötzlich klar wurde, dass ich drauf und dran war, mir in die Hosen zu machen. „Man scheißt nicht da, wo man isst", lautet ein altes Sprichwort—oder in meinem Fall: „Man pinkelt in seinem Lieblingspitaladen nicht auf den Boden, wenn man wiederkommen möchte." Ich schaffte es noch in letzter Sekunde zur Toilette. Es lief allerdings nicht besonders gut da drin—gelinde gesagt. Ich riss die Tür auf und schrie: „Ich war pinkeln und da war Blut!!!" Die Männer in dem Restaurant sanken tiefer in ihre Stühle und versteckten sich feige hinter ihren Pitataschen. Meine Tante sah mich mit einem selbstgefälligen Blick an, an den ich mich bis heute noch erinnere. „Setz dich, Süße. Lass und reden", sagte sie mit ruhiger Stimme. Während sie mich glucksend in Richtung Auto schob, erklärte sie mir, dass das ein ganz natürlicher Teil im Leben einer Frau sei. Den Rest der Woche dachte ich, dass meine Eingeweide ab sofort jeden verdammten Monat wie die Feuer der Schicksalsberge brennen würden, bis ich schließlich in die Wechseljahre kommen oder mich selbst umbringen würde. Etwas später fand ich heraus, dass ich nicht meine Periode, sondern einfach nur eine Blasenentzündung hatte—hervorgerufen durch meine eigene Genusssucht. Ich hatte mir die Infektion geholt, weil ich vier Stunden lang in einem öffentlichen Jacuzzi gesessen war. Auch meine übrigen Harnwegsinfekte können auf meinen Hedonismus zurückgeführt werden. Vergangenes Wochenende bin ich in den Jacuzzi eines Airbnbs gestiegen und habe wieder eine Blasenentzündung bekommen—und es war sicher nicht die Letzte.

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Foto: Tookapic | Pexels | CC0

Zing, 27, Redakteurin

Ich war dieses Jahr beim Glastonbury Festival in Großbritannien und freute mich ganz besonders auf den Auftritt von Kanye West. Allerdings spürte ich fünf Stunden, bevor er die Bühne betrat, dieses altbekanntes Stechen und flippte total aus. Ich stellte mir vor, wie ich weinend und pinkelnd hinter dem nächsten Busch hocken würde, während Kanye auf der Bühne stand und „Black Skinhead" oder „Jesus Walks" spielte. Obwohl man sich auf dem Glastonbury alle möglichen zwielichtigen Drogen besorgen kann, deren Namen nur aus einer Reihe von lose verbundenen Buchstaben und Zahlen bestehen, ist es überaus schwer, Cranberry-Saft zu bekommen. Ich bin bestimmt fünfmal aufs Klo gerannt, während ich darauf gewartet habe, dass Kanye endlich auf die Bühne kommt. Ich bin sogar zu so einer Hippie-Frau gegangen, die mir in ihrem Tipi eine Chi-Massage gegeben hat, weil ich gehofft habe, dass sie mir die Blasenentzündung einfach weg massieren könnte. Irgendwann ist meiner Freundin dann eingefallen, dass sie D-Mannose-Tabletten eingepackt hat, was im Grunde so etwas ist wie hochkonzentrieter Cranberry-Fruchtextrakt. Wie durch ein Wunder war meine Blasenentzündung kurz vor Kanyes Auftritt wieder weg. Am Ende habe ich zu „Bound 2" geweint—zu 90 Prozent aus purer Erleichterung.

Kirsten, 27

Ich habe auf einem Snowboardtrip in Südkorea eine Blasenentzündung bekommen. Ich war mit zehn südkoreanischen Kollegen unterwegs, von denen nur einer eine Frau war. Ich habe mitten auf dem Berg angefangen zu heulen und ich habe beim Mittagessen geweint. Ich habe versucht, so zu tun, als wäre ich komplett überwältigt von Südkorea. Mein Koreanisch war allerdings so schlecht, dass ich noch nicht einmal Paracetamol kaufen konnte.

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Callie, 25, Chefredakteurin

Ich habe ständig eine Blasenentzündung, aber die Ärzte sind nicht sicher, ob es nun daran liegt, dass ich eine wunderschöne, aber empfindliche Harnröhre habe (was wahrscheinlich ist) oder dass das Höllensperma meines Freunds verflucht ist (auch sehr wahrscheinlich). Normalerweise trinke ich einfach Cranberrysaft und jammere, bis es wieder weg ist, Anfang des Jahres habe ich es allerdings einfach etwas zu lange ignoriert und nach ungefähr einer Woche fing ich an, verschwommen zu sehen. „Oh", dachte ich, „ich werde blind. Das ist OK." Ich ging zum Augenarzt und kaufte mir eine extrem teure Brille, weil ich dachte, dass es nun eben mein Schicksal wäre, für immer diese Brille zu tragen.

Später stellte sich dann heraus, dass eine Niereninfektion Grund für meine Augenprobleme war und mein Sehvermögen wurde besser, als ich anfing, Medikamente zu nehmen. Mittlerweile tun mir einfach nur die Augen weh, wenn ich versuche, meine super teure Brille zu tragen.

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Andrea, 29

Als ich gerade in meinem neuen Job anfing, musste ich in der ersten Woche mit einer Gruppe von Kollegen, die ich noch nie zuvor getroffen hatte, nach Dubai fliegen. In der Nacht vor unserem Flug merkte ich, dass ich eine Blasenentzündung hatte. Ich durchlitt Höllenqualen: Wie sollte ich den Flug nach Dubai überstehen? Ich konnte den Flug aber auch nicht absagen. Am Ende musste ich einen privaten Bereitschaftsarzt rufen, der mich 172 Euro kostete, weil ich wusste, dass ich meinen Flug verpassen würde, wenn ich mitten in der Nacht in die Notaufnahme gehen würde. Ich schaffte es schließlich vollkommen erledigt, aber pünktlich zum Flughafen. Ich war so verzweifelt, dass ich mich einer meiner neuen Kolleginnen anvertraute, die ziemlich nett wirkte. Auf dem Flug gab es reichlich kostenlosen Alkohol, aber den sich meine Kollegen freudig hermachten. Da ich nichts trinken durfte, sah ich vor meinen neuen Kollegen aus wie die absolute Spießerin. Das Tüpfelchen auf dem I? Die Kollegin, der ich mich anvertraut hatte, hat während dem Flug so viel getrunken, dass sie quer durchs Flugzeug und vor all meinen Kollegen rief: „Was macht deine Blasenentzündung, Süße?"

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Katie, 29

Kurz bevor ich die Vollnarkose bekam, habe ich meiner Zahnärztin noch gesagt, dass ich unter Umständen dabei war, eine Blasenentzündung zu bekommen. Sie meinte, dass ich wahrscheinlich nur wegen der Behandlung nervös wäre. Als die Narkose nach mindestens sieben Stunden nachließ, merkte ich, dass ich die schlimmste Blasenentzündung aller Zeiten hatte. Zu allem Überfluss war über sieben Stunden lang nicht auf der Toilette und habe auch keinen Tropfen Wasser zu mir genommen. Die Schmerzen wegen meiner Blasenentzündung waren so schlimm, dass ich nach meiner Weisheitszahnoperation direkt in die Notaufnahme musste. Mein Gesicht war noch immer voller Blut und ich war auch noch ziemlich verwirrt, weil ich technisch betrachtet noch betäubt war. Am Ende musste mich eine der Zahnarzthelferinnen in die Notaufnahme begleiten, weil ich nicht allein gehen durfte.

Foto: Walt Stoneburner | Flickr | CC BY 2.0

Lindsey, 26, Social-Media-Redakteurin

Ich hatte früher ständig Blasenentzündungen: häufig, wenn ich im Urlaub war; gelegentlich, wenn ich meinen Vater besuchte; und nur sehr selten, wenn ich krankenversichert war. Das hatte zur Folge, das ich am Ende in irgendwelchen Notaufnahmen in verschiedenen Städten entlang der Westküste der USA landete. Hinzu kommt auch, dass ich Angst vor Krankenhäusern habe, was wohl auch damit zusammenhängt, dass ich oft nicht versichert war und ziemlich oft in der Notaufnahme gelandet bin. Als ich im College war, wurde ich von meiner Uni gefragt, ob ich an einer Studie über Frauen, die regelmäßig Blasenentzündungen haben, teilnehmen würde. Eigentlich hätte ich es machen sollen—allein schon wegen der kostenlosen Medikamente—, aber ich war zu gekränkt und entsetzt, weil meine Uni davon ausging, dass ich während meiner Unizeit einfach immer wieder Blasenentzündungen bekommen würde. Doch genau so war es.

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Auf alle Fälle landete ich immer wieder in den Notaufnahmen verschiedener Kleinstadtkliniken entlang der Westküste und verspürte jedes Mal ein unterschiedlich starkes Brennen im Schritt. Letztendlich habe ich mich mit ziemlich vielen Ärzten über meinen Harntrakt geplaudert. Mein Lieblingsratschlag zur Vermeidung von Blasenentzündungen kam von einer alten norwegischen Ärztin in einer Stadt in der Nähe der kanadischen Grenze. Sie schaute zwischen meinen Beinen hervor, nur um mir zu sagen: „Lass nicht zu viele Penisse da rein!" Von ihr bekam ich dann auch noch fälschlicherweise die Diagnose, dass es sich um eine bakterielle Infektion handelte.

Meher, 25

Während meines Auslandssemesters in Jordanien war ich mit diesem Jungen aus Deutschland zusammen. Wir lebten beide bei arabisch-jordanischen Familien, die ziemlich streng waren, was Sex anging. Wenn wir versuchten, Sex zu haben, war es so ähnlich wie damals in der Schulzeit, als man noch zu Hause bei seinen Eltern lebte—nur dass es strafbar war, vor der Ehe Sex zu haben. Am Ende gingen wir in ziemlich heruntergekommene Jugendherbergen, weil wir so verzweifelt waren. Als wir im Rahmen des Austauschprogramms eine Woche lang ans Rote Meer fuhren, tauschten wir die Hotelzimmer so, dass wir zwei bis drei Nächte im selben Zimmer schlafen konnten.

Ich schätze, wir waren etwas übererregt, weil wir am Ende Sex in der Badewanne hatten, was ich normalerweise ziemlich eklig und umständlich finde—aber wir waren jung und hatten heimlich Sex in einem ziemlich konservativ-muslimischen Land. Dass es verboten war, machte es nur noch aufregender.

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Am darauffolgenden Tag sollten wir mit der gesamten Gruppe im Reisebus zurück in die Hauptstadt fahren. Die Fahrt dauerte sechs Stunden und führte quer durch karge Wüstenlandschaften. Als ich am Morgen aufwachte, merkte ich sofort, dass ich eine schlimme Blasenentzündung hatte und wusste genau, was mir bevorstand. Ich berief meine Freunde ein, um ein Medikament gegen Blasenentzündung für mich aufzutreiben, aber dem Apotheker war es schon unangenehm, dass man ihn danach fragte.

Als ich im Bus saß, setzte ich mich ganz nach hinten und umklammerte meine Vagina, die meinem deutschen Freund wütende Blicke zuwarf. Er rechtfertigte sich die ganze Zeit über—ich glaube, dass er noch nie eine voll ausgewachsene Blasenentzündung in Aktion erlebt hat.

Das Schlimmste war allerdings, dass ich wir mitten in der Wüste waren. Wenn ich meine Hand hob und beschloss, dass ich tatsächlich ein wenig pinkeln musste, gab es weder Gras noch irgendwelche Büsche, hinter denen ich mich hätte verstecken können. Am Ende musste ich schmerzhafte Tropfen in den trockenen Wüstenwind pinkeln, während der gesamte Bus so tat, als würde er nicht sehen wie ich im Sand kauerte.


Foto: Alexandra E Rust | Flickr | CC BY 2.0