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Wizard Rock – wenn „Harry Potter“-Fans Zaubersprüche rappen

Sie singen über Harry Potter, Gryffindor und Zauberstäbe—Stacy Pisani von der Band Swish and Flick hat uns erklärt, warum „Harry Potter“-Fans nicht erst seit dem Kinostart von „Phantastische Tierwesen" wieder singen.
Photos by Amy Lombard

New York ist nicht nur die Heimat von Hot Dogs, überteuerten Immobilien und korrupten Politikern, sondern auch Heimatstadt des weltgrößten Harry Potter-Fanclubs—einer Gruppe, die sich selbst That Shall Not Be Named nennt.

Stacy Pisani ist eines der Mitglieder der Gruppe. Obwohl sie außerhalb der Stadt in dem Vorort Yonkers aufgewachsen ist, ist sie seit 2009 regelmäßig nach Manhatten gefahren, um sich dort mit anderen Harry Potter-Fans zu treffen. Sie hat miterlebt, wie Mitglieder der Gruppe Bands gegründet haben, sich Umhänge überwarfen und über Magie sangen. Schließlich hat sie selbst ihre Liebe zu Wizard Rock (auch Wrock genannt) entdeckt und beschloss 2008, ihre eigene Band namens Swish and Flick (auf deutsch: „wutschen und wedeln") zu gründen.

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„In Harry Potter und der Stein der Weisen bringt Professor Flitwick seinen Schülern bei, wie sie ihre Zauberstäbe richtig zu dem Zauberspruch wingardium leviosa bewegen müssen", erklärt Pisani die Herkunft des Bandnamens. „Für den Zauberspruch muss man mit seinem Zauberstab wutschen und wedeln."

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Den Stil der Band beschreibt Pisani als „nerdige Hip-Hop- und Dance-Musik gemischt mit schlüpfriger Harry Potter-Fanfiction." Obwohl JK Rowling seit 2007 kein neues Harry Potter-Buch mehr veröffentlicht hat, sind Swish and Flick weiterhin aufgetreten. Nach der Uraufführung des Theaterstücks Harry Potter and the Cursed Child und der Premiere des Filmablegers Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind hat das Interesse an der Wrock-Szene nun wieder einmal zugenommen.

Wir haben uns mit Pisani getroffen, um mit ihr über den neuen Film und ihre Zeit in der Zauberer-Community zu sprechen. Außerdem hat sie uns verraten, welche Muggel-Bands sie zu Swish and Flick inspiriert haben.

Alle Fotos: Amy Lombard

Broadly: Als du deine Band gegründet hast, wie es sah da in der Wrock-Szene aus?
Stacy Pisani: Wizard Rock wurde damals total gehypt. Einige Bands sind auf Tour gegangen, andere haben ihre Musik über MySpace veröffentlicht. Es sind ständig neue Wizard-Rocker aufgetaucht. Außerdem gab es überall in den USA unzählige Auftritte und große Wrock-Konzerte mit vielen verschiedenen Bands, zu denen Leute aus allen Teilen des Landes gekommen sind.

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Wie sah die Harry Potter-Fangemeinde in Westchester aus?
Als ich 2007 ein aktives Mitglied der HP-Fangemeinde wurde, gab es in meiner Heimatstadt (Yonkers) nichts. Ich habe versucht, den ersten Harry Potter-Fanclub in Westchester County, New York, zu gründen, doch zu unserem ersten Treffen kam neben mir nur eine weitere Person. Da Westchester aber nicht weit von New York City entfernt ist, habe ich mich 2007 einem New Yorker Harry Potter-Fanclub angeschlossen. Die HP-Fangemeinde in NYC ist nach wie vor ziemlich aktiv: mit monatlichen Veranstaltungen und einer riesigen jährlich stattfindenden Konferenz namens MISTI-Con.

Wie hast du von Wizard Rock erfahren?
Als ich angefangen habe Wizard Rock zu spielen, kannte ich keine der Bands persönlich. Ich habe aber ihre Musik gehört und ihnen erst über MySpace und später dann über Facebook geschrieben. Ich bin zu ihren Konzerten gegangen, auch selbst als Swish and Flick aufgetreten, habe Harry Potter-Konferenzen besucht—so wurden aus Online-Bekanntschaften Freunde. Durch die Community war es auch nicht schwer für mich, Konzerte in New York zu organisieren, so wie das NYC Wizard Rock Festival und die Witch-Rock-Reihe. Ich bin mit all den Leuten, die ich vor Jahren kennengelernt habe, auch noch immer eng befreundet und tausche mich mit anderen Wizard-Rockbands aus.

Gibt es Bands außerhalb der Zaubererszene, von denen du dich inspirieren lässt?
Ich mache seit Ende der 90er Jahre Elektromusik und trete damit auch auf. Ich habe also schon lange vor Swish and Flick Musik gemacht und meine lebenslange musikalische Erfahrung genutzt, um Songs für Swish and Flick zu schreiben. Meine Musik wird vom New Wave und Britpop der 80er, Oldschool-Hiphop und R&B der 90er sowie MIA, Peaches und Lily Allen inspiriert. Im Moment höre ich sehr viel Disclosure, Years & Years, DJ Snake [und] AlunaGeorge.

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Wie sehen deine Auftritte aus?
Unsere Shows sind krass und Außenstehende sind oft überrascht, wie ich auf der Bühne auftrete. Normalerweise treten Swish and Flick bei Konzerten auf, deren gesamtes Lineup aus Wrock-Bands besteht, sodass jeder im Publikum Teil der Community ist und total auf die Musik steht. Die meisten Leute tanzen und singen mit. Ich versuche, das Publikum aktiv miteinzubeziehen, was auch meistens ziemlich gut bei der Menge ankommt. Wir haben schon auf Partys mit ein paar Dutzend Leuten und in Hallen mit über 500 Zuschauern gespielt. Wir versuchen, in die kleinen Auftritte aber immer genauso viel Energie zu stecken wie in die großen.

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Könnt ihr von euren Auftritten leben?
Nein, das haben wir nicht und tun wir auch nicht. Das liegt allerdings nicht daran, dass es nicht möglich wäre. Mein Partner und ich haben beide Berufe, die uns sehr fordern und wir haben zudem auch noch Kinder. Da fällt es schwer, noch die notwendige Zeit und Energie zu finden, um sein Geld mit Wizard Rock zu verdienen. Dafür müssten wir unseren normalen Beruf an den Nagel hängen, jemanden finden, der sich um unsere Kinder kümmert und auf Tour gehen. Unser Beruf und unsere Kinder haben bei uns oberste Priorität—auch wenn wir es lieben, Musik zu machen.

Inwiefern unterscheiden sich deine Alben voneinander?
Als ich anfing zu rappen, habe ich es eigentlich nur aus Spaß gemacht. Als ich meine ersten Songs für das erste Album von Swish and Flick aufgenommen habe, habe ich irgendwie ausdruckslos und ziemlich dämlich geklungen, wenn ich gerappt habe. Irgendwann fing ich dann an, mit meinen Songs aufzutreten und habe gelernt, wie man richtig rappt. Deswegen sind die späteren Aufnahmen—was meinen Rap-Stil betrifft—sehr viel besser. An der Art, wie ich meine Musik produziere, hat sich aber eigentlich nicht viel verändert. Meine Songtexte sind eigentlich auch immer gleich geblieben: freche und zweideutige Songs über Draco Malfoy und was es heißt, zu Slytherin zu gehören.

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Hat der Fankult um Harry Potter abgenommen, seit das letzte Buch rausgekommen ist?
Der HP-Fankult hat kein bisschen abgenommen, seit das letzte Buch erschienen ist. Tatsächlich habe ich Swish and Flick kurz nach Erscheinen des letzten Buchs gegründet. Selbst nach dem letzten Film (der erst Jahre nach dem Buch erschien) hat die HP-Fangemeinde weiter existiert und sie ist bis heute ziemlich stark. Nach der Veröffentlichung der siebten Buchs gab es noch immer aktive Wrock-Bands (und es sind immer wieder neue entstanden), aktive Online-Communities, aktive Fanclubs, Podcasts und zahlreiche Conventions, die jedes Jahr veranstaltet wurden. Die Fankultur ist seit dem Ende der Bücher nie verschwunden. Das Einzige, was tatsächlich über einige Jahre abgenommen hat, war die mediale Aufmerksamkeit, weil es keine Anknüpfungspunkte wie Bücher oder Filme mehr gab.

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Hat dir Phantastische Tierwesen neue Ideen geben, worüber du schreiben könntest und hast du seither wieder mehr gemacht?
Ich habe einen Song über Phantastische Tierwesen geschrieben, aber abgesehen von diesem einen Song, kann ich nicht behaupten, dass der Film meine Musik beeinflusst hat. Das hat aber nichts mit dem Film an sich oder der öffentlichen Aufmerksamkeit an Wizard Rock zu tun. Es ist auch nicht so, dass es kein Material mehr gibt, über das man schreiben könnte—es liegt einfach nur daran, dass mein kreativer Fokus innerhalb der HP-Fankultur immer woanders lag. Ich hatte schon immer seinen stärkeren Hang zur Fanfiction und habe auch Musik außerhalb von Wizard Rock gemacht. Es hängt einfach nur damit zusammen, was ich gerne mache und hat nichts damit zu tun, was in der HP-Fangemeinde passiert.

War es schwierig, neue Songs zu schreiben, als es keine neuen Harry Potter-Bücher mehr gab?
Das war überhaupt nicht schwierig. Es gibt sieben Bücher mit unendlich vielen Ideen, von denen man sich inspirieren lassen kann. Außerdem ist Wizard Rock zum Teil auch so eine Art musikalische Fanfiction. Das heißt, dass wir uns Dinge ausdenken können, die in den Büchern überhaupt nicht vorkommen. Wir können uns aber auch Ideen aus den Büchern nehmen und sie weiterspinnen. Manche Songs sind einfach Charakterstudien, die noch nicht einmal eine direkte Anknüpfungspunkt zur Handlung haben müssen. Neue Songs hängen also auch nicht von neuen Inhalten ab. Sie können sich auch um Geschichten drehen, die JK Rowling vor 19 Jahren geschrieben hat.