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Sex machina

Ich habe Gewichtstraining für die Vagina ausprobiert

Ein stärkerer Beckenboden soll angeblich für bessere, intensivere Orgasmen sorgen – aber stimmt das?
Foto mit freundlicher Genehmigung der Autorin

Es gibt viele Dinge, die mich unsicher machen. Zum Beispiel lästige Nackenhaare oder mein Kniefett, wenn ich aufrecht dastehe. Ich habe mir allerdings noch nie ernsthaft darüber Gedanken gemacht, wie "stark" meine Vagina ist. Um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht mal, was das eigentlich bedeuten soll. Natürlich wäre es irgendwie cool, wenn mein Geschlechtsteil Penisse in zwei Stücke zerbrechen könnte, aber alles darunter ist für mich uninteressant.

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Fitte Vaginen sind wie definierte Wadenmuskeln: Schön, wenn du sowas hast, aber jetzt lass uns wieder über etwas Interessanteres sprechen. Eine Freundin von mir scheint das ähnlich zu sehen. "Das ist einfach nur Betrug", erklärt sie mir, als ich sie auf vaginales Gewichtheben anspreche. "Die wollen uns einen weitere Grund geben, uns in unseren Körpern unwohl zu führen."

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Auch wenn mir bewusst ist, dass Beckenbodentraining unter anderem Inkontinenz vorbeugen kann und somit nicht komplett schwachsinnig ist, hatte ich noch nicht das Verlangen, Vaginalkugeln auszuprobieren. Dann spielte mir der Zufall allerdings "Bloom" in die Hand, ein Produkt, das vom Sexspielzeug-Unternehmen We-Vibe als "vibrierende Kugeln mit progressiven Gewichten" beschrieben wird. Wenn man Bloom regelmäßig benutzt, soll das pinke Gerät – das optisch an eine kleine Maus erinnert – nicht nur die Vagina stärken, sondern auch Orgasmen verbessern. Angeblich soll eine erhöhte Blutzufuhr zu den Beckenbodenmuskeln es leichter und intensiver machen, zum Höhepunkt zu kommen. Da wurde ich natürlich hellhörig.

Ich entscheide mich dazu, Bloom schon allein wegen der intensiven Vibrationen auszuprobieren. Vibratoren finde ich super und freue mich immer wieder, wenn ich sie für meinen Job "testen" darf. Aber während ich ein wenig bezweifle, dass vaginales "Gewichtheben" meine Orgasmen intensiviert (mir wurde das Gleiche schon mal fälschlicherweise über Marihuana erzählt), schießt mir auch eine Frage in den Kopf: Führt ein fittes Geschlechtsteil zu einem besseren Leben? Um das herauszufinden, entscheide ich mich dazu, das Gerät während meiner 15 morgendlichen Kniebeugen zu tragen. Zusätzlich werde ich jeden Tag die Übungen machen, die mir Stephanie Keating empfohlen hat, die Marketingmanagerin von We-Vibe. "Erst fünf Sekunden anspannen, dann fünf Sekunden entspannen – und das zwölfmal nacheinander. Für das bestmögliche Ergebnis sollte man diesen Ablauf dreimal täglich durchführen und nach und nach das Gewicht erhöhen."

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Es gibt da allerdings ein Problem: Es ist nicht gerade einfach, sich die Maus einzuführen. Mit Gleitgel klappt es schließlich und ich spaziere Beckenbodenmuskeln anspannend und wieder entspannend durch mein Zimmer. Meinem Hund scheint die ganze Situation nicht zu gefallen und ganz ehrlich: mir auch nicht. Selbst wenn man die Vibrationsfunktion aktiviert, fühlt es sich komisch und keineswegs erregend an. Auch wenn Keating mir gegenüber behauptet hatte, dass manche Frauen schon während der Übung zum Orgasmus kommen. Um zumindest irgendetwas von dem Erstversuch zu haben, nutze ich die Maus lieber zur klitoralen Selbstbefriedigung und lege mich danach schlafen.

Auch in den kommenden Tagen habe ich nicht das Gefühl, dass die Qualität meiner Orgasmen zunimmt. Dafür belohne ich mich nach meinen morgendlichen Squats jetzt immer mit der Vibrationsfunktion als Masturbationshilfe. Eine Freundin von mir erzählt mir hingegen, dass Kegel-Übungen ihr Leben verändert haben. Sie spannt die Beckenbodenmuskeln an und entspannt sich dann wieder für zehn Sekunden. Das ist ungewöhnlich, normalerweise soll man nämlich gleichlang an- und entspannen. Ihr Arzt hat ihr diese Übung empfohlen, weil sie beim Sex oft starke Schmerzen hatte. Jetzt ist sie im Intimbereich nicht nur deutlich entspannter, es geht ihr auch allgemein besser.

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"Es stößt mir allerdings sauer auf, dass Frauen das Ganze womöglich nur machen, um gut im Sex zu sein. Oder wenn sie ihre Vagina nur als ein weiteres Körperteil ansehen, das sie trainieren müssen", erklärt sie. Und greift damit den Punkt auf, den schon meine andere Bekannte machte: Mehr mögliche Problemzonen, die wir optimieren müssen, brauchen wir nun wirklich nicht. Insgesamt glaubt sie aber trotzdem, dass "alles, was uns über vaginale Probleme und mögliche Lösungen dafür sprechen lässt", nur hilfreich sein kann. Wenn vibrierende Vaginakugeln und Beckenbodentrainingshilfen also dazu führen, dass wir offener damit umgehen, wenn wir beim Sex Schmerzen oder Verspannungen haben – super.

"Allein der Gedanke, dass man die Kontrolle über seine Vagina hat, ist toll", sagt sie mir abschließend. "Sonst halten viele Frauen ihren Intimbereich doch für ein großes Mysterium, mit dem sie leben müssen."

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