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Politik

Wie Nacktfoto-Leaker versuchen, Politikerinnen zu diskreditieren

Kurz nachdem sich die ruandische Präsidentschaftskandidatin Diane Shima Rwigara kritisch gegenüber der regierenden Partei äußerte, gelangten intime Aufnahmen von ihr an die Öffentlichkeit. Ein Zufall? Eher nicht.
Photo by CYRIL NDEGEYA/AFP via Getty Images

Am 3. Mai 2017 gab die 35-jährige ruandische Unternehmerin Diane Shima Rwigara bekannt, dass sie bei den Wahlen im kommenden August als Präsidentin kandidieren wird. Im Falle eines Wahlsiegs wäre sie die erste Frau, die das höchste Staatsamt Ruandas innehätte.

"Ich werde die Armut, die Ungerechtigkeit und die Unsicherheit in unserem Land bekämpfen", erklärte sie in ihrer Rede, mit der sie ankündigte, gegen den amtierenden Präsidenten Paul Kagamem anzutreten, der schon seit 2010 an der Macht ist. "Die Ruandisch Patriotische Front [die führende Partei des Landes] ist seit 23 Jahren an der Macht. In all der Zeit waren sie weder in der Lage, die Armut zu beseitigen, noch die Grundbedürfnisse der ruandischen Bevölkerung zu stillen. Die meisten Ruander verhungern und haben noch nicht einmal ein Dach über dem Kopf."

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Keine zwei Tage, nachdem sie sich kritisch gegenüber der Ruandisch Patriotischen Front geäußert hatte, tauchten Nacktfotos von ihr auf. In verschiedenen Whatsapp-Gruppen in Uganda verbreiteten sich Bilder, die angeblich die Politikerin zeigen, wie sie nackt in die Kamera lächelte. Wie eine afrikanische Nachrichtenseite berichtete, ist allerdings noch nicht bekannt, wer die Fotos in Umlauf brachte, die seitdem über diverse Blogs und Webseiten in Kenia und Nigeria verbreitet wurden.

Ein Nutzer, der die Fotos teilte, schrieb auszugsweise: "Niemand will unsere Gesellschaft Menschen anvertrauen, die den moralischen Verfall vorantreiben. Denn abgesehen von uns, dem Volk, ist da noch der allmächtige Gott, der solche Handlungen verabscheut. Glaubt mir, manche Menschen würden im Namen der Meinungs- und Redefreiheit auch Homosexualität, bewaffnete Überfälle und Prostitution unterstützen."

Rwigara hat sich von diesem Angriff nicht beirren lassen. Sie möchte ihr Land noch immer zum Positiven verändern. In einem Video, das am 10. Mai auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht wurde, sieht man sie, wie sie das Büro der nationalen Wahlkommission verlässt. Angesprochen auf das "Cyber-Mobbing" stellte sie klar, sich von dieser Aktion in keinster Weise einschüchtern zu lassen. „Ich werde noch konzentrierter und entschlossener nach vorne schauen und ich hoffe, dass ich die bevorstehenden Wahlen gewinnen werde."

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Afroditi Pina arbeitet als Dozentin für forensische Psychologie an der britischen Kent University. Sie hat vor Kurzem eine Studie verfasst, die sich mit den charakterlichen Eigenschaften befasst, die mit Fällen von Rache-Pornos – auch bildbasierter sexueller Missbrauch genannt – in Verbindung gebracht werden. Die meisten Menschen kennen bisher zwar nur Fälle, in denen Nacktfotos von mehrheitlich weiblichen Prominenten an die Öffentlichkeit geraten sind, erklärt Pina, doch es überrascht sie nicht, dass dieses Mittel auch zur politischen Diffamierung von Kandidaten eingesetzt wird.

"Wer um ein hohes Regierungsamt kandidiert, musste sich schon immer den intensiven Nachforschungen durch die Medien stellen", erklärt sie gegenüber Broadly. "Es ist nicht ungewöhnlich, dass bestimmte Aspekte ihrer privaten Vergangenheit zum Vorschein kommen, die relevant bewertet werden – egal, ob negativ oder positiv. Die sozialen Medien haben diesen Prozess in vielerlei Hinsicht vereinfacht und beschleunigt."

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Pina glaubt, dass die Fotos in Rwigaras Fall "einen politischen Skandal auslösen sollten. Sie sollten eine moralische Verfehlung symbolisieren, die die Ablehnung der Menschen zur Folge hat", um somit letztendlich Rwigaras Ruf zu schaden.

"Ich bin keine Politikpsychologin oder -wissenschaftlerin und kann nicht sagen, inwiefern dieser Skandal ihre Wahlkampf beeinflussen wird", sagt sie, "ich glaube aber, dass sie durch den Umgang mit diesem persönlichen Angriff ihre Widerstandsfähigkeit und Wehrhaftigkeit unter Beweis stellen kann."

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Titelfoto: Screenshot von Facebook | Diane Shima Rwigara