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Streaming rettet der Musikindustrie mittlerweile den Arsch

Wie immer bleibt die Frage, was bei wem ankommt.
Auch er trägt zum Wachstum bei und streamt. Foto: imago/Westend61

Angela Merkel wäre vermutlich froh, wenn die deutsche Wirtschaft insgesamt so stark wachsen würde wie der hiesige Musikmarkt in den letzten Jahren. Wie der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) nämlich gestern bekannt gab, ist dieser im vergangenen Jahr um 2,4 Prozent gewachsen, was einen Umsatz von 1,58 Milliarden Euro bedeutet. Zum vierten Mal in Folge konnte damit ein Plus verbucht werden, wenngleich die Steigerung etwas geringer ausfiel als im Vorjahr.

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Ein genauer Blick zeigt jedoch, dass vor allem das Streaming für das beständige Wachstum gesorgt hat. Der Marktanteil von Spotify und Co. beträgt mittlerweile 24,3 Prozent. Dieses Marksegment ist damit von 2015 zu 2016 um satte 73,1 Prozent gewachsen. Einen geringeren, dennoch beachtenswerten Beitrag zum Gesamtwachstum hat der Vinylabsatz. Er ist um 41 Prozent gestiegen und macht mittlerweile fast fünf Prozent des Marktes aus.

Wie schlüsseln sich die restlichen 70 % des deutschen Musikmarktes auf? Am Umsatzstärksten ist immer noch die CD, mit einem Marktanteil von ca. 54 Prozent. Allerdings ist ihr Anteil im Vergleich zum Vorjahr auch um fast zehn Prozent zurückgegangen. Noch mehr geschrumpft ist allerdings der Umsatz mit Downloads, der ein dickes Minus von fast 20 Prozent verzeichnen musste und bei einem Markanteil von 12,3 Prozent liegt. Das Verhältnis von physischen Tonträgern zur digitalen Nutzung beträgt damit ungefähr 60:40.

Soweit die Umsätze. Eine interessante Frage ist, welchen Anteil verschiedene Musikgenres und Künstler an diesen eineinhalb Milliarden Umsatz haben. Dr. Mathias Giloth, Geschäftsführer von GfK Entertainment, die sowohl die Zahlen für den BVMI als auch regelmäßig die Offiziellen Deutschen Charts ermittelt, sagte darüber: "Musik aus Deutschland ist weiterhin angesagt. Deutsche Künstler landeten in 41 von 52 Wochen an der Spitze der Offiziellen Deutschen Album-Charts und setzen den Trend der letzten Jahre fort. Dabei werden alle Genres von HipHop bis Schlager, Rock und Metal bedient. So ist wirklich für jeden Musikliebhaber was dabei. In den Offiziellen Deutschen Single-Charts ist der Anteil an Pop und Dance sowie der internationalen Künstler auch aufgrund der weit verbreiteten Playlisten deutlich ausgeprägter."

Versteht man "Dance" der Einfachheit halber als elektronische Musik im weiteren Sinne und guckt sich exemplarisch die Streamingzahlen verschiedener elektronischer Künstler auf Spotify an, zeigt sich, es deutliche Gefälle in dem Bereich gibt:

Felix Jaehn etwa hat mit "Bonfire" fast 70 Millionen Plays, Nils Frahm & Woodkid mit "Winter Morning I" knapp ein Hundertstel (ca. 700.000.) davon. Max Graef und Glenn Astros "Where The Fuck Are My Hard Boiled Eggs?!" erreichte mit ungefähr 50.000 Plays noch mal weniger. Und eine Techno-Ikone wie Ellen Allien erreichte mit "Landing XX" nicht mal die Hälfte der Aufrufe von Graef und Astro (ca. 19.000). Alle vier Titel wurden 2016 veröffentlicht.

Klar, das ist nur eine Stichprobe. Sie legt aber zumindest die Vermutung nahe: Für elektronische Clubmusik ist im Streamingbereich derzeit wenig zu holen.

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