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Junge Menschen wollen nach wie vor die Welt verändern – sie tun nur nichts dafür

Eine neue Studie hat festgestellt, dass junge Leute im Netz zwar immer mehr über politische Probleme sprechen, sie gleichzeitig aber auch immer seltener auf die Straße gehen, um zu demonstrieren. Wir haben einen Experten gefragt, woran das liegen...
Photo by Marija Mandic via Stocksy

Laut einer aktuellen informellen Umfrage unternimmt lediglich ein Drittel der Generation Y mehr gegen die Probleme, die die jungen Menschen bewegen, als auf Facebook darüber zu schreiben. Im Rahmen der #INOURHANDS-Kampagne von The Body Shop nahmen rund 1.000 Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren an einer Umfrage teil, bei der festgestellt wurde, dass „zwar 68 Prozent der jungen Erwachsenen sowohl online als auch offline über gesellschaftliche Themen wie Tierquälerei oder Menschenrechte sprechen, aber nur 36 Prozent tatsächlich aktiv werden und nur 23 Prozent von ihnen auf die Straße gehen, um zu demonstrieren." Die deutsche Sinus-Jugendstudie 2016 stellte ebenfalls fest, dass junge Menschen Reibung eher aus dem Weg gehen, als bewusst zu rebellieren.

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Der hier beschriebene fehlende Aktivismus hat sicherlich auch bei den Präsidentschaftswahlen in den USA eine wichtige Rolle gespielt. Laut einer Analyse des Center for Information & Research on Civic Learning and Engagement (CIRCLE), einer unabhängigen Forschungsorganisation der Tufts University, gaben nur rund die Hälfte der Wahlberechtigten im Alter von 18 bis 29 Jahren tatsächlich ihre Stimme ab.

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Das Millennial Impact Project ist eine laufende Studie über die Generation Y und ihr soziales Engagement im Verlauf der Präsidentschaftswahlen, durch die die Umfrageergebnisse von The Body Shop bestätigt werden können. In ihrem aktuellen Bericht, der noch vor den Wahlen in den USA erschien, stellten die Forscher fest, „dass sich die Generation Y selbst noch immer als Aktivisten betrachtet, allerdings ohne eine ausgeprägte Affinität zu direkten Aktionen für oder gegen ein bestimmtes Anliegen."

Derrick Feldmann ist Präsident von Achieve—der Agentur, die die Untersuchung für das Millenial Impact Project durchführt. Er sagt, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung eine soziale Veränderung herbeiführen möchte, wir uns dabei aber oftmals selbst im Weg stehen. „Das Gehirn sucht sich immer den Weg des geringsten Widerstands", erklärt er gegenüber Broadly. „Das heißt, wir versuchen immer so wirtschaftlich wie möglich zu handeln, um ein kurzfristiges Bedürfnis zu erfüllen. Oft sagt uns unser Gehirn: ‚Zeig den anderen, dass du dich engagierst—aber vielleicht geht das auch, ohne rauszugehen und sich freiwillig für irgendetwas zu melden?' Wie Leute, die abnehmen wollen und sich überlegen, wie sie das ohne Sport zu machen schaffen könnten."

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Die sozialen Medien, erklärt er, geben uns die Möglichkeit, „wenigstens irgendetwas statt gar nichts zu tun."

Es liegt nicht daran, dass jungen Menschen das Wohl der Allgemeinheit egal wäre, sagt Feldman. „In all unseren Studien sagt immer jeder von ihnen: ‚Ja, ich will Gutes tun, ich will etwas unternehmen, ich will Teil der Lösung und von etwas Großem sein.' Allerdings unternehmen sie nichts."

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Um über die „passive Form der Unterstützung" hinauszugehen und eine aktivere Rolle anzunehmen, sagt Feldman, muss jungen Leuten der nächste Schritt angeboten werden. Er glaubt, dass gemeinnützige Organisationen und andere Gruppen sie auf halbem Weg abholen sollten, indem sie ihnen tatsächlich Gelegenheiten bieten, um aktiv zu werden. Natürlich sollten die Leute die Initiative ergreifen, wenn es darum geht, einen sozialen Wandel herbeizuführen, aber nicht jeder hat es in sich, ein Hardcore-Aktivist zu werden. Der Mensch, so Feldmann, „muss manchmal geführt werden, damit er den nächsten Schritt macht und etwas unternimmt."

Als ich ihn Frage, ob die Generation Y wirklich die apathischste Generation der letzten Jahre ist, lacht Feldmann. „Ich bin sicher, dass jede Generation auf irgendeine Art und Weise apathisch war. Menschen sind aber überwiegend empathisch und wenn Menschen anderen Menschen helfen, kann man ein partizipatives Verhalten beobachten."


Foto: Michele Ursino | Flickr | CC BY-SA 2.0