Illustration einer Frau, die über ein Streamingvideo läuft. Jane wurde Opfer von Girls Do Porn und kämpft bis heute gegen Belästigungen im Internet
Illustration: Michelle Urra
Tech

Jane wurde Opfer von Girls Do Porn – heute geht sie noch immer durch die Hölle

Sie hat die schlimmste Zeit ihres Lebens überstanden und Karriere gemacht, aber der Terror im Internet hört nicht auf.

Warnung: Dieser Artikel enthält Schilderungen sexualisierter Gewalt.

An einem Wintermorgen 2015 fuhr Jane vom Haus ihrer Eltern, wo sie gerade die Thanksgiving-Feiertage verbrachte, zu einem vornehmen Hotel in der Innenstadt. Die junge Studentin war dort mit Jonathan verabredet, dem Talentscout einer Modelagentur, mit dem sie wochenlang hin- und hergeschrieben hatte. Er erwartete sie in der Lobby.

Anzeige

Jane, die in Wahrheit anders heißt, war sich noch nicht sicher, ob sie die "nicht jugendfreien" Aufnahmen, wie Jonathan geschrieben hatte, wirklich machen wollte. Sie wusste noch nicht mal, wie sie aussehen sollten. Waren es Sexszenen für einen Indie-Film oder geschmackvolle Dessous-Werbung? Jonathan hatte sie überredet, für ein paar Stunden herzukommen und ein paar Tausend Dollar zu verdienen. Er war überaus nett, als er sie zum Zimmer brachte. Sie brauchte das Geld, um ihre Eltern zu unterstützen.           

Als Jane das spärlich eingerichtete Hotelzimmer betrat, wartete dort schon ein Kameramann. Er hatte alles für einen Dreh auf dem Bett vorbereitet. Die Visagistin, die etwas älter als Jane war, fragte, was sie hier mache. Als wollte sie sagen: Wie bist du nur hier reingeraten? Das war einer von mehreren Augenblicken, in denen Jane ahnte, dass etwas nicht stimmte. Sie tat das Gefühl als Nervosität ab. Die Visagistin ging und Jonathan sagte Jane, dass sie sich ausziehen soll. Er fotografierte sie und sagte, er werde die Fotos seinem Chef schicken. Wegen der Narben an ihrem Oberkörper und der Cellulite an ihren Beinen, werde die Gage allerdings mehrere Tausend Dollar niedriger ausfallen. 

"Ich saß nackt und alleine mit diesen beiden Männern in dem Hotelzimmer", sagt Jane. "Ich hatte eine seriöse Produktion mit mehreren Teams erwartet, nicht zwei komische Typen in einem Hotelzimmer. Und dann saß ich da nackt und es wurde mir immer unangenehmer." Jonathan teilte ihr mit, dass es keine weiteren Models gebe. Nur sie. Und sie sei hier, um mit ihm Sex vor der Kamera zu haben. Die Männer versicherten Jane, dass sie nicht befürchten müsse, jemals mit den Aufnahmen in Verbindung gebracht zu werden.

Anzeige

Es werde nur ein paar Stunden dauern, sagten sie ihr. Um 9 Uhr morgens hatte Jane das Hotel betreten, erst um 16 Uhr verließ sie es wieder.

Was in diesem Zimmer geschah, warf Janes Leben komplett aus der Bahn. Es verfolgte sie durch ihr Studium, bis zu ihren ersten Jobs, bei jedem Karriereschritt und in jede Beziehung. Jane ist eine von 22 Frauen, die gegen die Produktionsfirma Girls Do Porn geklagt und 2020 mehrere Millionen US-Dollar Schadenersatz zugesprochen bekommen haben. Ihre Aussagen führten zu FBI-Ermittlungen gegen die Inhaber und Betreiber der Seite.


Auch von VICE: Der qualvolle Kampf gegen Rachepornos


Jonathan heißt in Wahrheit Ruben Andre Garcia. Vergangenen Dezember bekannte er sich schuldig des Menschenhandels mit dem Ziel der sexuellen Ausbeutung. Der Name des Kameramanns ist Teddy Gyi. Er bekannte sich schuldig, Jane und viele andere Frauen über die Verbreitung der Videos belogen zu haben. Michael Pratt, der mit Matthew Wolfe Inhaber der dahinter stehenden Produktionsfirma war, ist mutmaßlich aus den USA geflohen und befindet sich auf der Fahndungsliste des FBIs. Hinweise, die zu seiner Verhaftung führen, werden mit bis zu 50.000 US-Dollar belohnt.

Anzeige

Über hundert Frauen hat Girls Do Porn zwischen 2009 und 2020 gefilmt. Nur wenige haben öffentlich über das gesprochen, was ihnen angetan wurde – noch weniger haben sich abseits der Gerichtsverhandlung geäußert. In ihren Erzählungen zeigt sich ein Muster: Sie hatten auf eine Craigslist-Anzeige für einen Model-Job geantwortet, der in der Regel erforderte, zu einem Hotel in eine anderen Stadt zu reisen. Dass es dabei um einen Pornodreh ging, wurde häufig verschleiert, bis die Frauen im Hotel ankamen. Auch dann wurden die Frauen noch belogen, die Videos würden nur im Ausland verkauft werden und nicht ins Internet gestellt. Die Frauen wurden unter Druck gesetzt, eilig einen Vertrag zu unterschreiben.

Die Seite von Girls Do Porn ist inzwischen offline, die Videos größtenteils von Plattformen wie Pornhub gelöscht und die meisten Täter verurteilt. Aber Janes Geschichte zeigt, dass die Verbrechen bis heute Schaden anrichten. Die Videos und Belästigungen verfolgen sie noch immer im Internet. Den größten Schaden richten allerdings nicht Pornoplattformen an, sondern Mainstream-Seiten wie YouTube, Twitter und Reddit, wo User Schulen und Arbeitgeber mit dem dunkelsten Augenblick in Janes Lebens verlinken.

"Ich verstand nicht, wie jemand so etwas tun konnte."

Nachdem Jonathan, aka Garcia, die Fotos an seinen Chef geschickt hatte und ihre reduzierte Gage berechnete, entschuldigte sich Jane ins Badezimmer. Dort stellte sie fest, dass sie unerwartet ihre Tage bekommen hatte. Sie war erleichtert. Jetzt würden sie alles verschieben müssen, dachte sie. Als sie aus dem Bad zurückkam, bemerkte sie, dass ihre Kleidung verschwunden war. Sie entschuldigte sich und erklärte, dass sie den Dreh ein andermal machen müssten.

"Sie sahen richtig besorgt aus. Als ich zu ihnen kam, sagten sie: 'Was hast du getan?' Sie weinten. 'Was hast du getan, was hast du getan?'"

Anzeige

Garcia war außer sich. "Er packte mich. Ich war da immer noch nackt", sagt sie. "Er brachte mich ins Bad und war aggressiv. Seine nette Art war verschwunden. Er nahm einen Schwamm – wie so einen Malschwamm, so groß wie deine Faust, vielleicht etwas kleiner, gelb und kreisrund. Er nahm ihn, er fragt mich nicht – einfach komplett übergriffig – und drückte meine Beine auseinander, während ich dastand und schob ihn in meine Vagina. So weit, wie er konnte."

Inside xHamster: Die VICE-Recherche im Überblick

Dann habe er gesagt: "OK, das war's. Wir können loslegen." Dann sei er zurück ins Zimmer gegangen. "Ich stand noch da, komplett unter Schock", sagt Jane. "Ich fühlte mich, als wäre ich gerade vergewaltigt worden. Ich verstand nicht, wie jemand so etwas tun konnte."

Während des Verfahrens fragten die Anwälte von Girls Do Porn Jane und die anderen Klägerinnen immer wieder, warum sie nicht einfach gegangen seien, wenn sie sich unwohl gefühlt haben. Was habe sie in dem Hotelzimmer gehalten?

"Als er mir den Schwamm reingeschoben hatte, dachte ich mir, wie soll ich hier wegkommen, wenn der bereit ist, so was zu tun?", sagt Jane. "Ich stand da nackt, sie hatten meinen Ausweis, mein Portemonnaie. Meine Klamotten, die vorher noch auf den Stühlen waren, waren nicht mehr da. Was sollte ich tun? Ohne Handy, ohne irgendwas nach draußen auf die Straße rennen?"

Garcia und Gyi gingen hastig mit Jane den Papierkram durch. Sie sagt, sie hätten wiederholt versichert, dass nichts zu ihren Freunden und ihrer Familie gelangen würde. Die Aufnahmen würden an private Sammler in DVD-Läden in Neuseeland und Australien gehen. Sie überflog die Verträge, während die Männer immer ungeduldiger wurden. Sie habe bereits genug ihrer Zeit verschwendet, sagten sie.

Anzeige

Die nächsten Stunden filmten die drei aggressiven Sex. Kommunikation gab es keine mehr, abgesehen von Kritik an Janes Performance. Bei einem seriösen Pornodreh sind die Grenzen der Beteiligten vorher vertraglich festgelegt. Die beteiligten Parteien legen dort fest, was geschehen und was nicht geschehen wird und wann der Dreh unterbrochen werden muss.

"Es gab ein paar Situationen, an denen ich nur meinte 'Bitte, ich muss aufhören, ich muss aufhören'. Es hat einfach zu sehr wehgetan. Aber ich hätte genauso gut gar nichts sagen können. Sie haben nicht reagiert."

Am Nachmittag war der Dreh endlich vorbei und Garcia bestand darauf, Jane aus dem Hotel zu begleiten. Sie fühlte sich erniedrigt und erschöpft. "Als wir rausgingen, kam das nächste Mädchen rein", sagt sie. "Wir sind aneinander vorbeigegangen, hatten Augenkontakt. Ich würde sie sofort wieder erkennen. Sie sah genauso aus wie ich. Hübsch und sehr unschuldig. Ich wollte sie anschreien. 'Lauf um dein Leben, geh nicht da rein.' Aber ich habe es nicht geschafft."

Jane ging nach Hause und konnte es nicht übers Herz bringen, jemandem zu erzählen, was passiert war.

Als wäre eine Bombe in ihrem Kopf explodiert

Nach dem Dreh versuchte Jane, mit ihrem Leben weiterzumachen. Sie ging zurück zur Uni. Alles schien normal. "Ich hatte Angst, aber konnte es mit niemandem teilen – weder mit meinem Freunden noch meiner Familie", sagt sie. "Ich musste es für mich behalten und einfach weitermachen."

Das ging gut so, bis zu einer Campus-Veranstaltung im Januar 2016. Jane hatte in der Menschenmenge ihre beste Freundin verloren. "Ich suchte sie und fand sie bei einer anderen Freundin von uns. Beide schauten auf ihre Handys. Sie sahen richtig besorgt aus. Als ich zu ihnen kam, sagten sie: 'Was hast du getan?' Sie weinten. 'Was hast du getan, was hast du getan?'" Sie zeigten Jane ihre Handys: Es war das Video von ihr auf dem Bett in dem Hotelzimmer. Girls Do Porn. Jane fiel zu Boden. Es war, als wäre eine Bombe in ihrem Kopf explodiert.

Anzeige

"Da waren keine Stimmen", sagt sie. "Ich hörte nichts mehr. Ich stand unter Schock. Das war definitiv eine Panikattacke. Es war, als wärst du auf verrückten Drogen. Alles war auf dem Kopf. Ich versuchte, etwas zu sagen, aber es ergab keinen Sinn. Da war einfach nur Leere."

Ihre Freundinnen nahmen sie bei den Armen und führten sie aus der Menschenmasse. Janes Handy explodierte mit Tausenden SMS, Nachrichten, E-Mails und Tweet-Benachrichtigungen.

"Im Nachhinein weiß ich, dass sie jede Folge beworben haben", sagt Jane. "Sie haben den Link an Leute geschickte, die sie aus den Freundeslisten der Opfer hatten, oder an Personen in ihren Heimatorten oder auf ihren aktuellen Unis. Selbst wenn man es nur an einen Typen von deiner Schule schickt, geht es viral."

Während des Gerichtsverfahrens konnte bewiesen werden, dass die Betreiber von Girls Do Porn absichtlich Details über die Frauen veröffentlichten, anhand derer sie identifiziert werden konnten. Das geschah zum Teil über eine Seite namens PornWikiLeaks, deren Inhaber von November 2015 bis Juni 2016 die Girls-Do-Porno-Betreiber waren. Auf der Seite waren die Klarnamen von Darstellerinnen, ihre Adressen, Handynummern, E-Mail-Adressen und die Social-Media-Accounts von Familienmitgliedern gelistet.

"Die Tage danach stand ich wegen Suizidgefahr unter Beobachtung und war damit beschäftigt, meinen engsten Freundinnen und Freunden zu erklären, was passiert war. Dass ich nie vorgehabt hatte, einen Porno zu drehen, der für Millionen im Internet zu sehen sein würde", sagt Jane.

Anzeige

Der Dekan ihrer Uni rief sie zu sich, er sei besorgt. Jane zog sich von ihren studentischen Ämtern zurück und ging mit gesenktem Kopf von Seminar zu Seminar. Ihre Freunde ermutigten sie sich der Scham und den Verurteilungen durch die Öffentlichkeit entgegenzustellen. Im Laufe der nächsten Monate verwandelte sich ihr tiefes Schamgefühl langsam in etwas anderes.

"Ich begann, unfassbar rachsüchtig zu werden", sagt Jane.

Auf der Jagd

Sie wollte die Männer finden, die sie missbraucht und misshandelt hatten. Sie versuchte, Garcia und Gyi zu kontaktieren. Garcias Nummer war nicht länger erreichbar, aber Gyi antwortete nach mehreren Versuchen. Sie sagte ihm, dass sie mit dem Video ihr Leben zerstören. Er könne nicht darüber reden, habe er nur geantwortet und dann aufgelegt. Auf sich allein gestellt lief Jane "Amok", wie sie sagt. Sie schaute, wo ihr Video gepostet wurde und meldete es den entsprechenden Plattformen als nicht-einvernehmliche Pornografie.

"Es sind inzwischen fünf, sechs Jahre vergangen – und es ist über die Zeit natürlich besser geworden –, aber die Belästigungen hören nicht auf."

Nachdem Jane monatelang eigenhändig versucht hatte, die Videos löschen zu lassen, beauftragte sie eine Firma damit. Das Unternehmen bekam zu der Zeit immer mehr Anfragen von unfreiwilligen Girls-Do-Porn-Darstellerinnen und empfahl Jane, sich an Carrie Goldberg zu wenden, eine auf Rachepornos spezialisierte Anwältin. Goldberg arbeitete da bereits für andere Geschädigte an einem Verfahren gegen Girls Do Porn. 2016 schloss sich Jane der Klage an. 2020 fiel das Urteil. Jane und 21 andere Frauen bekamen insgesamt 12,7 Millionen Dollar Entschädigung zugesprochen.

Anzeige

Nach der Uni legte Jane eine erfolgreiche Karriere im Finanzbereich hin. Ruhe hat sie trotzdem nicht. "Ich schlage mich immer noch damit rum", sagt sie. "Es sind inzwischen fünf, sechs Jahre vergangen – und es ist über die Zeit natürlich besser geworden –, aber die Belästigungen hören nicht auf."

In YouTube-Videos wird Jane immer wieder als Girls-Do-Porn-Darstellerin identifiziert und auf Social Media taggen User bis heute ihre Arbeitgeber und teilen Links zu den Videos. Auf Reddit gab es zahlreiche Beiträge mit den echten Namen der Darstellerinnen. 

Einmal schickte jemand eine E-Mail an Janes Chef. Er habe ihr danach nicht mehr in die Augen schauen können, sagt sie. Das Unternehmen habe zwar verständnisvoll und unterstützend reagiert, trotzdem wirke sich all das auf ihren Arbeitsalltag aus. Jane hat mittlerweile Angst davor, beruflich zu sehr in die Öffentlichkeit zu geraten oder Karriereziele zu erreichen, die viel Aufmerksamkeit auf ihren Namen lenken.

Die Plattform mit den verheerendsten Auswirkungen sei Twitter, sagt Jane. Jeder Doxing-Versuch, also die Veröffentlichung ihrer privaten Daten, und jede Belästigungswelle verbreitet sich dort rasant. Leute taggen ihre Arbeitgeber und posten Screenshots und Links zu dem Video.

"Als würde man ins Nichts schreien."

"Ich sitze zwei Tage lang da, gehe alle möglichen Suchbegriffe durch, versuche den Twitter-Support zu erreichen, kopiere all diese E-Mails und Erklärungen und verschicke das Gerichtsurteil", sagt Jane. "Sich dieses ganze furchtbare Zeug wieder und immer wieder anzuschauen … Das ist einfach zu viel." Manchmal dauert es bis zu sieben Tage, bis die Plattform die Videos offline nimmt – währenddessen gehen die Posts noch viraler und geraten außer Kontrolle.

Auch YouTube hat Videos, in denen Janes Name und Arbeitgeber genannt wurden, online gelassen, obwohl sie und ihre Anwälte sie gemeldet hatten. Pornos sind auf YouTube nicht erlaubt, Belästigungen und Mobbing auch nicht, trotzdem posten User jugendfreie Ausschnitte von Girls-Do-Porn-Videos. In der Regel sind es Interviews mit den Frauen vor den Drehs, während sie angezogen auf dem Bett sitzen. Manche Videos zeigen private Fotos von den Social-Media-Accounts der Betroffenen. Ein solcher Clip, in dem vier Betroffene begleitet von frauenverachtenden Äußerungen mit Fotos gezeigt wurden, hatte fast zwei Millionen Views. In den Kommentaren standen die vollen Namen der Frauen.

Anzeige

Ein anderes YouTube-Video hatte Janes Klarnamen im Titel. Der Clip zeigte Screenshots von ihrem LinkedIn-Profil, ihre private E-Mail-Adresse und eine Anleitung, wie man über Google mehr Pornovideos von ihr findet. Das Video bleib fünf Monate lang online. Jane hatte es mehrmals gemeldet, aber YouTube tat nichts, bis VICE es bei der Plattform als Doxing meldete. Inzwischen ist es offline.

Der Privatsphäre-Experte Charles DeBarber hat sich auf die Entfernung von nicht-einvernehmlicher Pornografie im Internet spezialisiert. Er sagt, dass YouTube die unkooperativste Plattform sei, mit der er je zu tun hatte. Als er versuchte, Jane bei der Entfernung dieses Videos zu helfen, habe die Plattform mehrere Meldungen ignoriert.

"Es ist, als würde man ins Nichts schreien", sagt er. "YouTube informiert einen nicht darüber, ob etwas geprüft wurde oder nicht. Es handelt sich hier um eine der erniedrigendsten öffentlichen Bloßstellungen von einem Opfer eines Sexualverbrechens, die ich je gesehen habe. YouTube hält sich nicht an seine eigenen Nutzungsbedingungen."

Nachdem VICE YouTube um eine Stellungnahme gebeten hatte, entfernte die Plattform mehrere andere Videos, in denen Girls-Do-Porn-Darstellerinnen mit Namen und Adresse genannt wurden – entweder im Video selbst oder in den Kommentaren. "Unsere Anti-Belästigungs-Policy verbietet Inhalte, die ungewollte Sexualisierung enthalten", hieß es von einem YouTube-Sprecher in einem Statement. "Wir haben die fünf Videos, auf die uns VICE aufmerksam gemacht hat, im Einklang mit dieser Policy gelöscht."

Laut YouTubes Transparenzbericht wurden im letzten Quartal von 2020 65.000 Kanäle, 77.000 Videos und 136 Millionen Kommentare wegen Belästigungen und Cyberbullying gelöscht. "Der Großteil davon wurde zuerst durch automatisiertes Flagging entdeckt", so der Sprecher.

Bis heute wird in Posts von Menschen, die Janes unfreiwilligen Girls-Do-Porn-Auftritt teilen, immer noch ihr alter Arbeitgeber getaggt. Die Vorstellung, dass ihre traumatische Erfahrung auch die Arbeit ehemaliger Kollegen in Mitleidenschaft gezogen hat, macht Jane wütend.

"Es macht mich einfach fertig, dass Leute immer noch wegen mir zu Schaden kommen – oder besser: weil mir das passiert ist. Weil diese widerlichen Menschen mich ausgenutzt haben", sagt sie. "Es ist wirklich hart, diesen Unterschied zu sehen, wenn die Leute von den Videos wissen, wie sie dich anschauen, über dich denken. Dein schlimmster Feind bist aber du selbst, weil du immer vom Schlimmsten ausgehst."

In einer Situation wie der von Jane könne man niemals wirklich gewinnen, sagt DeBarber, selbst wenn vor Gericht alles gut gelaufen ist. "Bei mehr als der Hälfte meiner Mandantinnen, die so etwas durchgemacht haben, frage ich mich, wie sie jemals wieder jemandem vertrauen können."

Jane hat inzwischen den Job gewechselt. Sie hat Angst, dass die Doxing-Versuche sie auch dorthin verfolgen werden.

Bist du von digitaler Gewalt betroffen? Dann kannst du in den bundesweiten Frauenberatungsstellen und Frauennotrufen Hilfe finden, auch wenn du nicht mehr weißt, was genau passiert ist. Dort findest du auch Informationen und Sicherheitshinweise zum Thema digitale Gewalt. Wer in der Schweiz sexualisierte Gewalt erlebt hat, findet bei der Frauenberatung Links zu Beratungsstellen, betroffene Männer erhalten Hilfe im Männerhaus. In Österreich wird ein 24-Stunden-Hilfenotruf unter 01 71 719 angeboten.

Folge VICE auf Facebook, Instagram, YouTube und Snapchat.