Drogen

Darum musst du von MDMA kotzen

Wenn man sich vor lauter Freude übergeben muss.
Daisy Jones
London, GB
Eine Person sitzt vor einer Kloschüssel, viele Menschen müssen sich von Ecstasy und MDMA übergeben
Foto: AlAMY

MDMA ist keine harmlose Droge, auch wenn Todesfälle zum Glück selten vorkommen. Viel wahrscheinlicher ist, dass du auf der Substanz  stundenlang tanzen möchtest, peinliches Zeug redest ("Nein, jetzt wirklich, du bist ein sooo toller Mensch!") – und dich übergibst. Tatsächlich, das weiß ich jedenfalls aus meinem Bekanntenkreis, scheinen viele Menschen erstmal kotzen zu müssen, wenn das MDMA oder die Pille zu wirken beginnt. 

Anzeige

Aber warum ist das so? Warum bringt MDMA manche dazu, dass sie auf einer Hausparty unfreiwillig die Monstera der Gastgeber düngen?


Auch von VICE: Die Wahrheit über Ecstasy


Für Nick Hickmott von der britischen Drogenhilfe-Organisation We Are With You kann innere Unruhe ein Faktor sein. "Insbesondere bei jungen Menschen löst der Konsum von Drogen manchmal Nervosität aus", sagt er. "Aber selbst erfahrene Konsumentinnen und Konsumenten können ein nervöses Gefühl bekommen, welches vom Magen aufgegriffen wird."

Aber warum gerade MDMA? Über Substanzen wie Kokain oder Speed sind solche Reaktionen eher nicht bekannt – von hohen Überdosierungen mal abgesehen.

MDMA hat ähnliche Nebenwirkungen wie manche Antidepressiva

"Die Sache ist eigentlich recht einfach", sagt der Psychopharmakologe und Psychiater David Nutt: "MDMA setzt Serotonin frei, und in den Zellen deines Verdauungstrakts ist eine Menge Serotonin." Der als Glückshormon bekannte Botenstoff habe allerdings auch eine indirekte Schutzfunktion und aktiviere den Brechreiz, sagt Nutt. "Diese Reaktion sieht man auch bei Serotonin-Wiederaufnahmehemmern und jedem serotonergen Wirkstoff."

Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass ein erhöhter Serotoninspiegel für die Verdauungsprobleme und Übelkeit verantwortlich ist, die viele Menschen als Nebenwirkungen von Serotonin-Wiederaufnahmehemmer erleben. Kein Wunder, dass einem übel wird, wenn MDMA den Körper mit Serotonin flutet.

Anzeige

Sein damaliger akademischer Betreuer habe Serotonin mit Öl in einem Auto verglichen, sagt Nutt: "Es sorgt dafür, dass alles wie geschmiert läuft, dass der Magen und das Gehirn funktionieren. Aber es hat auch diese besondere Funktion, einen kotzen zu lassen, wenn man sich vergiftet hat. Wenn man viel MDMA nimmt und eine Menge Serotonin freisetzt, ist es dasselbe wie bei der Einnahme von Cisplatin. Das ist ein Medikament, das bei der Chemotherapie eingesetzt wird."

Gegen diese Nebenwirkung bekommen Krebspatienten Medikamente, die den Serotoninrezeptor 5-HT3 blockieren. Beim Drogenkonsum lässt sich die Körperreaktion allerdings nicht wirklich verhindern – außer, wenn man weniger MDMA nimmt. Bei Ecstasy ist die Kotzwahrscheinlichkeit aufgrund der hohen Wirkstoffkonzentration übrigens generell höher.

Das kannst du gegen die MDMA-Kotzerei tun

Gegen die Übelkeit hat Drogenberater Hickmott einen Ratschlag: "Man sollte vor einer Party auf jeden Fall gut essen, bevor man MDMA oder Ecstasy nimmt. Wer stundenlang rumtanzt, wird auf jeden Fall Energie brauchen", sagt er. Außerdem wirken Substanzen aggressiver auf leeren Magen. Zu schwer sollte die Mahlzeit aber auch nicht sein.

Das Kotzen an sich sei jedenfalls noch kein Grund zur Sorge, sagt Hickmott. "Wenn jemand mir sagen würde, dass er sich ein- oder zweimal übergeben hat, als die Droge zu wirken anfing, würde ich ihn als Freund auf jeden Fall im Auge behalten", erklärt er. “Ich würde schauen, dass es ihm ansonsten gut geht. Hilfe holen würde ich erst bei anderen Symptomen wie Überhitzung, Herzrasen oder Krämpfen."

Zusammengefasst: Kotzen auf MDMA ist nicht das Ende der Welt. Hauptsache, du schaffst es irgendwie aufs Klo.

Folge VICE auf Facebook, Instagram, YouTube und Snapchat.