Eine Frau leckt über eine andere Frau in einem Latex-Wespen-Kostüm, Torture Garden in London ist eine weltberühmte Fetischparty, die es seit 1990 gibt.
Alle Fotos: Jeremy Chaplin
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Fotos von der berühmtesten Fetischparty der Welt

Seit über 30 Jahren ist Torture Garden ein Paradies für Latex- und BDSM-Fantasien.

Manche Menschen versuchen alles, um bei einer Sexparty eingelassen zu werden. "Diese Leute, die im Baumwoll-T-Shirt aufkreuzen, dir in die Augen schauen und dann sagen, dass sie einen Baumwollfetisch haben – die hasse ich wirklich", sagt Charlotte Hellicar, die frühere Türsteherin und heutige Leiterin von Torture Garden.

Die Londoner Fetischparty ist für ihren strengen Dresscode berühmt: keine Jeans, Anzüge, Baumwollhemden, T-Shirts, Boxershorts, Abendkleider, Leggins oder Meggins. Was geht: Latex, Leder, Metall und Fantasy-Outfits. Hellicar fasst es so zusammen: "Du kannst bei uns nichts anziehen, was du problemlos im Supermarkt tragen könntest. Wenn du dein Outfit auch in einem normalen Club tragen könntest, strengst du dich nicht genug an."

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Torture Garden gibt es seit Oktober 1990. Die Londoner Alternativszene war den Gründern und damaligen Mitbewohnern Allen Pelling und David Wood etwas "zu langweilig" geworden. Sie wollten etwas anderes.

"Ich bin in London früher jeden Tag in Clubs gegangen", sagt Pelling. "David ist fünf Jahre älter als ich und er hat einige der besten Clubs in ihrer Hochphase erlebt. Ich hatte das verpasst, also habe ich ihn immer ausgefragt, wie es da war. Eines Abends haben wir zu Hause über unsere Vorstellungen von einem perfekten Club gesprochen. In dieser Unterhaltung haben wir Torture Garden erfunden."

Eine Frau mit Irokesenschnitt und Partyoutfit sitzt lächelnd auf einem Stuhl

"Ich hatte gerade mein Kunststudium abgeschlossen und wollte Filmemacher werden, keinen Club aufmachen", sagt Wood. "Ursprünglich zeigte ich Allen meine ganzen Ideen, die ich über die Jahre gesammelt hatte. Und je mehr ich darüber sprach, desto aufgeregter wurde ich, wie es werden könnte." 

Und der Name? "Ich hatte kurz davor ein Buch mit dem Titel Torture Garden gekauft", sagt Wood. In deutscher Sprache ist Octave Mirbeaus Roman unter dem Titel Der Garten der Qualen erschienen. "Ich hatte es noch nicht gelesen, aber es klang wie ein exotischer, weit entfernter Ort... einfach geheimnisvoll."

Unweit von ihrem Zuhause fanden sie einen Veranstaltungsort. Die erste Party fand an einem Donnerstag statt. 100 Menschen kamen. "Bei der nächsten waren es vielleicht 250, dann 350, dann 500. Bei der vierten oder fünften Party schrieben schon die Boulevardzeitungen über uns", sagt Wood. "Es fühlte sich an, als hätten wir da etwas Aufregendes, aber auch Gefährliches, Neues und Provokantes gefunden."

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Pelling wusste, dass sie es geschafft hatten, als er die Sonntagszeitung aufschlug und einen Artikel mit der Überschrift "Unanständige Nächte im Garten" sah. "Ich dachte mir direkt: 'Das ist mein Club!' Der Artikel selbst war komplett frei erfunden, aber ich habe mich trotzdem riesig gefreut. Ich habe meine Mutter angerufen und ihr gesagt: 'Hol dir die Zeitung, ich bin drin.'"

Ein Paar in freizügiger Fetischkleidung posiert für die Kamera

"Wir waren der gesellschaftlichen Entwicklung vielleicht ein paar Jahre voraus", sagt Wood. "Für die Presse waren Fetische und Sexualität noch etwas, über das man wahlweise die Nase rümpfen, sich lustig machen oder das man bloßstellen konnte." 

Die Party existierte in einem Graubereich, sagt Allen. "Die Stimmung damals war, dass das, was wir taten, möglicherweise komplett illegal ist. Mit der Zeit wurde es aber mehr und mehr akzeptiert."

Leichtbekleidete Menschen in glitzernden Kostümen und ausgefallener Gesichtsbemalung

Torture Garden und das Umfeld, das aus der Partyreihe entstand, spielte in den folgenden Jahrzehnten eine große Rolle bei der Akzeptanz von Fetischsex und Fetischkleidung. Dabei half auch, dass die Veranstaltung viele aufstrebende Modedesigner der 90er Jahre in London inspirierte. 

"Die frühen 90er waren eine sehr innovative Zeit für die Fetischmode", sagt Wood. "Es war nicht länger nur noch schwarzes oder rotes Latex. Viele Entwürfe waren ziemlich nah an dem, was Designer wie Alexander McQueen oder Thierry Mugler machten."

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Laut Allen kam auch Jean Paul Gaultier zu Torture Garden, um Eindrücke zu sammeln und in seine Kollektion einfließen zu lassen. "Er war inspiriert – ich weiß nicht, ob nur von Torture Garden oder der alternativen Szene generell."

Die Modeindustrie habe immer etwas abfällig auf die Fetischwelt geschaut, sagt Wood. "Echte Designer haben sich immer von der Fetischwelt inspirieren lassen und Ideen übernommen", sagt er. "Aber die Fetischwelt hat über die Jahre nicht die Anerkennung aus der Modewelt bekommen, die sie verdient hat."

Eine Frau in einen schwarzen Fetisch-Outfit

Charlotte Hellicar, die selbst einen goldbefleckten babyblauen Lederharness trägt, findet es "witzig", wenn Promis wie Kim Kardashian in der Öffentlichkeit in Ganzkörper-Latex-Outfits oder BDSM-Masken auftreten.

"Es ist für mich so aus dem Kontext gerissen, weil ich es gewohnt bin, so was auf Underground-Partys zu sehen", sagt sie.

Der besondere Reiz von Torture Garden sei auch die Möglichkeit, sich in etwas komplett anderes zu verwandeln, sagt Hellicar. "Tagsüber bist du vielleicht der härteste Typ in deinem Wohnblock, aber dann kommst du in deiner Gummihose zu Torture Garden und kannst dich von dieser Person befreien."

Eine große Rolle spielt auch das Design der Partys. Es ist ein so wichtiger Bestandteil der Marke geworden wie Latex selbst. "Es ist eine Reise ins Unbekannte, ein bisschen riskant. Du weißt nicht genau, was dich erwartet", sagt Allen Pelling.

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Bei einer Party hätten sie alte zerstörte Autos aufgestellt, die die Gäste nach Belieben benutzen konnten, erinnert sich Charlotte Hellicar. "Da hatte unsere Produktion wirklich ein neues Level erreicht."

Ein Paar in Fetischkleidung küsst sich

David Wood hat Torture Garden 2019 verlassen, aber unter Pellings und Hellicars Leitung geht die Veranstaltung jeden Monat weiter, und tourt um die Welt. "Keine andere Party der Welt veranstaltet eine solche Bandbreite an Shows wie wir: von extremen Body-Art-Auftritten bis hin zu glamourösen Performances wie Dita Von Teese", sagt Wood. Die habe ihre ersten Großbritannien-Auftritte übrigens bei Torture Garden gehabt.

"Das Konzept, das wir vor über 30 Jahren erfunden haben, scheint heute die Norm zu sein, auch außerhalb von Fetischclubs. Alle wollen eine Erfahrung machen, die über einen normalen Club hinausgeht."

Scroll weiter für mehr Fotos von Jeremy Chaplin, der die Anfangsjahre von Torture Garden dokumentiert hat.

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Ein Mann in Armee-Weste mit Walkietalkie in der Hand

David Wood in den 90ern

Eine Frau leckt über eine andere Frau in einem Latex-Wespen-Kostüm
Eine Performance-Künstlerin lässt mit einer Schleifmaschine Funken über ihren Körper sprühen
Eine Frau in einem Latex-Krankenschwestern-Outfit posiert für die Kamera
Eine leichtbekleidete Person steht mit dem Rücken zur Kamera, auf dem Rücken ein großes Drachentattoo
Menschen in schwarzen Fetisch-Outfits tanzen