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Gaming

Mädchen erklären, wie sie die Gaming-Branche revolutionieren würden

Dass Videospiele nur was für Jungs sind, ist erwiesenermaßen Quatsch, trotzdem ist die Branche nach wie vor männerdominiert. Ein Workshop in Berlin will das ändern – und lässt junge Frauen zwischen 10 und 17 ihre eigenen Spiele entwickeln.
Alle Fotos: Catherina Kaiser

"Ich habe mich immer gefragt, was passiert gewesen wäre, wenn ich mit 12 oder 13 von der Möglichkeit erfahren hätte, beruflich Spiele zu programmieren", sagt Glenna Buford. Die Amerikanerin ist erst Jahre nach ihrem Mathematik-Studium durch Zufall mit der Gaming-Industrie in Berührung gekommen. Heute ist sie Chef-Entwicklerin des Spiels Jelly Splash beim Berliner Entwicklerstudio Wooga und eine der wenigen Frauen in ihrem Beruf.

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Die Spielebranche ist seit Jahren stark männerdominiert. Buford kennt die Zahlen auswendig: Nur rund acht Prozent aller Game-Entwickler sind Frauen, erzählt sie routiniert. In ihrem eigenen Unternehmen sind es immerhin elf Prozent – 25, wenn man nicht-technische Berufe mitzählt. Dabei machen Frauen die Hälfte der Nutzer aus, die Bufords Spiel spielen. "Um die Anforderungen der Spieler besser zu verstehen, sollten auch unsere Entwicklerteams repräsentativer sein", findet die Amerikanerin.

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Bereits zum zweiten Mal hat die studierte Mathematikerin deshalb einen speziellen Games-Workshop für Mädchen organisiert. Zukünftig sollen die Workshops, die Mädchen die Berufe in der Industrie näher bringen sollen, vier Mal im Jahr angeboten werden. Inspiriert wurde Buford von einer vergleichbaren amerikanischen Initiative, die sich Girls Make Games nennt, zu Deutsch also Mädchen machen Spiele.

Dieser Name ist auch bei den Workshops in Berlin Programm: Der erste im November letzten Jahres war innerhalb kürzester Zeit ausgebucht. Und auch beim aktuellen im Rahmen der International Games Week Berlin und in Kooperation mit dem Girls' Day ist der Workshopraum in den bunten Büroräumen der Berliner Firma wieder voll mit Mädchen, die sich in kleinen Grüppchen oder alleine gebannt über ihre Laptops beugen, mit Buntstiften Charaktere zeichnen oder mit einem der Betreuer hitzig über Spielabläufe diskutieren. Innerhalb eines Donnerstags entwickeln die rund 30 Teilnehmerinnen in Gruppen oder alleine ein eigenes Spiel, das am Abend Eltern und Freunden vorgestellt wird.

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Wir haben die jungen Talente gebeten, uns ihre Spiele zu zeigen und mit ihnen über eine Industrie gesprochen, die sich nach wie vor vor allem an junge Männer zu richten scheint.

Tessa, 10 & Ida, 11

Broadly: Welche Spiele spielt ihr gerne?
Tessa: Auf dem Computer spiele ich gerne Sims 4. Da erstelle ich am liebsten Familien. Wenn ich an einem Tag gut drauf bin, dann gebe ich meinem Charakter das Merkmal "fröhlich". Einmal habe ich mir aber auch das Merkmal "düster" gegeben, weil ich an dem Tag gar nicht gut drauf war.
Ida: Ich spiele gerne Mario Plus auf der Wii. Meistens spiele ich das mit meinem Bruder, weil zu zweit macht das mehr Spaß.

Fehlen euch weibliche Charaktere?
Ida: Ich finde es voll schade, dass es in vielen Spielen keine weiblichen Charaktere gibt. Meistens sind ja Jungs die Helden. Ich würde mir wünschen, dass auch mal Mädchen die Helden sein können.

Wie sähe das coolste Spiel ever aus?
Ida: Ich fände ein Spiel cool, in dem alle meine Freunde mitspielen können und einen Charakter aussuchen können, der zu ihnen passt. Ein Spiel in dem man aussuchen kann, ob der Held ein Mädchen oder ein Junge ist.

Es ist eben doch etwas anderes, wenn man eine starke Frau spielen kann.

Was für ein Spiel habt ihr euch heute ausgedacht?
Tessa: Unser Spiel heißt Magical und es geht um ein Einhorn, das durch verschiedene Level läuft und Dinosauriern ausweichen muss. Um sich zu wehren, schießt es aus einer Pistole Regenbögen. Gleichzeitig muss es versuchen, so viele Donuts wie möglich einzusammeln.
Ida: Es wird auch angezeigt, wie es sich gerade fühlt. Ob es mehr Donuts braucht oder ob es glücklich ist. Das erkennt man dann an Emojis, die entweder weinen oder lachen. Wir sind zusammen auf die Idee gekommen. Wir kennen uns seit der zweiten Klasse und machen seither viel zusammen.

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Warum seid ihr heute hier?
Ida: Ich finde Computerspiele und Programmieren sehr spannend. Tessa und ich waren schon Mal in einer Medienwerkstatt und haben da Computerspiele selbst ausprobiert. Das wollte ich nochmal machen, weil das so viel Spaß gemacht hat. Ich will deshalb auch später Game Designerin werden.
Tessa: Ich könnte es mir auch vorstellen, Game Designerin zu werden, weil es mir gerade total viel Spaß macht, unser eigenes Spiel zu designen.

Zora, 14

Broadly: Warum bist du heute hier?
Zora: Ich bin heute hier, weil ich Grafikdesign und Game Design super spannend finde und darüber für eine Online-Jugendzeitung schreibe.

Was ist dein Lieblingsspiel?
Angefangen habe ich als Kind mit Mario DS. Seit zwei, drei Jahren spiele ich hauptsächlich Konsolenspiele. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan von der Assassin's Creed-Reihe. Mir gefällt, dass sich dort eine komplett neue Welt eröffnet und dass man in eine andere Persönlichkeit reinschlüpfen kann.

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In welchen Charakteren siehst du dich selbst?
Leider sind die Helden in den meisten Spielen Männer. Im neuen Assassin's Creed gibt es jetzt aber immerhin auch einen weiblichen Charakter. Das finde ich zwar immer noch zu wenig, aber es ist schon ziemlich cool. Es ist eben doch was anderes, wenn man mal eine starke Frau spielen kann. Im Moment sind Frauen in diesen Spielen meistens die Romanzen der Hauptcharaktere oder Komplizinnen.

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An was für einem Spiel arbeitest du mit deinem Team?
Wir stehen gerade noch ganz am Anfang aber wir dachten an ein Jump-and-Run-Spiel. Man muss auf einem Trampolin verschiedene Hindernisse überspringen. Vielleicht machen wir auch was anderes.

Samin, 15

Broadly: Warum bist du heute hier?
Samin: Ich bin in der Schule nicht so gut – außer in Kunst. Ich finde deshalb Grafik-Design und Game Design sehr spannend. Ich habe in dem Bereich auch schon ein Praktikum gemacht und bin deshalb heute hier.

Gibt es genug weibliche Charaktere in Spielen?
Ich finde, es gibt nicht genug. Oft wird die Geschlechterfrage ja auch umgangen, indem Tiercharaktere benutzt werden. Da habe ich aber noch nicht so viel darüber nachgedacht, weil mir politische Themen gerade wichtiger sind. Trump in den USA zum Beispiel macht mir Sorgen.

Mein Charakter wäre ein Mädchen, das die Elemente kontrollieren kann.

Was für ein Spiel würdest du entwickeln wollen, wenn du Game Designerin wärst?
Ich hätte Lust, ein Fantasy-Spiel für die ganze Familie zu entwickeln. Das hätte dann sowohl weibliche als auch männliche Charaktere, aber auch Figuren für Kinder. Da wäre dann für jeden etwas dabei.

Was für ein Spiel hast du heute programmiert?
(Lacht) Wir versuchen gerade, ein Ping-Pong-Spiel zu entwickeln, aber im Moment hängt das noch daran, dass der Ball von allen Seiten abprallt. Daran arbeiten wir noch.

Kira, 17

Broadly: Hast du ein Lieblingsspiel?
Kira: Ich spiele am liebsten zusammen mit meiner Familie. Mit meiner Mutter zusammen löse ich gerne Rätsel. Wir spielen zum Beispiel gerne Trivial Pursuit. Mein Vater spielt wie ich gerne Fantasy-Abenteuerspiele.

Was magst du an diesen Spielen am Liebsten?
Ich spiele, um mich abzulenken und meine eigenen Welten zu erschaffen. Ich überlege mir auch gern, wie die Geschichten im Spiel weitergehen würden. Am liebsten kreiere ich neue Charaktere und ihre Hintergrundgeschichten, das kann dann auch schon Mal ein paar Stunden gehen.

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Wie würde das perfekte Spiel für dich aussehen?
Ein Fantasy-Abenteuerspiel, in dem Rätsel vorkommen und in dem man seinen eigenen Charakter erstellen kann. Mein Charakter wäre ein Mädchen, das die Elemente kontrollieren kann, gegen böse Monster kämpft und die Geister der Seelen befreien könnte. Und es gäbe ein Happy End.

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Was für ein Spiel hast du heute programmiert?
Mein Spiel heißt Run, Rabbit, Run. Im Spiel ist man Lulu Rabbit, sie ist halb Mädchen, halb Hase. Lulu hat ein fremdes Dorf besucht und hat von einer Legende gehört, wie man die Wölfe (die Bösewichte im Spiel) wieder zu Guten verwandeln kann. Aber niemand traut sich das zu versuchen, außer Lulu. Sie macht sich auf in den Wald, wo viele Gefahren auf sie lauern. Ihre Superkraft ist, dass sie sehr hoch springen und sehr schnell rennen kann. Sie kann dafür nicht gut schwimmen, vom Wasser sollte man sich also fernhalten. Wenn die Wölfe sie erwischen, ist das Spiel vorbei. Game over. Ihr Ziel ist ein Regenbogen.

Willst du mal im Game Design arbeiten?
Ja, das könnte ich mir schon vorstellen. Aber dazu muss ich noch besser in Mathe werden.

Lea, 13

Broadly: Was für ein Spiel entwickelt ihr heute?
Lea: In unserem Spiel geht es darum, dass ein Mädchen entführt wurde. Du kannst dich am Anfang zwischen vier Charakteren entscheiden: ihrer großen Schwester, ihrem großen Bruder, ihrer besten Freundin und jemandem, der in sie verliebt ist. Jeder Charakter hat andere Spezialfähigkeiten. Es gibt verschiedene Level und je nachdem wie gut du das Level meisterst, bekommst du Hinweise darüber, wer der Entführer war und kannst das Mädchen retten.

Spannend! Wer ist denn der Entführer?
Wir sind uns noch nicht ganz sicher, aber ich glaube, wir wollen dass der Entführer eine Frau ist, weil man das nicht erwartet.

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Gibt es genug weibliche Charaktere in den Spielen, die du magst?
Manchmal schon und manchmal nicht. Wenn es Mädchen-Charaktere gibt, dann finde ich das auf jeden Fall cool. Die spiele ich am liebsten, weil ich mich mit ihnen besser identifizieren kann.

Warum bist du heute hier?
Mich interessiert das Programmieren der Spiele. Meine Freundin, mit der ich heute hier bin, hat das schon Mal ausprobiert und jetzt wollte ich das auch mal machen.

Angi, 13 & Nele, 13

Broadly: Habt ihr Lieblingsspiele?
Angi: Mein Lieblingsspiel heißt MovieStarPlanet. Da kann man Freunde finden, sich einen eigenen Raum einrichten und einen eigenen Charakter erstellen. Ich mag das Spiel, weil man kreativ sein und seine Träume verwirklichen kann, die man im echten Leben vielleicht nie erreicht. Da kann man perfekt aussehen, reich und berühmt sein.

Warum seid ihr heute hier?
Nele: Ich habe schon öfter am Girls' Day teilgenommen und dieses Jahr fand ich den Game Workshop besonders spannend.

Könntet ihr euch vorstellen, das beruflich zu machen?
Angi: Ich habe mir davor gar nicht so viele Gedanken darüber gemacht, dass das überhaupt ein Beruf ist. Jetzt beeindruckt es mich schon, wie viel Arbeit hinter Spielen steckt. Mir macht es auch Spaß, mein eigenes Spiel zu entwickeln, aber ich könnte mir nicht vorstellen, den ganzen Tag am Computer zu sitzen, das wäre nichts für mich. Ich möchte lieber Musiklehrerin werden.
Nele: Ich will Schauspielerin werden. Aber ich könnte mir vorstellen, als Hobby Spiele für mich selbst zu entwickeln.

Um was geht es in eurem Spiel?
Nele: In unserem Spiel Dragon Run sind Drachen die Gegner. Wir wissen noch nicht ganz, ob man die Drachen töten muss oder ob man vor ihnen wegrennen soll. Daran arbeiten wir gerade noch.