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Weltgeschehen

Indigenes Volk tötet Missionar – nun fürchtet die Polizei, sie mit Grippe anzustecken

Es ist streng verboten, mit den Sentinelesen in Kontakt zu treten, denn sie sind "gegen absolut nichts immun". Das macht die Bergung der Leiche sehr kompliziert.
Gavin Butler
Melbourne, AU
Insel North Sentinel
Die Insel North Sentinel | Foto: Wikimedia Commons | Matthiasb | Lizenz: gemeinfrei

Vergangene Woche wurde ein amerikanischer Missionar getötet, als er versuchte, einen indigenen Stamm auf einer Insel im indischen Ozean zum Christentum zu bekehren. Die Sentinelesen schossen mit Pfeilen auf den 27-jährigen John Allen Chau und ließen seinen Körper am Strand der Insel North Sentinel zurück, wo sie abgeschottet von der modernen Zivilisation seit Jahrtausenden leben.

Aus diesem Grund ist es Außenstehenden streng verboten, die Insel zu betreten: Die Sentinelesen sind nicht nur dafür bekannt, Eindringlinge anzugreifen – man fürchtet, dass sie extrem anfällig für Krankheitserreger sind. Schon eine Grippe könnte eine Epidemie auslösen und die 50 bis 150 Bewohner der Insel töten. Darum haben die Behörden nun Schwierigkeiten, Chaus sterbliche Überreste zu bergen.

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Der Polizeigeneraldirektor Dependera Pathak bezeichnete das Vorhaben laut Berichten von ABC als schwierig, da man sowohl das empfindliche Immunsystem der Ureinwohner als auch die gesetzlichen Regelungen beachten müsse. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten für den Umgang mit Urvölkern versucht die Polizei momentan, einen Plan zu entwickeln.

"Die Sentinelesen sind gegen absolut nichts immun", sagte PC Joshi, Professor für Anthropologie an der Universität Delhi. "Schon eine Grippe könnte sie umbringen."

Professor Joshi hat die Inseln, auf denen die Sentinelesen leben, erforscht und bezeichnet Chaus religiöse Mission als "dummes Abenteuer". Chau habe den Angriff damit selbst provoziert.


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Auszüge aus Chaus Tagebuch, die seine Familie veröffentlicht hat, geben Einblicke in seine letzten Tage vor dem tödlichen Zusammentreffen, wie die Washington Post berichtete. Ein Eintrag beschreibt, wie er bereits am Tag vor seinem Tod versuchte, auf der Insel zu landen. Seine Bibel habe ihm das Leben gerettet, da ein Pfeil in ihr steckengeblieben sein soll.

"Ich hörte Rufe und Schreie", schrieb er. "Ich versuchte, außer Reichweite der Pfeile zu bleiben … Ich versuchte, ihre Rufe zu imitieren. Sie brachen in Gelächter aus … Ich rief: 'Mein Name ist John. Ich liebe euch, Jesus liebt euch."

Chau dachte anscheinend nicht darüber nach, in welche Gefahr er die Sentinelesen durch seine bloße Anwesenheit bringen könnte. Stattdessen sinnierte er in seinem Tagebuch, wie nobel sein Vorhaben sei, sie zum christlichen Glauben zu bekehren.

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"Das ist kein sinnloses Unterfangen. Das ewige Leben des Stammes steht auf dem Spiel und ich kann es gar nicht erwarten zu sehen, wie sie Gott vor seinem Thron in ihrer eigenen Sprache preisen", schrieb er. Um seine eigene Sicherheit sorgte er sich hingegen schon. Er gab zu, dass seine Mission "wie ein sicheres Todesurteil" wirkte. Wenn es jedoch Gottes Wille sei, dass er "durch einen Pfeil verwundet oder sogar getötet" werde, dann sei es so.

"Ich glaube jedoch, dass ich lebend nützlicher sein könnte", fügte er hinzu.

In einem Brief an seine Eltern bat Chau sie, "nicht wütend auf die Sentinelesen oder Gott zu sein", falls er getötet würde. "Gott, ich möchte nicht sterben", schrieb er.

Wenige Stunden, nachdem er diese Worte geschrieben hatte, war er tot.

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