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Popkultur

Ein Nachruf auf Harold Ramis, ohne den ihr wohl nie richtig gelacht hättet

Wir ehren den wegweisenden Regisseur und Drehbuchautor mit einer Trivia-Laser-Orgie. 'Gedrucktes ist tot!"

Foto von

Garrick Middleton

Harold Ramis ist gestorben und das ist schon traurig. Etwas komisch ist es auch, dass dem Internet fast ein neues bildungsbürgerliches Betroffenheits-Arschloch gerissen wird, wenn Philip Seymour Hoffman stirbt, aber Ramis nur ein paar Twinkie-Bilder auf Facebook mit einer „Hmpf"-Caption bekommt.

Das mag vielleicht auch daran liegen, dass er viel älter und nicht so anspruchsvoll war sowie sein Tod keine Heroin-süchtige Tragik mit sich trug. Aber ganz ehrlich, Ramis war ein verdammt sympathischer Kerl, knubbeliges Großvater-Material und vor allem für die zeitloseste Filmunterhaltung überhaupt verantwortlich. (PSH, ich liebe und vermisse auch dich natürlich wie Sau.)

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Rihanna und Ramis bei der Premiere von Year One 2009. (Foto von Sony Pictures)

Wir alle sehnen uns doch in das 80er-Jahre-Kino zurück (auch wenn manche von euch da noch nicht einmal geboren waren), als es noch um Kameradschaft, handgemachte Spezialeffekte, realistische Familien-Darstellung, Charaktere, die schön langsam aufgebaut wurden, coole Bad Guys und natürlich noch viel coolere Themesongs ging. Vieles davon ist in unseren sterilen HD-CGI-Zeiten verloren gegangen—und nun auch noch ein weiterer Teil, in Form des schönsten 80er-Regisseurs und Drehbuchautoren mit Brille.

Alles begann sogar noch vor dem magischen Jahr mit der Acht und der Null. Animal House (1978) war Ramis' erstes Drehbuch und gespickt mit seinen eigenen Uni-Campus-Erfahrungen, festigte dieser Film die damalige Vorstellung, wie es an einem US-amerikanischen College zuzugehen hat. Es entstanden Toga-Partys und präpubertäre Proto-Proleten, die Jahrzehnte darauf noch wiederholt werden sollten: Revenge of the Nerds I & II, Oldschool, Accepted, American Pie (eins bis fünfzig), How High, Road Trip, etc. …

Da waren sie, die Archetypen: Der fette Party-King, der Nerd, der böse Spießer-Chef/-Dekan/-Trainer/-Campleiter und natürlich der faule Anführer mit Charisma, der später und wiederholt Bill Murray werden sollte, alle mit Ansprachen mobilisieren kann und uns alle gelehrt hat, dass Mädels fast immer frechem Stritzi-Humor erliegen. Auch die „Was passierte mit ihnen danach?"-Texteinblendungen der Charaktere stammen aus Animal House.

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Der Film hieß in Ramis' ursprünglicher Version übrigens Laser Orgy Girls und hätte die Geschichte eines jungen Charles Manson in der High School erzählen sollen. Die langweiligen Produzenten baten das Ganze um einiges runterzuschrauben. Leider, aber die Follow-ups von Ramis wie Caddyshack, Stripes (Ich glaub mich knutscht ein Elch!)und Meatballs wären ansonsten vielleicht nie passiert.

Dann kam der große Bumms und mit einem Mal gab es die erfolgreichste Action-Komödie aller Zeiten, die letztlich auch dieses Genre miterfunden hat: Ghostbusters (1984). Hier war die Hauptaufgabe von Harold Ramis, neben seiner Rolle als Egon Spengler, dieses komplette Wahnsinnsprojekt billiger und überhaupt machbar zu gestalten.

Das Drehbuch hat er zusammen mit Dan Aykroyd geschrieben, der eigentlich unzählige Riesenmonster mehr, Zeitreisen und ein ganzes Schwadron an Geisterjägern geplant hatte—von John Belushi, der leider starb, bis Eddie Murphy und John Candy, die beide nicht interessiert waren. Dieses Mal musste Ramis selbst einiges an Fett trimmen und entschärfen. So gesehen ist Ghostbusters, wie wir ihn kennen, bereits seine eigene, geschwedete Be Kind Rewind-Version.

Es gab auch einen Rechtestreit wegen dem Titel (der den Legenden zufolge Bill Murrays Vorschlag gewesen sein soll), da es schon eine Serie namens The Ghost Busters aus den 70ern gab. Beide Propertys brachten später noch Zeichentrickserien heraus, weshalb auch diejenige nach Ramis Vorbild The Real Ghostbusters genannt wurde. Das Konzept der paranormalen Kammerjäger in NYC ist trotz allem genial und hat alleine aufgrund der Tatsache, dass Porno-Urgestein Ron Jeremy eine Statistenrolle hatte, schon gewonnen.

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„Gedrucktes ist tot!" - Egon Spengler

Foto von Jonathan Boam

Sich Regisseur und Autor eines Prämissen-Geniestreichs wie Groundhog Day (1993) zu nennen, muss auch ein richtig gutes Gefühl sein. Harold Ramis wollte im Anfangskonzept den Protagonisten Phil einen Tag, nämlich Februar den 2ten, 10.000 Jahre lang durchleben lassen, aber es waren im Film dann doch nur ungefähr zehn.

Auch die wirklich düsteren Möglichkeiten des geloopten Heldens wie Folter, Mord und Missbrauch wurden kurz bedacht, aber nicht umgesetzt. Bill Murray machte während der Dreharbeiten gerade eine Scheidung durch und Ramis distanzierte sich um der Produktion Willen. Das hat Murray ihm nie wirklich verziehen und sprach jahrelang nicht mehr mit seinem Kumpel.

Das Erdmännchen hätte ursprünglich von Phil umgebracht werden sollen, doch weil das zu sehr an den Nagerkrieg in Caddyshack erinnerte, wurde darauf verzichtet. Besonders überrascht war Harold Ramis jedoch über die interessierten Reaktionen von religiösen Gruppierungen, Meditations-Gurus und ähnlichen metaphysische Leuten auf seinen Film.

Und tatsächlich kann ich mich auch noch erinnern, dass wir im Religionsunterricht in der Unterstufe Groundhog Day anschauen und auch durchdiskutieren „mussten".

Ramis' letzter schauspielerischer Auftritt war passenderweise als Bibelvater Adam in Year One (2009), bei dem er wieder Regie und Buch übernahm. Michael Cera und Jack Black sind Steinzeitmenschen, die das Alte Testament durchblödeln.

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Ein Flop wie er im guten Buche steht, mit 14 % auf Rotten Tomatoes und einer Wertung von 4,9 auf IMDb. Aber ganz ehrlich, als mein Kumpel seine Kiff-Ernte vom Hausrucker Südhang vorbeibrachte und wir uns bei dieser wunderbaren, niveau-fremden Historien-Raffung kaputtlachten, zählten nur die verkrampften Tränen der Unterhaltung, die uns auf die Joints tropften.

Man muss sich eingestehen, dass Ideen wie technologisierte Geisterjäger oder Tartaros-Qualen einer Schallplattenhänger-Existenz fast schon so etwas wie modernen Mythen entsprechen. Ramis hat ein gigantisches Ausmaß an Fantasie und kreativem Humor bewiesen und dabei Dinge ins Leben gerufen, die heute noch als selbstverständliche Comedy-Tropen gehandelt werden. Ramis hatte die Eier des Kolumbus. Und jetzt hat er es hinter sich gebracht und uns einen fetten „Bucket of Win" hinterlassen. Danke Egon.

Und hier die Sachen, die Lebendige dieses Wochenende in Wien vielleicht nicht verpassen sollten:

FREITAG:

Ab 20:30 wird im Schikaneder-Kino Musik gemacht. Das klingt absurd, ist aber wahr. Inspiriert durch interstellare Ereignisse und der menschlichen Raumfahrt, bespielen [Austrian Apparel](http://AUSTRIAN APPAREL + Coconut Cloud) mit einem eigens für den Anlass komponierten und live gespieltem Surround-Sound-Piece den Kinosaal.

Danach schicken wir euch direkt zu S-Type goes HAM! Hier verlosen wir auch noch Tickets für die lieben Turnschuh-Terroristen mit dem Beat im Busen.

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SAMSTAG:

Die Grelle Forelle schreit bereits jetzt nach euch, weil die Red Bull Music Academy Night mit James Murphy das Wochenende retten wird. Wir verlosen auch 2 x 2 Tickets, für die ihr einfach nur an eine Mail mit Betreff Sound mit System an win@vice.at sendet.

SONNTAG:

Am Tag des Herren kommt das britische Elektro-Duo CLOUD BOAT ins Chelsea. Die zwei Dubwriter/Songstepper versüßen uns mit halligen Soundscapes und sachte angeordneten Beats den Märzanfang. Auch dafür haben wir 1 x 2 Karten zu vergeben; Mail an win@vice.at.

MONTAG:

Die OPENING & LAUNCH PARTY von FEMINismTC: ПРЕЙЪР beginnt am 3. MÄRZ ab 20:00 in der Künstlerhaus Passage-Gallerie (Karlsplatz 5, 1010 Wien). Brigitte Huck wird den Abend eröffnen und dann folgen Live Set von DJ Sotofett und Sex Tags Mania. Darauf trink ich einen, Wohlsein!

MITTWOCH:

Weil Mittwoch das Fortgehen schon wieder zu lange her ist und es auch noch zu lange bis zum nächsten Wochenende dauert, sollte man auch mittwochs ein bisschen trinken. Am besten bei N'toko im Rhiz, der noch kein Battle verloren hat, mit seiner Zunge Nazis prügelt und dabei besser riecht als Zack De La Rocha. Wir verlosen 2 x 2 Tickets an die, die es schaffen eine Mail an win@vice.at zu schicken.