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Humor

Der ultimative Gamescom-Guide – für Frauen

Ihr wollt die größte Videospielemesse Europas besuchen, habt aber Angst, durch eure weibliche Anwesenheit weißen, heterosexuellen Jungs alles kaputt zu machen? Wir helfen.
Foto: imago | Future Image

Videospiele sind fantastisch, deutlich immersiver, als eine Serie zu bingewatchen und loten immer wieder aufs Neue die Möglichkeiten des interaktiven Storytelling aus. In den letzten Jahren ist die Szene, die zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung nach wie vor männerdominiert und in vielen Bereichen auch klar auf ein männliches Publikum ausgerichtet ist, immer offener geworden. Gegenüber Frauen, aber auch gegenüber LGBTQ, wie beispielsweise die Auszeichnung für Dragon Age: Inquisition bei den GLAAD Awards zeigt.

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Auch die Gamescom in Köln, die größte Consumer-Messe im Videospielebereich, trägt dieser Entwicklung Rechnung. Zum zweiten Mal bietet die Veranstaltung, bei der in diesem Jahr 500.000 Besucher erwartet werden, mit „Women in Tech" ein Forum speziell für Frauen an. Eine Studie will nun außerdem herausgefunden haben, dass die Sexualisierung weiblicher Videospielecharaktere in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen ist. Trotzdem zeigt sich gerade in speziellen Fan-Kreisen und unter Medienvertretern immer wieder: Für einige scheinen Frauen auch im 21. Jahrhundert exotische Wesen zu sein, die man sich zwar gerne anguckt, aber ihnen nur ungerne zuhört.

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Ihr denkt darüber nach, dem Kölner Messegelände zwischen dem 18. und 21. August einen Besuch abzustatten? Wir haben mal ein paar Benimmregeln für weibliche Gamescom-Besucher zusammengestellt, damit sich verbliebenen fedoratragende GamerGate-Verteidiger und im letzten Jahrtausend hängengebliebene Spielejournalisten nicht unwohl fühlen müssen.

Seid sexy

Offiziell geht es bei der Gamescom zwar darum, die neuesten Spieleinnovationen unters Volk zu bringen, das wahre Highlight scheint für ziemlich viele Menschen da draußen aber etwas ganz anderes zu sein: Brüste. Oder um es mit dem Fachblatt Computerbild zu sagen: „Insbesondere männliche Spieler genießen im unschuldigen Rahmen der seriösen Spaßveranstaltung neben den virtuellen Freuden vor allem die fleischlichen Verlockungen. Die lächeln ihnen in Form scharfer Messe-Hostessen immerhin von nahezu jedem Ausstellerstand entgegen und posieren bereitwillig in geschmeidigen Posen, oft in einen Hauch von Nichts gekleidet, vor den lüsternen Linsen knipsfreudiger Zocker."

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Wollt ihr etwa die knipsfreudigen Zocker enttäuschen und ihnen die fleischlichen Verlockungen vorenthalten, für die sie ihr hart erspartes Taschengeld/Bafög/Gehalt ausgegeben haben? Wo kommen wir denn da hin!

Bleibt bei euren Leisten

Auch wenn Studien, Umfragen und der ganz normale Menschenverstand anderes nahelegen: Unter vielen Leuten herrscht nach wie vor die Annahme, dass sich am Geschlecht festmachen lässt, für welche Art von Spiel sich jemand interessiert—und Frauen generell weniger spielen als Männer. Wenn ihr wissen wollt, welche Titel sich explizit an Frauen richten sollen, orientiert euch an den eher pastellfarbenen Ständen, an denen die Hostessen weniger sexistische Outfits tragen. Gerne genommen: Mobile-Games, die aufgrund ihrer fehlenden Komplexität selbst ein Kleinkind innerhalb kürzester Zeit zu Tode langweilen würden. Oder rollenspielmäßig angehauchte Simulationen von Tätigkeiten, die einen schon im realen Leben nerven—zum Beispiel Smalltalk, bis einen die andere Person endlich liebt oder virtuelle Tierkäfige saubermachen.

Ein Spieler ist absolut dazu in der Lage, sich in einen Zauberer, Zwerg oder Katzenmenschen hineinzuversetzen—aber nur, solange der männlich ist.

Zieht euch was Hübsches an

Frauen finden auf der Gamescom primär als Hostessen an den Messeständen oder als fantasievoll ausstaffierte Charaktere im Cosplay-Village statt. So suggerieren es zumindest viele Medienberichte, die—gerne als Fotogalerie—die „Highlights" der Messe zusammenfassen. Tut den Medienvertretern einen Gefallen, verhaltet euch wie gute Frauen und gebt ihnen, was sie wollen. Nackte Haut, Manga-Augen und irgendwas mit Tomb Raider. Was ist das bessere Thumbnail? Die normal aussehende Frau, die sich inhaltlich aufschlussreich zur Messe äußert? Oder die Zombie-Stripperin mit Blut im Dekollete? Eben.

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Außerdem besteht so die Chance, dass einer der geladenen YouTube-Stars euch in einen geschmackvollen Penis-Prank miteinbezieht oder euch vor laufender Kamera zumindest ungefragt begrabbelt. Humor ist, wenn der Mann lacht.

Habt Verständnis

Wisst ihr, warum Feminist_innen so ein Image-Problem haben? Weil sie Veränderung fordern und Veränderung ist anstrengend. Ähnliches gilt für Frauen, die endlich die Option haben wollen, auch virtuell eine starke, selbstbestimmte (oder zumindest handlungsbestimmende) Frau zu sein. Helden sind männlich, das war schon immer so und wenn ihr ein Problem damit habt, dann spielt eben die Wendy-Spiele.

Nach Jahren der Gender- und Sexismus-Debatten in der Videospielebranche haben wir schließlich gelernt: Ein Spieler ist absolut dazu in der Lage, sich in einen Zauberer, Zwerg oder Katzenmenschen hineinzuversetzen—aber nur, solange der männlich ist. Was wollt ihr dem weißen, heterosexuellen Mann denn noch alles kaputt machen, FRAUEN?!

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Vergesst nicht, wo euer Platz ist

Guckt man sich die Kommentarspalten auf einschlägigen Gaming-Seiten, videospielebezogenen Subreddits oder ganz allgemein allem zum Thema „Sexismus/Gender in Videospielen" an, versteht man schnell: Für Frauen gibt es in dieser Debatte nur zwei Positionen. Die des hysterischen Feminazi, der allem und jedem Sexismus unterstellt und das nur tut, weil er Videospiele hasst, sie nicht versteht und allen den Spaß daran nehmen möchte. Und die des „coolen" Gamer-Girls, das dadurch auftrumpft, dass es gar keine Kritik äußert und den optischen Ansprüchen des Dead Or Alive Xtreme Beach Volleyball-Spielers entspricht. Sucht euch eine Seite aus—sonst tun das andere für euch.

Alternativ könnt ihr es euch aber natürlich auch mit Wein und Chips auf der Couch bequem machen und alle wichtigen Infos der Gaming-Website eures Vertrauens beziehen. Dann fotografiert euch zumindest niemand ungewollt für irgendeine „Sexy Gaming-Babes"-Fotostrecke.