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Selbstversuch

Der neue Weg zum ultimativen Orgasmus: Elektroschocks

Von elektrischer Peitsche zum Aufsatz, der dich in einen Stromschläge verteilenden Superhelden macht – wir haben Elektrosex-Toys ausprobiert
Alle Fotos: S. Nicole Lane

"Brünette sind elektrisierend", schrieb Villiers de L'Isle Adam in seiner Science-Fiction-Liebesgeschichte Die Eva der Zukunft. Ich, eine Brünette, bin allerdings voller Zweifel. Es ist nicht so, dass ich nicht experimentierfreudig wäre, immerhin arbeite ich als Vollzeit-Sexautorin. Bisher bin ich allerdings noch nie auf die Idee gekommen, mein Sexleben durch Elektroschocks verbessern zu wollen. Die Betonung liegt auf "bisher".

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Diese Spielzeuge funktionieren, indem sie den Genitalien oder anderen erogene Zonen schwache Stromschläge geben. Da der menschliche Körper größtenteils aus Wasser besteht, ist er ein guter elektrischer Leiter. Wenn der Strom die Nervenzellen passiert, entsteht ein kribbelndes Gefühl, das manche unangenehm, andere geil finden.

Durch die schwachen Stromstöße setze der Körper Adrenalin und das Glückshormon Dopamin frei, erklärt Sextherapeutin Dr. Patsy Evans (aka Dr. Harmony): "Vor allem Dopamin ist bekannt dafür, das Belohnungssystem im Gehirn zu aktiviere, das zu einem veränderten Bewusstseinszustand beiträgt."


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Ihre Anfänge hat die erotische Elektrostimulation in den 1950er Jahren in den USA, als dort der Relaxacizor auf den Markt kam. Das Gerät sollte Muskeln stimulieren, während der Nutzer sich entspannte oder sogar schlief. Der Realaxacizor wurde schließlich von der zuständigen Behörde FDA verboten, weil er im Verdacht stand Fehlgeburten, Lähmungen, Leistenbrüche und andere Komplikationen zu verursachen.

Zusammen mit den in den 1970ern auf dem Markt erschienen TENS-Geräten (transkutane elektrische Nerven-Stimulation) bereitete diese Technologie allerdings den Weg für die Elektrosex-Toys von heute. 2018 kannst du Vaginal-Dilatatoren, Analplugs, Cockringe, Katheter, Cock-and-Ball-Torture-Geräte und Nippelklemmen kaufen, die allesamt unter Strom stehen. Die Auswahl ist riesig. Und weil ich meinen Job als Journalistin sehr ernst nehme, habe ich beschlossen, mich einmal durch das elektrisierende Angebot zu arbeiten. (Wichtiger Hinweis: Alle Geräte sind NICHT dafür gedacht, in Körperöffnungen eingeführt zu werden. Sie sollen den Körper lediglich von außen stimulieren.)

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Der Neon Wand mit dem Kammaufsatz

Der Neon Wand

Im Grunde gibt es zwei Arten von Geräten, die man für Elektrosex benutzen kann: Wands und TENS-Geräte. Wands kommen mit verschiedenen Aufsätzen und werden außen auf der Hautoberfläche angewandt. TENS hingegen dringen in das tieferliegende Gewebe ein. Für den Neon Wand von Kinklab gibt es vier abgerundete Glasaufsätze, über die der Strom auf die Haut gelangt.

Als wir den ersten Aufsatz anstecken und das Gerät einschalten, gibt der Wand ein lautes und nicht sonderlich erotisches Brummgeräusch von sich. Dazu kommt ein penetranter Geruch, der an verbrannte Haare erinnert. Jede Bewegung wird von einem elektrischen Knistern untermalt. Das mag jetzt alles ziemlich furchtbar klingen, dafür fühlt sich das Gerät aber ziemlich gut an.

Je nach Aufsatz gibt es kleine Nadelstiche oder hast das Gefühl eines angespitzten Bleistifts, der deine Haut durchdringt. Je höher du das Gerät einstellst, desto intensiver wird das Gefühl. Der Kammaufsatz hat meinem Partner und mir am besten gefallen, weil er die Elektrizität gleichmäßig auf dem Körper verteilt. Da die Geräte nicht so gut auf trockener Haut funktionieren, haben wir vorher elektrisch leitendes Gel auf die entsprechenden Körperpartien aufgetragen (bei ihm Penis und Hoden, bei mir der Hintern). Das Gel hilft dabei, die Spannung gleichmäßig zu verteilen. Ohne Gel tut es einfach nur weh.

Die Autorin mit der Elektro-Peitsche

Die Electro Whip

Als Nächstes im Programm: die zehnschwänzige Silikonpeitsche Electro Whip für den Neon Wand. Die Hersteller raten dringend von der Verwendung ihrer Geräte ab, wenn du schwanger bist, Probleme mit dem Herzen hast, elektrische Implantate, offene Wunden oder eine empfindliche Haut.

Und so dramatisch das klingt, so irritierend ist auch das Gefühl, dass die Peitsche auslöst. Ich kann kaum unterscheiden, ob ich das Peitschen oder die Stromstöße spüre. Die Kombination aus Auspeitschen und Stromstößen ist die reinste Reizüberflutung – und mein Körper damit total überfordert. Einerseits liebe ich das Gefühl, andererseits möchte ich aber auch, dass es sofort aufhört.

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Irgendwann greife ich nach der Hand meines Partners, nur um uns beiden dadurch einen ordentlichen Schlag zu verpassen. Wir erschrecken uns riesig und mir wird augenblicklich wieder klar, dass hier echte Elektrizität im Spiel ist. Macht finde ich extrem anziehend, aber unter dieser elektrischen Maschine fühle ich mich ziemlich machtlos.

Der Power Tripper

Der Power Tripper

Trotz seines für ein Sexspielzeug vielleicht etwas ungünstigen Namens, ist der Power Tripper eine ziemlich interessante Erfahrung. Diese Aufsatz für den Neon Wand verspricht, seinen Träger zu einer menschlichen Elektrode zu machen. Dazu muss der Power Tripper gut gesichert und vor allem eng am Körper anliegen. Der Hersteller empfiehlt, ihn in der Unterwäschen, Socken oder Strumpfhose zu tragen. Sobald er eingeschaltet ist, wird die Trägerin oder der Träger zum menschlichen Leiter.

Mein Partner und ich sind Switches. Das heißt, wir beide wechseln ganz gerne zwischen dominant und devot. Beim Sex kann sich diese Änderung auch gerne mal mitten im Blowjob oder während einer Stellung vollziehen, für uns funktioniert das gut. Beim Elektrosex ist die Rollenverteilung allerdings nicht so flexibel. Nur eine Person kann der anderen Stromschläge verpassen und ist somit verbindlich in der dominanten Rolle gefangen. Fast jede Berührung führt zu einem elektrischen Schlag. Pobacken, Schenkel und selbst dein kleiner Finger können unter der Bettdecke ein Gewitter entfachen.

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Auch wenn der Power Tripper optisch eher einer externen Festplatte ähnelt, kann das Gerät doch einiges. Hier übergebe ich das Wort am besten an meine Klitorisvorhaut: "Der Power Tripper brachte jeden Zentimeter meines Körpers in Fahrt."

Während ich auf dem Bett liege, hat mein Partner den Tripper (das Gerät!) umgeschnallt. Die Elektrizität ist zwischen seinen Fingern mit bloßem Auge zu erkennen. Allein meinen Partner buchstäblich unter Strom zu sehen, finde ich unfassbar heiß. Irgendwann beginnen sogar die Lautsprecher neben dem Bett zu brummen. Der ganze Raum steht unter Strom – und wir fühlen uns wie Superhelden. Der Power Tripper ist mit Abstand mein Lieblingsspielzeug, trotz des Namens.

Der verdammt schmerzhafte Flex Capacitor

Der Flex Capacitor

Ich störe mich nicht daran, wenn es im Bett mal ein bisschen härter zugeht. Würgen und Klapse auf den Hintern lösen bei mir einen regelrechten Adrenalinrausch aus. Der Flex Capacitor hingegen tut einfach nur weh – und zwar nicht auf die gute Art.

Der Hersteller lügt nicht, wenn er es als eins der intensivsten Elektrosex-Spielzeuge auf dem Markt anpreist. Es strahlt und schockt dermaßen, dass du glaubst, dein Bett vor dem Sex mit Schmirgelpapier bezogen zu haben.

Nachdem ich meinem Partner manisch lachend ein paar fiese Stromschläge versetzt habe, verkündet er entschieden, dass er den Capacitor nicht leiden kann. Wir legen das Gerät zurück in seine Packung, wo es wahrscheinlich so schnell nicht wieder rauskommt. Es sei denn, jemand ärgert mich.

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Nach unserem Elektrosex-Experiment bin ich vielleicht nicht total gebraten, aber schon ziemlich mitgenommen. Ich verstehe, was an gut platzierten Stromstößen heiß sein soll. Die Geräte sind definitiv in Kombination mit Fesselspielen oder einer Augenbinde denkbar. Sie erhöhen auf jeden Fall Spannung und Körperwahrnehmung.

Auch wenn das Studium diverser Gebrauchsanweisungen nicht gerade die heißeste Beschäftigung der Welt ist, so hat mich die Erfahrung meinem Partner definitiv näher gebracht. Gemeinsam etwas Neues auszuprobieren, baut eine Intimität auf, die wir so nicht erwartet hatten. Bislang braucht unsere Beziehung zwar keine künstlichen Funken, den Power Tripper werde ich aber trotzdem mal in Reichweite aufbewahren. Man weiß ja nie.

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