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Im Sommer ist alles besser, außer das Pissen

Bevor ihr euch in die Winterdepression stürzt, erinnern wir euch noch mal an die schlechten Seiten des Sommers.

Seit ein paar Tagen bin ich vom Urlaub zurück und schon wieder vollständig reintegriert. Missmutig, desillusioniert und frierend stampfe ich durch Wiens windige Straßen, verfluche den hereingebrochenen Winter und die Situation ganz allgemein.

Um mich der alljährlichen Depression—nur unterbrochen von kurzen, aber regelmäßigen Phasen der Euphorie am Punschstand—noch nicht vollständig hinzugeben, drehe ich zuhause den Heizkörper verantwortungslos stark auf, schließe meine Augen und lass mir auch innerlich das Herz von sommerlichen Erinnerungen wärmen.

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Meer, Sand, Essen, Sonne, Bier, Meer, Bier, Essen, Wein … Und drei Wochen lang keinem saublöden Politiker und deren saublöden Wähler beim Kotzen und Koalieren zuhören müssen. Das ist wie Bodylotion für meine Seele. Nicht, dass sie anderswo nicht saublöd wären, aber ich versteh nur wunderschön exotische und absolut sinnfreie Laute. Das reicht mir, man wird ja genügsam.

Obwohl es sehr zu bedauern ist, dass sich hierzulande die Verständnisprobleme nicht auf der sprachlichen, sondern auf der inhaltlichen Ebene befinden, gibt es doch eins, auf das sich hoffentlich alle Österreicher halbwegs verständigen können: Dieses Jahr hat der Sommer auch hier bei uns nichts zu wünschen übrig gelassen.

Tagsüber war es meistens so heiß, dass man ohne schlechtes Gewissen Eis essend vor dem Ventilator dahinvegetieren konnte—nachts dafür so wohlig warm, dass man ein oder zehn Dosen billiges Bier im Freien konsumieren konnte, um den nächsten Tag wieder verkatert vor dem Ventilator zu verbringen. Ein ewiger Kreislauf, zumindest bis Sommerende. Wenn man die Sache ernst nimmt, begibt man sich so auf eine viel angenehmere Ebene der sprachlichen Verständnisprobleme.

Wahrscheinlich hat sich da so einiges zugetragen, an das ich mich nicht mehr erinnern kann. Trotzdem waren es durchaus lehrreiche Nächte. Nach dem ersten Drittel der ersten Dose Bier wurde ich nämlich (wie jedes Jahr) dara erinnert, dass meine Blase die Größe einer Ribisel hat. In solchen Momenten ist guter Rat teuer.

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Wobei das nicht nur auf den guten Rat zutrifft. Generell ist es eigentlich immer teuer, sobald man im Sommer mal nicht auf der Wiese sitzen will oder aber schon und dann eben aufs Klo muss: Im Gastgarten zahlt man fast das fünffache für sein Getränk, das auch in Dosenform eigentlich schon gut genug schmeckt, im MQ oder am Naschmarkt kostet einmal Klogehen 50 Cent.

Interessanterweise gilt der Preis irgendwie nur für Frauen—aber das ist eine andere Baustelle, der ich mich meiner Laune zuliebe gerade eher nicht widmen möchte. So war es gewissermaßen mein zweites Sommer-Hobby, Lösungsansätze und -vorschläge für dieses Problem zu finden, um mein erstes Sommer-Hobby so gewissenhaft wie möglich betreiben zu können (DOSENBIER!!).

Da ich gerade wehmütig in Erinnerung schwelge, mir etwas langweilig ist und ich grundsätzlich ein netter Mensch bin, teile ich gern meine Erkenntnisse mit euch. Soll ja noch ein paar mehr trinkfreudige Blasenschwache geben, habe ich gehört.

Den ganzen Tag an der Poolbar saufen, aber nie aufs Klo gehen. Magic? Foto: Travis Wetzel

Der See
Geht wahlweise auch mit Meer oder Freibad. Ersteres ist natürlich geil. Wenn man am Meer ist. Zweiteres ist pfui (erst recht, wenn man am Meer ist und trotzdem in den Hotelpool geht, aber das versteht sich hoffentlich eh von selbst). Poolpipi ruft ganz schreckliche Erinnerungen an meine Maturareise hervor und ist der Hauptgrund, warum man mich nicht im Freibad antrifft. Der See ist auf jeden Fall eine sehr elegante und subtile Art, sich zu erleichtern und die optimale Begleitung für den kleinen Damenspitz bei Sonnenschein.

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LadyP, Urinella und andere "Urinierhilfen"
AufEenglisch auch "female urination device" oder kurz FUD. Ähem, ja. Man schnallt es sich mit einem Gürtel und in einem Holster um die Hüften, damit man sein FUD bei jeder Gelegenheit zücken kann. Es schaut aus wie ein Trichter mit längerem, nach vorn gebogenem Röhrchen und kleinem Henkel zum Halten. Man pinkelt dann oben rein und hofft, dass man das Ding im richtigen Winkel hält und insgesamt halbwegs trocken bleibt. Einen Selbstversuch auf einem Festival habe ich nach den ersten paar Tröpfchen abgebrochen, weil ich so dringend musste, dass ich Angst hatte, das Ding geht über.

Flaschen und Becher
Jeder kennt die herumfliegenden Becher Bier bei Konzerten, aber seien wir uns ehrlich—wer schießt sein volles 5 Euro Bier weg? Hate to break it to you, aber das ist meistens kein Bier. Sowas ist richtig asozial, das macht man nicht! Außer man ist Patti Smith. Dann pisst man während eines turbulenten Fluges über Afrika am Co-Piloten-Sitz in eine Flasche. Rock’n’Roll!

Flatrate aushandeln
Ich habe mich einmal dazu überreden lassen, im MQ den Abend zu verbringen. Das versuche ich aus finanziellen Gründen sonst ja zu vermeiden. Mit Widerwillen und viel Kleingeld bin ich zwischen Enzi und Klo hin und her gependelt. Beim dritten Mal die Klo-Frau so: "Mausi, du schon wieder, du zahlst jetzt aber nix mehr!". Also ging ich um 1,50 einen ganzen Abend auf ein richtiges Klo, mit Klopapier und nachher Händewaschen. Das fand ich cool. Ich werde an meine diplomatischen Skills feilen und nächsten Sommer überall nur noch Flatrate-pissen.

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Restaurants, Hotels, Bars usw.
Aus Erfahrung weiß ich, dass sich einem selten wer in den Weg stellt, wenn man mit einer gewissen Selbstverständlichkeit ins Lokal marschiert. Kommt aber vor. Für die Zaghafteren geht natürlich vorher fragen auch. Da kann es einem halt passieren, dass man mit der Begründung, das Lokal sei kein "öffentliches Heisl", unverrichteter Dinge abziehen muss. Seit meinem letzten Barcelona-Urlaub rate ich auch, einen großen Bogen um China Restaurant-Klos zu machen. Eine Freundin von Freunden wurde direkt von dort in eine Kühlungshalle verfrachtet und ihre jung vitalen Organe nur um ein Haar von der Katalonischen Polizei gerettet.

Ohne Sichtschutz am Oktoberfest. Foto: Bastian Fischer

Freiluft
Der Klassiker und bei ausreichend Sichtschutz mein persönlicher Favorit. Vorsicht vor Brennesseln. Und wenn viel Taschentücher dort liegen, ist der Sichtschutz wahrscheinlich hervorragend, aber auch viel Lulu und anderes in das man treten kann.

Im Stehen
Es gibt da so eine Anleitung für Frauen, im Stehen zu pissen, aber ich hab das ja nicht mal mit Trichter geschafft. Wenn das wirklich wer kann, bin ich total beeindruckt.

Doch obwohl man bekanntlich mutiger und grindiger wird, wenn man trinkt und ich es selten wahrhaben will: Es gibt auch zu viel des Guten. Keiner lässt dich aufs Klo, wenn du ausschaust wie wenn du rückwärts musst, anpinkeln ist peinlich, im See kann man untergehen und so weiter. Und auch wenn ich die Frau ziemlich cool finde, die im Stadion auf ihren Sitz pisst, ist Urinieren in der Öffentlichkeit verboten, darum lässt man sich am besten nicht dabei erwischen.

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Wenn ich noch etwas diesen Sommer gelernt habe, dann, dass man sich auf keinen Fall, wirklich niemals, auch nicht im Hotel, auf die Klobrille setzt. Es sei denn man will Warzen, die so nah an der Mumu sind, dass es einem schon beim Gedanken daran diese mit einer Metallspachtel abgeschabt zu bekommen Schmerzenstränen in die Augen treibt.

Bei folgenden Veranstaltungen könnt ihr euch dieses Wochenende die kalte Jahreszeit erträglich trinken, die Blase füllen und euch des wintelrich warm(gepinkelt)en Toilettensitzes erfreuen:

DONNERSTAG:
Heute die Ausstellung "A Skateboarder's Romance" im Westlicht los, ihr habt aber bis 31.10 Zeit, sie euch anzusehen, also könnt ihr heute auch die Kollektion von A.P.C. und Carhartt sehen und kaufen. Danach spielen The Boys You Know ein Konzert. Ein ganz gemütlicher, harmloser Tag/Abend also.

FREITAG: HAM ist Party mit Rap in gut. Wir haben Tickets, ihr habt die Ehre. Schickt uns eine Nachricht mit "Wu-Tang Forever" an win@vice.at oder lasst es einfach bleiben, weil wir sowieso schon viel zu viele Einsendungen haben und eure Nachrichten die Chancen für jeden einzelnen nur verringern.
Für diejenigen, die Rap als "nicht ganz mein Ding" bezeichnen würden, gibt es TV COLOURS • WEIRD WORLD im Venster99. Auch gut, auch Party, auch heute.

SAMSTAG:
Wer Rhinoplasty noch nicht kennt, der weiß noch nicht, was richtiges Fortgehen ist. Wenn Rhinoplasty noch dazu ein Sailor Moon Special macht, dann gibt es nichts mehr zu hinterfragen. Lustigste Party diesen Samstag.

DIENSTAG:
Haben wir eigentlich schon erwähnt, dass wir große Cold World Fans sind? Am heute ist die Release Party in der Grellen Forelle, es kostet keinen Eintritt und Bier wird in Sturzbächen über euch hereinprasseln. Außerdem könnt ihr unser Cover des Monats käuflich erwerben. Tut es!