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Sex

Dieser Typ behauptet, er sei „pyrosexuell“ – Er hat einen Fetisch für Feuer

Spielst du beim Masturbieren gerne mit Feuerzeugen herum? Dann bist du vielleicht auch pyrosexuell.
Foto: Robyn Jay | Flickr | CC-BY-ND 2.0

Sprachlich haben Feuer und Sex schon immer gut zusammengepasst. Man kann für jemanden „Feuer und Flamme" sein. Wenn es „gefunkt" hat, dann wird es „heiß". Es gibt genug Feuer-Metaphern für Sex, um die Schreiber von schlechter Erotik-Fanfiction noch auf Jahre zu versorgen.

Aber so weit verbreitet diese Feuermetaphern auch sind—die Wenigsten würden sich wahrscheinlich darüber freuen, wenn ihnen das Feuer beim Sex selber dann tatsächlich zu nahe kommen würde, immerhin ist Feuer auch nie ganz ungefährlich. Es gibt aber Menschen, die behaupten, Feuer selbst als erotisch zu empfinden—sogenannte Pyrosexuelle.

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Abgesehen von verstreuten Hinweisen auf einen seltenen „Novaliskomplex" bei Brandstiftern, die bei „Brandlegung sexuell erregt werden", gibt es so gut wie keine Fachliteratur zu diesem speziellen Fetisch. Trotzdem gibt es Menschen, die sich selbst als Pyrosexuelle beschreiben.

Einer von ihnen ist Ignis, wie er sich im Internet nennt. Dort habe ich ihn auch kennengelernt: auf einer Pyrosexuellen-Seite, über die ich auf einem Streifzug durchs Internet gestolpert war. Der Mittdreißiger verspürt sexuelle Erregung bei vielem, was mit Feuer zu tun hat: Sei es der Anblick der züngelnden Flammen eines Lagerfeuers, das Beobachten der Interaktion anderer Menschen mit Glut und Funken—oder auch der eigene Kontakt mit dem heißen Element bei Sex und Selbstbefriedigung. Dabei hat Ignis' Feuerfaible rein gar nichts mit pathologischer Brandstiftung und Pyromanie zu tun, sondern ist vielmehr Ausdruck einer seltenen sexuellen Vorliebe: dem Feuerfetischismus. Wir haben Ignis mal ein paar Fragen dazu gestellt.

VICE: Erinnerst du dich, wann du das erste Mal ein Interesse für Feuer verspürt hast?
Ignis: Das war schon in der Kindheit interessant für mich. Da habe ich bereits gerne gezündelt. Als meine Eltern das mitbekommen haben, haben sie es mir natürlich verboten und alle Streichhölzer und Feuerzeuge in meiner Nähe versteckt. Ich vermute, dass meine Vorliebe genau deswegen entstanden ist.

Wenn du „zündeln" sagst, was meinst du dann damit genau?

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Meistens haben meine Freunde und ich Lagerfeuer gemacht. Auch meinen Freunden wurde das Feuermachen durch die Eltern immer wieder verboten, aber wir haben natürlich trotzdem ständig Wege und Mittel gefunden, um unsere Spielchen zu machen. Meistens haben wir in dem großen Garten der Eltern eines Kumpels gezündelt.

Foto: .christoph.G. | Flickr | CC BY-ND 2.0

Wenn seine Mutter unsere Spielereien mitbekam, hat sie immer sehr hysterisch reagiert. Der Vater hingegen war ein ganz cooler Typ und hat mit uns Kindern am Geburtstag seines Sohnes auch mal ein großes Lagerfeuer gemacht. Dazu hat er einen großen Stapel Holz aufgetürmt und ihn anschließend mit Benzin übergossen, danach hat er eine Zündschnur gelegt und diese dann angezündet.

Das lief sehr professionell ab und nicht so dilettantisch, wie man sich das oft in YouTube-Videos ansehen kann und wo solche Vorhaben mit riesigen Stichflammen enden. [Lacht] Das Feuer war gigantisch und ich fand es total cool, dass der Vater meines Kumpels das für uns gemacht hat. Da hatte ich dann auch das erste Mal dieses schöne Gefühl im Schritt.

Wie war das genau?
Wir lagen auf einer Decke beim Feuer und das war einfach ein schönes Gefühl. Ich war vielleicht zehn oder zwölf Jahre alt und konnte das noch nicht ganz zuordnen. Das lief damals alles noch sehr unbewusst ab.

Und wann hast du dann gemerkt, dass Feuer dich sexuell erregt?
Das war im Alter von 14 oder 15 Jahren. Da habe ich angefangen, mir einen runterzuholen, habe währenddessen—relativ nah am Körper—mit Feuerzeugen und Streichhölzern rumgespielt und gemerkt, dass es sich schön anfühlt.

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War dir direkt klar, dass diese sexuelle Vorliebe nicht sehr weit verbreitet ist?
Ich hatte lange Zeit ein schlechtes Gefühl dabei, weil ich dachte, dass ich ein Pyromane sei.

Damit hat Pyrosexualität aber nichts zu tun, oder?
Nein. Bloß weil jemand auf gewöhnlichen Sex mit einer Frau steht, geht er ja auch nicht vor die Tür und vergewaltigt jemanden. Es muss sich immer im legalen Bereich bewegen. Ich habe dann sehr viel zu dem Thema recherchiert, was damals aber sehr schwierig war, weil das Internet noch in den Kinderschuhen steckte. Wenn man heutzutage nach Pyrosexualität sucht, findet man ja einige Homepages und Postings von Leuten, die sich für das Thema interessieren. Es hat lange gedauert, bis ich die Pyrosexualität bei mir selber akzeptiert habe. Aber als ich mich dann zum ersten Mal geoutet habe, fand derjenige das nicht schlimm oder außergewöhnlich.

Foto: Andrii Zymohliad | Flickr | CC BY-SA 2.0

Generell kann man ja sagen, dass Pyrosexuelle sich von Feuer erregt fühlen. Wie würdest du deine ganz eigene Pyrosexualität definieren?
Ich mag es, Männer oder Frauen bei ihrem Umgang mit Feuer zu beobachten—sei es, dass sie nur damit spielen oder etwas anzünden. Kopfkino funktioniert da auch ganz gut. Da stelle ich mir dann zum Beispiel vor, wie man sich zu zweit vor dem Lagerfeuer einen runterholt.

Was fasziniert dich so daran? Ist es nur die Farbe oder sind es auch die Wärme, vielleicht sogar die Hitze und der Geruch?
Der Anblick von Feuer selbst gefällt mir einfach sehr gut. Aber Feuer hat natürlich auch etwas Ästhetisches. Es strahlt Wärme aus, die sich sehr angenehm auf der Haut anfühlt. Den Geruch und auch die Geräusche finde ich ebenfalls schön. Feuer hat in gewisser Weise etwas von einem Lebewesen.

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Wie lebst du deine Pyrosexualität ganz konkret aus?
Es ist relativ schwierig, einen geeigneten Partner oder eine geeignete Partnerin dafür zu finden—einerseits gibt es sehr wenige, andererseits habe ich schon auch gewisse Ansprüche. Diejenigen, mit denen ich da auf einer Wellenlänge bin und diese Vorliebe ausleben kann, wohnen leider ein paar hundert Kilometer entfernt. Man braucht dafür im besten Fall ja ein Grundstück, auf dem man ein schönes großes Lagerfeuer machen kann, und will nicht zu Hause mit Feuerzeugen und Streichhölzern rumzündeln.

Was ich außerdem noch sehr schön finde, ist Körperfeuer. Man kann sich da Fackeln basteln und diese auf der Haut entlangführen. Das sieht sehr schön aus, setzt aber ein gewisses Geschick und auch Vertrauen beim Partner voraus.

Foto: Slabcity Gang | Flickr | CC BY-ND 2.0

Ein Nebeneffekt ist dann doch auch, dass man an den Stellen, die mit der Fackel in Berührung gekommen sind, keine Haare mehr hat.
Ja, das stimmt—und ich persönlich finde auch den Geruch von verbrannten Haaren nicht gerade angenehm. Den Geruch von verbranntem Holz oder Papier mag ich hingegen sehr gerne.

Wo findest du denn Gleichgesinnte um mit ihnen deine Vorlieben auszuleben?
Zum einen auf www.pyrosexuell.wg.vu, wo man die Möglichkeit hat, sich in eine Liste eintragen zu lassen. Soweit ich weiß, gibt es aber auch Gruppen bei Facebook und StudiVZ—wobei ich nicht weiß, wie aktiv letztere noch ist.

Wie sieht es denn mit Selbstbefriedigung aus?
Was die Selbstbefriedigung angeht, habe ich zu Hause die Möglichkeit, ein kleines Feuer im Garten zu machen. Dort setze ich mich dann davor und befriedige mich selbst. Das habe ich auch schon mit ein paar Gleichgesinnten gemacht.

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Ejakulierst du dann auch ins Feuer?
Ja, das habe ich auch schon gemacht.

Hast du dich schon mal versehentlich verbrannt?
Früher habe ich zum Beispiel Streichhölzer in Wachs getaucht, damit sie länger brennen und diese dann anschließend auf der Hand entlanggeführt, wobei sich dann Wachs gelöst hat und auf meiner Haut gelandet ist. Es hat lange gedauert, bis das wieder verheilt war. Aber größere Verbrennungen hatte ich noch keine.

Hat sich deine Pyrosexualität im Laufe der Jahre verändert?
Ich würde sagen, dass sich die Reizschwelle verschoben hat. Früher hat schon ein Feuerzeug oder ein Streichholz ausgereicht, um eine Erektion zu bekommen. Wenn ich mir heute eine kleines Feuer—wie zum Beispiel das einer Kerze—anschaue, passiert da aber nichts mehr. Dadurch, dass das Spiel mit dem Feuer mir mittlerweile auch nicht mehr von meinen Eltern verboten wird, ist es einfach ein Teil meines Lebens geworden.

Angenommen, du bewegst dich in der Öffentlichkeit und siehst jemanden, der sich zum Beispiel eine Zigarette anzündet. Erregt dich das dann auch?
Das kann passieren, ja. Es kommt aber immer auch darauf an, was für eine erotische Ausstrahlung diejenige Person hat. Ich würde jetzt aber nicht unbedingt in ein Restaurant gehen, von dem ich weiß, dass dort besonders viele Kerzen angezündet werden. Ich finde Feuer ja nicht nur erregend, sondern auch einfach schön und gemütlich.

Gibt es eigentlich Porno-Filme, in denen der Feuerfetisch eine Rolle spielt?
Wenn, dann taucht das Thema eher zufällig auf—aber da muss man schon auch sehr intensiv nach suchen. Ich finde das eigentlich sehr schade, weil Feuer und Sexualität ja doch eine sehr enge Verbindung haben. Das geht ja schon beim Sprachgebraucht los. Man könnte da sicherlich mehr draus machen.

Hast du mal darüber nachgedacht, selber Fotos oder Videos zu produzieren?
Ja, schon—aber ich war da nicht so fanatisch hinterher, als dass wirklich etwas draus geworden wäre. Allerdings habe ich mal eine Online-Community zum Thema Pyrosexualität gegründet, in der sich nach und nach 250 Mitglieder angemeldet haben. Irgendwann habe ich das aber nicht mehr weitergeführt, weil es da nur noch ums Bildertauschen geht—und ich mag eben lieber die reale Erfahrung.

Hast du denn auch noch Sex, bei dem dein Feuerfetisch gar keine Rolle spielt?
Ja, das klassische Programm beherrsche ich schon auch noch. [Lacht]

Für mehr heißen Sex könnt ihr Jan auf Twitter folgen: @janwehn

Titelfoto: Robyn Jay | Flickr | CC-BY-ND 2.0