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Der mythische Mord des Chefs der iranischen Cyber-Abwehr

Ist es Hochsaison für Spionage-Operationen im Nahen Osten? Wir sprachen mit Michael Ross, einem ehemaliger Geheimagenten.

Ein Trauerender hält ein Portrait von Mojtaba Ahmadi, dem Chef der iranischen Cyberkrieg Einheit.

Scheinbar ist es Hochsaison für Spionage-Operationen im Nahen Osten. Anfang diesen Monats fand die iranische Polizei, in Wäldern außerhalb von Teheran, den leblosen Körper von Mojtaba Ahmadi, dem Chef der iranischen Einheit für Cyber-Kriegsführung.

Laut der Teheraner Polizei waren zwei Personen auf einem Motorrad in seinen Tod „involviert". Die Geschichte weist alle Kennzeichen einer klassischen Geheimdienst Mord-Operation auf. Einige Tage später nahmen iranische Schlapphüte in Teheran vier Verdächtige fest, die der Arbeit für „feindliche Nationen" bezichtigt werden, die darauf zielten, das iranische Atomprogramm zu sabotieren.

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In diesem Monat kam es auch zur Entführung von Abu Annas al-Libi, einem Computerxperten von al-Qaida, aus seinem Zuhause in der libyschen Hauptstadt Tripoli. Außerdem gab es noch den fehlgeschlagenen Versuch ein hochrangiges Mitglied von al-Shabaab aus seiner Villa mit Meerblick in Barawe in Somalien zu entführen. Vermutlich steckt die US-Regierung hinter beiden Aktionen, welche mehr oder weniger gleichzeitig und als Antwort auf den Angriff auf das Westgate Einkaufszentrum stattfanden.

Bei Vorfällen im Iran stellt es sich jedoch als immer schwieriger heraus, die Übeltäter zu identifizieren. Die meisten Medien haben reflexartig mit dem Finger auf den Mossad gezeigt, also auf den berüchtigten israelischen Auslandsgeheimdienst. Doch obwohl der Iran eine Vorgeschichte hat, wenn es um Attentate und den Iran geht, so äußert der ehemalige Chef des jordanischen Geheimdienstes Bedenken: "Weder das Ziel noch die verwendeten Methoden weisen auf eine Verbindung zum Mossad hin. Und die iranischen Behörden selbst haben nicht sofort den Mossad beschuldigt - etwas, womit sie normalerweise nicht lange zögern."

Ein ehemaliger britischer Geheimagent, mit dem ich sprach, sagte mit, dass er nicht glaube, dass der Mossad alleine in der Lage sei, so eine Aktion alleine durchzuziehen und wies darauf hin, dass sie die Hilfe anderer Gruppen bräuchten, die bereits im Iran operieren: „Sie hatten höchstwahrscheinlich Hilfe von Einheimischen. Vielleicht Leute von den Volksmudschahidin – der Mossad kann solche Gruppen rekrutieren indem er so tut von woanders zu sein als aus dem verhassten Israel." Statt einem direkten Mossad Angriff, könnten es Mitglieder einer lokalen Dissidentengruppe gewesen sein die – vielleicht unbeabsichtigt – nach dem Wunsch des Mossads arbeitet.

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Ich entschied mich einen anderen ehemaligen Agenten anzurufen – Michael Ross, den ehemaligen Mossad Mitarbeiter. Ross ist dass was man in internationalen Geheimdienstkreisen einen 'deep cover intelligence officer' nennt. Er ist so ungefähr die jüdische Version von Jason Bourne. Ich habe mich mit ihm über Attentate, Sabotage und Somalia unterhalten.

Vice: Hallo Michael. Also, verübt der Mossad tödliche Attentate?
Michael Ross: Es ist offensichtlich, dass sie das tun, und auch dass die CIA daran im großen Stile beteiligt ist. Aber der größte Attentäter ist keine Jason Bourne Figur, sondern ein dicklicher Typ in Nevada, der Raketen in den Yemen und auf Pakistan schiesst. In diesem Sinne denke ich, ist es unaufrichtig zu sagen, dass die anderen prominenten Geheimdienste überhaupt keine Rolle in diesen Angelegenheiten spielen würden.

Ist dein alter Arbeitgeber verantwortlich für den Tod von Mojtaba Ahmadi?
Wenn er nicht in irgendetwas wirklich äußerst bedrohliches involviert war, von dem wir nicht wissen, dann ist es schwer vorstellbar, dass er so ein hochwertiges Ziel darstellt, welches eine solche sensible Operation veranlasst hätte. Es ist wirklich hart eine solche Aktion im Iran durchzuziehen – Logistik, Planung, Verschleierung, das ist alles wirklich schwierig. Du musst sicherstellen, dass die Operation eine wirklich große Auswirkung hat und ich bin mir nicht sicher, dass dies hier der Fall gewesen wäre.

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Es gibt grundsätzlich zwei Wege eine solche Aktion durchzuführen: Du schickst deine eigenen Leute, was gefährlich sein kann, insbesondere im Iran. Oder du kannst einen Haufen Nationalisten so trainieren, dass sie die operationale Arbeit machen, die du erledigt haben willst. Du kannst sie in irgendein benachbartes Land bringen und sie dort zu Experten für Attentaten, Sabotage oder was auch immer machen.

Interessant. Denkst du also, dass der Mossad hinter dem Sabotage Plan des iranischen Atomprogramms steckt?
Das ist definitiv möglich ja. Aber ich denke auch, dass es einheimische Ressourcen im Iran gibt, deren Entstehung im Kontext der westlichen Geheimdienste zu sehen ist, aber die inzwischen auch in der Lage sind eigenständig zu operieren. Sie haben sich wahrscheinlich dafür entschieden diese beiden Aktionen durchzuführen – die Sabotage und die Hinrichtung von Ahmadi. Entweder alleine oder mit Hilfe von außen.

Pro-MEK Demo in New York, 2012 (Bild via)

Denkst du dabei an jemanden wie die Volksmudschahidin?
Ja, zum Beispiel so jemand. Dissidenten. Auch das iranische Regime redete hier von „Konter-Revolutionären", anstatt sofort mit dem Finger auf den Mossad, CIA oder sonstwen zu zeigen. Als der Atomwissenschaftler Roshan im letzten Jahr in Teheran in die Luft gejagt wurde, klapperten sie eine ziemlich amüsante Liste mit Schuldigen ab: Mossad, die CIA, MI6, und sogar die UN. Es ging ungefähr darum, die ganze Welt zu beschuldigen. Aber diesmal zeigen sie auf die ‚Konterrevolutionäre', was darauf hinweist, dass sie selbst denken, dass jemand aus dem Iran verantwortlich ist.

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Auch mein Kontakt beim britischen Geheimdienst hat dies gesagt, obwohl dies nicht das ist, was die Medien berichten.
Nun ja, großartige Geheimdienst Gehirne denken dasselbe.

So wird es wahrscheinlich sein. Was denkst du über den Vorfall in Dubai im Jahr 2011, als der Chef der iranischen Revolutionsgarde, Mahmoud al-Mahout, getötet wurde?
Es wäre wohl unaufrichtig zu behaupten, dass meine ehemaliger Arbeitgeber nicht involviert war. Auch wenn die Berichte sehr eigenartig waren: Dubai hat behauptet, dass 30 Leute eingebunden waren, aber der Mossad würde niemals so viele beteiligen, das wäre einfach nur verrückt.

Wie könnte denn der Ahmadi Fall abgelaufen sein, wer auch immer es war?
In diesem Fall wäre es eine Motorradfahrt gewesen, man erschießt ihn und fährt weg. Das ist eine einfache und effektive Art jemanden zu kriegen. Wurde auch schon oft genug gemacht. Schau dir den Fall um Fathi Shagagi an, Oberhaupt vom Islamic Jihad, wurde in Malta ausgeschaltet. Genau in dem Modus Operandi.

Ah, ok. Wie kriegt man jemanden in ein Land, in welchen er vielleicht nicht willkommen ist? Tarnung und so?
Ja. Du brauchst eine Tarnung, die an Grenzkontrollen nicht auffliegen. Das machen wir seit Sir Francis Walsingham (der Spionagemaster der Queen im 1500) such herumtrieb. Grenzkontrollen und falsche Identitäten sind der Brotverdienst eines Auslandsgeheimdienstes. Man macht das aber eher selten im Iran - da ist es schwierig. Ich weiß aber, dass es da höchstrangige Geheimdienste machen, was auch immer sie machen müssen, um das Atomwaffenprogramm zu behindern.

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Alles klar. Gilt denn das Motto vom ehemaligen israelischen Präsidenten Rabin „Bekämpfe Terrorismus, als gäbe es keine Friedensverhandlungen; gehe den Friedensverhandlungen nach, als gäbe es keinen Terrorismus,“ noch?
Eine politische Frage ist das nicht. Es geht darum das zu erreichen, was du erreichen willst; Du musst wissen, ob das Attentat gerechtfertigt war, aber auch, dass es einen großen Einfluss auf die Terroristen haben wird, hinter denen du her bist. Bei Imad Mughniyeh zum Beispiel. Er kam bei einer Autobombe in Damaskus im Jahr 2008 ums Leben. In solchen Fällen degradiert es die Organisation. Mossad und die CIA - und im geringeren Maße die M16 - sind mehr auf Kriegstand als früher. Das Spiel hat sich geändert. Die freundliche, gentlemanlike Ära des Kalten Krieges ist vorbei.

Der ehemalige iranische Präsident Mohammed Ali Rajai nach dem fehlgeschlagenen Anschlaf der MEK 1981. Zwei Monate später schafften sie es ihn zu töten. (Bild via)

Anas al-Libi wurde kürzlich in Libyen erwischt. Eines der Gründe dafür war, weil er angeblich was hit den Anschlag aug die US Botschaft 1998 zu tun hate. Hattest du night such was admit zu tun?
Ja. Ich habe mit den CIA Leuten daran gearbeitet - wir haben drei der Gentleman aufgegabelt, die dahinter steckten. Es war also ein interessanter Moment für mich zu sehen, dass er gefasst wurde. Die Typen, die wir kriegten kamen vom aufstrebenden ägyptischen Jihad - wir bekamen den Tipp, dass sie in Aserbaidschan waren. Wir fuhren hin und haben die Festnahme in Baku vorbereitet.

Und der gleichzeitig stattfindende US Angriff auf Somalia - waren sie da um Shabaab Anführer Ikrima umzunieten oder zu fangen?
Einen Typen zu fassen, kann sehr schwer sein, weil du ihn rausziehen musst, ohne in Schwierigkeiten zu geraten. Es ist viel einfacher sie einfach umzunieten. Ich denke, wenn sie gewusst hätten, wo er ist, hätten sie ihn einfach über eine Drohne erschießen können. Aber dabei kriegst du keine Todesbestätigung. Ich stehe zwischen den Fronten, aber ich denke es war eine bin Laden Situation: Fang ihn wenn du kannst, bring ihn um, wenn du es nicht kannst.

Okay, 2012 hast du fine ironische List von Leuten, die du tot sehen möchtest, geschrieben. Wen würdest du jetzt hinzufügen?
Das ist eine gute Frage. Hmmm. Ich glaube, ich habe Qassam Soleimani (ein Kommandeur der iranischen Islamic Revolutionary Guard Corps) auf der List, der geht also nicht. Das ist schwer. Oh, jetzt weiß ich es. Lass uns Mokhtar Belmokhtar auf die Liste nehmen. Das ist ein verrückter mit nur einem Auge (und Militär Kommandeur der al-Qaeda im Maghreb) in der Sahelzone. Ich muss den Shabaab Typen gar nicht auf meine Liste setzen - der scheint auf der Liste von jemand anderes zu sein.

Warst du persönlich schon einmal auf einer Tötungsmission?
Das kann ich nicht beantworten.

Macht Sinn. Vielen Dank Michael!