The Autoblow and legs. Courtesy Brian Sloan
Foto mit freundlicher Genehmigung von Brian Sloan
Tech

Wir haben eine sprachgesteuerte Blowjobmaschine getestet

Das Wichsgerät ließ sich kaum stoppen.

Im Jahr 2008 brachte Brian Sloan den ersten Autoblow auf den Markt. Schon damals bezeichnete die Produktwebsite den automatischen Masturbator als "das Männer-Sextoy der Zukunft".

"Technologie hat den Menschen unbeschreibliche Fortschritte in allen Lebensbereichen beschert", hieß es dort. "Wir können mit Autos fahren, in Flugzeugen fliegen und im Internet browsen. Der technische Fortschritt für Männer-Sextoys dieses Jahrzehnts ist der Autoblow."

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Jetzt, 14 Jahre später, ist ein neuer Autoblow erschienen: der Autoblow AI+, Nachfolgemodell des Autoblow AI von 2018. Die motorgetriebene Wichsmaschine von der Größe eines kleinen Schuhkartons soll, wie der Name schon erahnen lässt, Oralsex simulieren. Wenn du deinen Schwanz in den Silikonschlund steckst, bewegt sich eine Manschette am Penisschaft auf und ab. Die Geschwindigkeit, die Position und den Rhythmus der Ringbewegung kannst du über die dazugehörige App steuern.

Wie schon sein Vorgänger, dem Autoblow AI, hat auch der AI+ absolut nichts mit AI – also künstlicher Intelligenz – zu tun. Aber immerhin lässt sich das neue Modell mit dem Internet verbinden, über das du dir aus der sogenannten Blowjob Library weitere Masturbationsprogramme runterladen kannst, also Blowjobs. Die wohl spektakulärste Neuerung ist aber die neue Sprachsteuerung, mit der du freihändig den Ablauf deiner Masturbationssession bestimmen können sollst.


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Fellatiomaschinen sind eine Art Indikator für die gesellschaftliche Einstellung zu Sextoys. Um das Publikum bei der Stange zu halten, müssen die Hersteller ihre Produkte technisch immer anspruchsvoller machen, sie mit dem Internet verbinden und innovative Neuerungen liefern. Auch der Autoblow folgt dieser Entwicklung und der Autoblow AI+ tastet sich in neue Gefilde vor, auch wenn dort noch nicht alles reibungslos funktioniert. Sloan jedenfalls ist weiterhin der Meinung, das Sextoy der Zukunft entworfen zu haben.

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Da ich bereits 2018 den Autoblow AI getestet habe, schickte mir Sloan auch seinen neuen Autoblow AI+ zu Versuchszwecken.

Der Autoblow AI+ im Test

Mein Testexemplar hatte ein teilweise durchsichtiges Plastikgehäuse, damit ich ungestört sein Herzstück, den Penis Gripper, bei der Arbeit betrachten konnte. Dabei handelt es sich um eine größenverstellbare Manschette, die einen wabbeligen Silikonschlauch umfasst und sich daran auf und ab bewegt. Kunden erhalten den Masturbator mit einer weißen Hülle, sie können den Mechanismus also nicht sehen.

Sobald ich den Autoblow AI+ aus dem Karton gefummelt hatte, musste ich herausfinden, wie ich ihn mit dem Internet verbinde. Im Gegensatz zu anderen Sexspielzeugen mit Internetzugang wie die von Lovense oder We-Vibe gibt es für den Autoblow AI+ keine App, die man runterladen kann. Das ist Absicht: Der Google Play und Apple App Store zensieren sexuelle Inhalte und wiederholte Oralsex-Anspielungen würden ziemlich sicher dazu führen, dass die Apps schnell wieder von den Plattformen entfernt werden.

Aus diesem Grund funktioniert der Autoblow AI+ über eine Web-App. Für die Einrichtung brauchte ich etwa fünf Minuten. Ich steckte das Gerät in die Steckdose, schaltete es ein und hielt den Pause-Knopf gedrückt, bis in den WiFi-Einstellungen meines Handys das Netzwerk des Autoblows erschien. Dann verband ich mich mit diesem Netzwerk und anschließend mit meinem Heimnetzwerk. Bevor ich fertig war, musste ich noch eine Zeichenkombination in diversen Menüs kopieren und einfügen – den Token des Geräts. Es gibt auch ein Video, in dem der Prozess ausführlich erklärt wird.

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Den Autoblow AI+ einzurichten, ist nicht schwer, erfordert allerdings ein bisschen Geduld. Aber möglicherweise ist die Zielgruppe für ein derartiges Hightech-Sexspielzeug auch entsprechend technikaffin.

Als ich den Autoblow fertig eingerichtet hatte, wollte ich dem Gerät noch keinen echten Penis anvertrauen – selbst, wenn ich jemanden gefunden hätte, der bereit gewesen wäre, seinen Schwanz da reinzustecken. Also schnappte ich mir in der Küche eine reife Banane.

Als ich versuchte, die Banane in den Mund der Blowjobmaschine zu stecken, merkte ich schnell, dass das trocken nicht funktionieren würde. Also nahm ich etwas Gleitgel und verteilte es auf der Banane und dem Silikonmund. Aufmerksame Beobachterinnen und Beobachter werden bemerken, dass es sich um ein Gleitgel auf Silikonbasis handelt, was für Sextoys aus Silikon nicht ideal ist, aber auch keine Todsünde, wie man früher dachte. Geschmiert und mit sanftem Druck flutschte die Frucht schließlich in die Maschine.

Ich wählte mich durch die verschiedenen Blowjob-Programme in der Web-App und spielte ein bisschen an den Reglern rum, die die Geschwindigkeit und die Position der Manschette kontrollieren. Die Wichsbewegung des Autoblows lassen sich auf den Penisansatz oder die Eichel konzentrieren, sie können aber auch wahlweise über den ganzen Schaft gehen. Als sich dann im Zimmer der Geruch von überreifem Hausmüll breitmachte, war ich mir sicher, dass der Masturbationsmechanismus die Banane zermalmt hatte. Aber als ich sie mit etwas Mühe wieder dem Mund des Autoblow AI+ entrissen hatte, war ihre Schale komplett unbeschädigt. Sie hatte noch nicht mal Druckstellen. Angenehm überrascht schob ich die Frucht zurück in den Silikonschlund für Runde zwei. 

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Die Sprachsteuerung befindet sich noch im Beta-Stadium, wie die App warnt. Über das Handy kann man dem Autoblow sechs verschiedene Befehle gehen, um die Manschettenbwegung zu kontrollieren: "Go", "Pause", "Faster", "Slower", "Next" und "Finish Me". Letzteres musste ich natürlich jedes Mal in der Mortal Kombat-Stimme sagen. So ganz fehlerfrei funktioniert die Sprachsteuerung noch nicht und der Autoblow AI+ versteht nicht auf Anhieb jedes Wort. Ob zum Beispiel auch eine deutsche Version geplant ist, ist momentan unklar.

Für mich war es neu, einem Sextoy laut und überdeutlich "Go" und "Faster" zuzurufen. Ähnlich dürfte es auch den meisten anderen gehen, bislang gibt es noch nicht viele Sexspielzeuge mit Sprachsteuerung auf dem Markt. Laut Sloan ist das allerdings die Zukunft.

Besonders sexy fühlte sich die Sprachsteuerung nicht an, andererseits steckten auch nicht meine Genitalien in der Maschine. Ich fühlte mich ein bisschen wie dieser Vogel hier:

Während ich auf meinem Handy die App geöffnet hatte und die Maschine sich an der Banane abarbeitete, schaute ich mir ein Video zur Justierung der Manschette, aka Penis Gripper, an. Der justierbare Penis Gripper ist ebenfalls ein neues Feature des Autoblow AI+. Mit einem Schraubenzieher lässt er sich unkompliziert dem eigenen Penisumfang anpassen. Jedenfalls muss der Autoblow AI+ in dem Videotutorial "Finish Me" gehört haben, denn plötzlich lief der Masturbator zu Hochtouren auf und versuchte, die Banane zum Höhepunkt zu bringen. Die Web-App empfiehlt übrigens, die Sprachsteuerung nur in einer stillen Umgebung zu verwenden. 

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Einmal in Fahrt gekommen, war der Autoblow AI+ nicht mehr zu stoppen. Ich sagte laut und bestimmt: "Pause! Stop! No!", aber die Oralsexmaschine ignorierte mich. Weil ich mit meinen gleitgelverklebten Fingern nicht auf meinem Handybildschirm rumtatschen wollte, blieb mir nichts anderes, als das Gerät über den An/Aus-Schalter abzuwürgen.

Während dieses ganzen Tumults steckte mein Partner seinen Kopf ins Zimmer. Er habe schon gedacht, ich wäre in einem unangenehmen Zoom-Meeting, sagte er. Nein, ich hatte nur einen motorisierten Silikonschlund angeschrien, der dabei war, eine Banane zu deepthroaten.

Die Entwicklung des Autoblow AI+

Später rief ich Sloan an, um ihm zu berichten, dass ich den ganzen Vormittag damit verbracht hatte, seine Erfindung mit Obst zu vögeln. Zwei Jahre habe er an den Verbesserungen des Autoblow AI gearbeitet, sagt er. Noch interessanter als die ganzen Features und Neuerungen, auf die er natürlich sehr stolz ist, ist allerdings, was Sloan mit seinem High-Tech-Masturbator nicht gemacht hat.

"Sexuelle Handlungen sind ein wichtiger Antrieb für jedes Leben. Das ist keine komische Sache, die nur ein paar Leute machen."

Seine Weigerung, eine Appstore-App für sein Gerät zu entwickeln, sei auch ein Protest gegen die Diskriminierung von sexuellen Inhalten auf den Plattformen von Google und Apple. Die Regeln dort sind ein Albtraum für alle, die Apps machen oder nutzen, die auch nur entfernt auf sexuelle Inhalte anspielen – seien es Sexarbeitende, Produzenten von Sexspielzeug oder Menschen, die im Bereich der sexuellen Aufklärung arbeiten. Anstatt sich den Regeln der Plattformen zu beugen, entschied sich Sloan dazu, sie komplett zu umgehen und eine eigene browserbasierte Web App zu entwickeln.

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Sreenshot von einem Handymenü für den Autoblow

Screenshot der Autoblow AI+ Web App

"Sexuelle Handlungen sind ein wichtiger Antrieb für jedes Leben. Das ist keine komische Sache, die nur ein paar Leute machen", sagte Sloan. "Sexuell aktiv zu sein, ist eine normale Eigenschaft von Menschen. Google und Apple kontrollieren gemeinsam 99 Prozent des Marktes. Und die haben entschieden, dass du, wenn du ein Handy benutzt, keinen sexuellen Aktivitäten Raum geben kannst. Das ist ein bizarres 'fuck you' an die Menschheit und es will mir einfach nicht in den Kopf." 

Hätte er eine App für den Apple oder Google Store entwickelt, hätte er Wörter wie "Blowjob" umschreiben müssen. Für Sloan absolut inakzeptabel. "Ich hätte kein gutes Gefühl dabei, es nicht das zu nennen, was es ist. Worte beeinflussen dein Denken und dein Denken beeinflusst dein Handeln. Das zieht einen ganzen Rattenschwanz nach sich, wenn wir Dinge nicht als das bezeichnen, was sie sind. Deswegen weigere ich mich."

Er gibt zu, dass die Einrichtung des Autoblow AI+ deswegen mehr Geduld erfordere und vielleicht ein paar potenzielle Kunden abschreckt. In seinen Augen seien die fünf Minuten allerdings durchaus zumutbar. Wirklich wissen werde er es natürlich erst, sobald das Gerät auf dem Markt sei.

Noch mehr als die anspruchsvollen Einstellungen könnten die schieren Dimensionen des Autoblow AI+ den ein oder anderen vom Kauf abhalten. Jeder, dem ich das Gerät zeigte, hatte dieselbe Frage: "Wie zur Hölle soll ich das so lange über meinen Schwanz halten, bis ich komme?" Die Masturbationsmaschine wiegt etwa 1,3 Kilo. Das klingt erstmal leicht, bis du den Kasten über deinem erigierten Penis balancieren musst. Die Antwort darauf ist laut Sloan eine spezielle Nackenschlaufe, die bald auf den Markt kommen soll. "Du würdest dich wundern, wie komplex es sein kann, etwas so Einfaches zu entwerfen."

Bevor du dich fragst, wie das genau in der Praxis funktionieren soll: Sloan ist derselbe Mann, der eine Masturbationsmaschine fürs Auto entworfen hat, die man am Getränkehalter befestigt.

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