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Verständnis für Mateschitz kommt vor allem von Seiten anderer Unternehmer, die der österreichischen Bürokratie und angeblichen Arbeitgeberfeindlichkeit die Schuld für fehlenden wirtschaftlichen Aufschwung geben. Sie verstehen zum Teil sogar die Befüchtungen des Herren über die Dosen, dessen Liebkind Servus TV—trotz wirtschaftlichem Misserfolg—von Anfang an war, im Hinblick auf die Gründung eines Betriebsrats.Aber zuvor kurz das Grundlegende. Die Belange des Betriebsrates sind im Arbeitsverfassungsgesetz rechtlich geregelt. Ab fünf stimmberechtigten, familienfremden ArbeiternehmerInnen, die in einem Betrieb beschäftigt sind, kann eine Betriebsratswahl durchgeführt werden. Der Arbeitgeber darf die Entstehung eines Betriebsrates nicht verhindern und ist verpflichtet, organisatorisch Hilfe zu leisten. In § 38 heißt es allgemein: "Die Organe der Arbeitnehmerschaft des Betriebes haben die Aufgabe, die wirtschaftlichen, sozialen, gesundheitlichen und kulturellen Interessen der Arbeitnehmer im Betrieb wahrzunehmen und zu fördern." Dem Gesetz nach würde den MitarbeiterInnen von Servus TV ein Betriebsrat mit fünf BetriebsratsmitarbeiterInnen zustehen, die auch die Interessen deren vertreten."Der Betriebsrat nimmt einem die Möglichkeit, sich direkt mit den Arbeitnehmern zu einigen, man muss immer mit dem Betriebsrat verhandeln."
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Man neigt dazu, die Gefahr einer parteipolitische Beeinflussung, die laut Mateschitz besteht, als Paranoia beiseite zu wischen. Im Falle eines Medienunternehmens ist allerdings Druck von sämtlichen Seiten zumindest vorstellbar—was nicht zwangsläufig im Sinne der ArbeitnehmerInnen sein muss und sich zum Selbstläufer entwickeln könnte. Hier mischt sich der Konjunktiv mit dem Worst-Case-Szenario. Im besten Falle arbeiten alle Beteiligten konstruktiv zusammen, im schlimmsten Fall versucht jeder nur, seine politische Agenda durchzuboxen.Um die andere Seite zu hören, sprach VICE mit dem Betriebsratmitglied eines großen österreichischen Unternehmens. Überraschenderweise hält dieser einen Betriebsrat nicht zwingend für notwendig: "Ich hab Verständnis für beide Seiten. Mitarbeiter haben das Recht auf einen Betriebsrat; andererseits ist Servus TV ein Privatsender den es nur gibt, weil der Mateschitz einem Hobby frönt", so der Betriebsrat. "Er könnte sich auch eine Villa kaufen. Dann gibt's keine 200 Arbeitsplätze."MOTHERBOARD: Die Streaming-Piraten, die TV-Lizenzen umgehen
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Die Gründung eines Betriebsrates ist dabei die Wahrnehmung eines Rechtes der Angestellten, eine Vertretung zu schaffen, die die arbeitsrechtlichen statt wirtschaftlichen Aspekte in den Fokus rückt. Ob sie damit eher ein Angriff auf den Führungsstil und Kritik an den herrschenden Verhältnissen ist oder nur der Versuch, Mitarbeiter vor Impulsaktionen zu schützen, bleibt der Interpretation überlassen.Servus TV wird also in Zukunft ohne Betriebsrat auskommen—was den Sender nicht aus der finanziellen Misere zieht. Auch der Ruf von Servus TV als Vorzeige-Arbeitgeber entspräche schon lange nicht mehr den Tatsachen, wie der Mitarbeiter erzählte: Die einst hohen Gehälter, die man am Anfang zahlte, um gutes Personal von Mitbewerbern abzulösen, wurden auf Branchenniveau angepasst. Wir haben Servus TV um eine Stellungnahme gebeten; seitens des Senders heißt es, dass das Unternehmen keinen Kommentar zu Spekulationen abgeben wolle. "Eins stimmt aber", betont auch der Mitarbeiter: "Bei Red Bull, also im Hauptschiff und bei den Magazinen, die gut gehen, ist es anders."Die "Veränderungen am globalen Medienmarkt", von denen seit der ersten Presseaussendung von Seiten Servus TVs nicht mehr die Rede ist, sind real. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie lange Mateschitz sich sein Hobby noch leistet. Sollte es zur Schließung kommen, muss er sich zumindest nicht mit womöglich lästigen Sozialplänen und langwierigen Betriebsratsverhandlungen auseinandersetzen.Der Kapitalismus hat gewonnen—das kann man beklagen oder feiern. Vielleicht ist es nicht in Ordnung, wie die Sache abgegangen ist, aber es ist rechtens. Vielleicht ist es aber auch ein Anlass, um über die Marktmacht des ORF, über Gebühren und ihre Angemessenheit, über Betriebs- und Diskussionskultur und über die Zukunft des als "Medien-Albanien" verschrienen Österreichs nachzudenken.Edie auf Twitter: @EdieCalieDer Kapitalismus hat gewonnen—das kann man beklagen oder feiern.