Es ist nie einfach, etwas Neues zu lernen. Als ich vor zwei Jahren einen Malkurs angefangen habe, endete das ganze damit, dass ich vor versammelter Mannschaft in Tränen ausbrach und alles hinschmiss. Es gibt wohl nichts Schlimmeres als zu merken, dass man etwas nicht kann. Gleichzeitig ist dieses Gefühl aber immer auch ein grundlegender Bestandteil davon, etwas zum ersten Mal zu machen. Vielleicht habe ich deswegen auch keine Hobbies. Die Wahrscheinlichkeit, an irgendetwas zu scheitern, wäre einfach zu groß.
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Vor einem Monat hatte ich dann eine Vision: mich, wie ich auf einem Skateboard und mit einem coolen Hut durch die Straßen gleite. Mir war augenblicklich klar, dass ich zu dem Mensch vor meinem geistigen Auge werden musste. Cool, souverän – eine echte Skaterin eben. Alles was ich brauchte, waren eine Gang, ein Skateboard, einen Hut … und der Rest würde sich schon irgendwie ergeben.Skateboarden scheint eine dieser Beschäftigung zu sein, die man sich aussucht, wenn man am Leben zweifelt. Der Vorteil: Man braucht dazu nicht viel. "Es gibt keinen Trainer. Keine Regeln. Keine Grenzen. Keine Eltern", formuliert es Dan Meyer. Er arbeitet bei VICE und ist erfahrener Skater. (Wovon es bei uns im Büro ausgesprochen viele zu geben scheint.)Eine Regel scheint es dann aber doch zu geben: Wer über 14 Jahre alt ist und zum ersten Mal auf einem Skateboard steht, wird sich blamieren.
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Glücklicherweise haben mein erwachsener Freund Rion und mein ebenso erwachsener Mitbewohner Spencer beschlossen, mich auf meiner transformativen Reise zu begleiten. Damit hatte ich zumindest schon mal eine Crew, die mich vor der Unannehmlichkeit bewahren würde, mich allein durch eine Horde von Teeangern – denn Teeanger sind immer in Gruppen unterwegs – zu navigieren, die zu allem Überfluss auch noch alle besser Skateboard fahren können als ich.
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Schritt 1: Stell dir eine Crew zusammen
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Glücklicherweise haben mein erwachsener Freund Rion und mein ebenso erwachsener Mitbewohner Spencer beschlossen, mich auf meiner transformativen Reise zu begleiten. Damit hatte ich zumindest schon mal eine Crew, die mich vor der Unannehmlichkeit bewahren würde, mich allein durch eine Horde von Teeangern – denn Teeanger sind immer in Gruppen unterwegs – zu navigieren, die zu allem Überfluss auch noch alle besser Skateboard fahren können als ich.
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Schritt 2: Finde das passende Skateboard
Der Verkäufer hat noch nicht einmal versucht, über die nicht ganz ernst gemeinte Ansprache meines Mitbewohners zu lachen. Wahrscheinlich hört er so was jede Woche von Menschen mittleren Alters, die ihren Bürojob hingeschmissen haben, um Künstler zu werden und sich nun nach einem passend urbanen Hobby umsehen. Er erklärte uns, dass es eigentlich nicht auf die Größe des Skateboards ankommt, weil wir vermutlich keine besonders ausgefallenen Tricks damit machen würden. Weil er damit absolut Recht hatte, suchten wir uns das Deck aus, das uns am Besten gefiel. Während Spencer kalte Füße bekam und den Laden mit leeren Händen verließ, kaufte sich Rion ein Board mit Zeichnungen von Echsen.
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Ich schlug in dieselbe Kerbe und entschied mich für ein Deck mit der Aufschrift "Lizard King"(große, neongrüne Buchstaben auf violett glitzerndem Grund), eine Hommage an mein Chamäleon Drake. Zusammen mit den Achsen, Rollen und dem Griptape – Wörter, die ich noch nie zuvor gehört habe – kostete das Ganze umgerechnet rund 135 Euro. Ein geringer Preis für das großartige Leben, das vor mir lag, dachte ich.Wie ich später erfahren habe, ist "Lizard King" der Name einer aktuellen Skateboard-Größe und das Deck, für das ich mich entschieden hatte, war "sein" Deck. Einen Moment lang fühlte ich mich wie ein Angeber und dachte kurz darüber nach, daran zu arbeiten, Lizard Kings größter Fan zu werden. Ich habe es dann aber doch sein gelassen und habe stattdessen beschlossen, den Namen wieder für die wahren Echsen zurückzuerobern. Entsprechend unbeeindruckt blieb ich auch, als mir ein Freund erzählte, dass der Schutzheilige meines Skateboards vor Kurzem bei King of the Road – einer VICELAND-Show über Skatewettbewerbe – aufgetreten ist und dabei in einen Schuh gekackt hat.Während sie sich also an Ollies und Kickflips versuchten, rollte ich nur die Straße auf und ab.
Schritt 3: Ab aufs Brett
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Wenn mir das zu langweilig wurde – oder ich neidisch wurde, weil die Jungs so viel Spaß hatten –, habe ich auch versucht, einen Ollie zu machen. Ich möchte nicht angeben, aber: Schon nach wenigen Tagen schaffte ich einen "kleinen Baby-Ollie" – oder bekam zumindest einen Hauch von Luft unter meine Hinterräder. Ich begann, mich ganz allmählich an mein neues Skater-Dasein zu gewöhnen.Sich anzuziehen wie ein Skater, bedeutet vor allem eins: flache Schuhe und T-Shirts mit Rundhalsausschnitt. Achtung! Wenn du gerne kurze Hosen trägst, musst du dazu aber unbedingt hohe Socken tragen. Anscheinend geht es bei Skater-Mode vor allem darum, gekonnt scheiße auszusehen. Zwar sollen die Sachen vor allem bequem sein, inzwischen gibt es aber trotzdem verblüffend viele Skater, die Röhrenjeans tragen.Ich möchte nicht angeben, aber mein Kleiderschrank hatte schon immer einen sehr entspannten Skater-Vibe: Im Winter trage ich eigentlich ausschließlich Chucks, Sweatshirts und Baggy Pants getragen. Das liegt zugegebenermaßen aber auch daran, dass ich in der dunklen Jahreszeit meistens so depressiv bin, dass ich mich einfach nicht zu mehr aufraffen kann.
Schritt 4: Die passenden Skater-Klamotten
Das Einzige, was mir noch zu meinem ultimativen Skater-Outfit fehlte, war eine coole Mütze. Mein Wahl fiel am Ende auf einen roten Anglerhut, weil meine Haare darunter im Vergleich zu allen anderen Modellen am wenigsten albern aussahen. Um mein mein Erscheinungsbild abzurunden und das optische Thema meines Decks wieder aufzugreifen, habe ich mir anschließend noch ein T-Shirt mit einem Leguan darauf gekauft.
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Schritt 5: Der erste Auftritt im Skatepark
Ich konnte mir vorstellen, wie sie sich fühlen mussten. Auch ich fühlte mich schließlich ziemlich fehl am Platz. Statt meines neuen Huts hatte ich einen klobigen Helm auf, weil ich Angst vor einer tödlichen Schädelfraktur hatte. Allerdings konnte ich in dem Meer aus Basecaps und 5-Panel-Caps nur einen einzigen Jungen entdecken, der auch eine Anglermütze trug. Ich wünschte, ich hätte ihm ein Zeichen geben können, um ihm zu sagen, dass ich Anglermützen auch lieber mochte. Hach.Statt meines neuen Huts hatte ich einen klobigen Helm auf, weil ich Angst vor einer tödlichen Schädelfraktur hatte.
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Ähnlich wie die Kinder mit den City-Rollern fühlte auch ich mich bei dem Gedanken unwohl, mich ins Getümmel zu werfen. Die Skater schienen in einer geheimen Ordnung aneinander vorbei zu rasen. Als hätten sie sich vorab abgesprochen und es wäre nun zu spät, um noch einzusteigen. Ich war vollkommen überfordert. Außerdem war und bin ich noch immer keine gute Skaterin und hatte das Gefühl, dass ich in dem Durcheinander nicht einmal genug Platz hätte, um hinzufallen. Also ging ich wieder nach Hause.Ich wollte unbedingt noch einmal in den Skatepark. Dieses Mal kam ich allerdings so früh, dass die ganzen Teenager noch nicht da waren. Denn mir war klar: Wenn ich eine Skaterin werden wollte, dann müsste ich meine Ängste überwinden. Während der Sieg über meine Teenager-Phobie noch warten musste, wollte ich zumindest schon mal eine kleine Rampe hoch und runter rollen. Also bin ich am nächsten Morgen um 6 Uhr aufgestanden, um mit meiner Crew zum Skatepark zurückzukehren. Meine "Crew" bestand zu diesem Zeitpunkt allerdings nur noch aus meinem Freund, der auch nur mitkam, um Fotos zu machen. Als wir ankamen, waren wir die Einzigen dort – zwei Mittzwanziger und genug Platz, um sich zu blamieren.
Schritt 6: Der zweite erste Auftritt im Skatepark
Mir wurde allerdings schon nach kurzer Zeit klar, dass die Unebenheiten, die ich beim Skaten auf der Straße überwinden musste, nichts im Vergleich zu den Rampen im Park waren. Schon bei meinem ersten Versuch, eine sanft geneigte, 90 Zentimeter hohe Quarterpipe hinunter zu fahren, rutschte ich aus und schlug mir den Ellenbogen auf. Anschließend habe ich mir bei demselben Versuch auch noch die Hüfte und das Knie geprellt. Scheiß auf den verdammten Helm, ich hätte eigentlich einen Ganzkörperschutz gebraucht.
Eigentlich wollte ich mich auch noch eine große Halfpipe hinunter zu stürzen und meinen Artikel mit einer triumphalen Wendung abzuschließen. Als ich dann allerdings oben stand, wurde mir bewusst, dass ich bei diesem Versuch aller Wahrscheinlichkeit nach umkommen würde. Ich bekam ja noch nicht mal eine Kehrtwende hin! Skateboarden – also mit reiner Beinarbeit von Punkt A nach Punkt B zu kommen und dabei eine Reihe von Hindernissen wie Geländer, Rampen und Kurven zu bewältigen – war extrem schwer.Als ich mich von meinem erhöhten Aussichtspunkt aus umsah, wurde mir bewusst, dass mir alles weh tat und ich mir ziemlich lächerlich vorkam. Dann fiel mir Lizard King, der Namensvetter meines Skateboards. Ein erwachsener Mann der vor laufenden Fernsehkameras in einen Schuh gekackt hatte. Es hätte also bedeutend schlimmer kommen können.Folgt Broadly bei Facebook, Twitter und Instagram.Mehr lesen: Eine Skateboarderin erklärt, was sich am Frauenbild der Szene ändern muss