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Psychologie

Junge Frauen bekommen häufiger Depressionen als Männer

Das Phänomen des “Sad Girls” gibt es wirklich – und es ist besorgniserregend.
Foto: Can Anh Khai | Pexels | CC0

Wehmütige Blogposts, düstere Tumblr-Beiträge, im Hintergrund läuft Lana del Rey: Über das Phänomen des "Sad Girls" wurde schon viel geschrieben. Zum Thema Todessehnsucht und Depression lieferte Netflix mit Tote Mädchen lügen nicht kürzlich auch die passende (wenn auch kritikwürdige) Serie. Doch sind junge Frauen wirklich anfälliger für Depressionen als ihre männlichen Altersgenossen?

Eine aktuelle Studie, die vor Kurzem in der medizinischen Zeitschrift Translational Psychiatry erschien, kam zu dem Ergebnis, dass Mädchen in ihrer Jugend dreimal so oft unter früh auftretenden Depressionen erkranken als Jungen. Über ein Drittel aller weiblichen Teenager leidet momentan unter Depressionen oder haben in der Vergangenheit schon mal eine Depression gehabt. Bei männlichen Teenagern sind hingegen nur 13,6 Prozent betroffen.

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Dr. Joshua Breslau und seine Kollegen haben die Daten von über 100.000 Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren ausgewertet, die aus einer repräsentativen Befragung der amerikanischen National Survey of Drug Use and Health stammen. Der Schwerpunkt bei der aktuellen Untersuchung lag vor allem auf den Fragen, die sich mit Depressionen, Selbstmord und Verhaltensschwierigkeiten wie Ladendiebstahl, Gewalt und dem Tragen von Waffen beschäftigen. Ebenfalls interessant für die Forscher war, wie Depressionen Betroffene in ihrer Ausbildung oder in zwischenmenschlichen Beziehungen beeinträchtigt.


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Wie Breslau gegenüber Broadly erklärt, seien sein Team und er dabei zu zwei wegweisenden Erkenntnissen gekommen: Zum einen konnte die Studie zeigen, dass der Anteil depressiver Jugendlichen generell deutlich höher ist als erwartet. Zum anderen ist das Risiko, an einer Depression zu erkranken, bei Mädchen schon ab der Kindheit erhöht. Das bedeutet, dass junge Frauen deutlich früher depressiv werden, als Forscher bisher angenommen haben.

Die Wahrscheinlichkeit, dass junge Mädchen an einer Depression erkranken, ist im Alter von zwölf Jahren 2,8-mal höher als bei Jungen. Bei 13- bis 16-Jährigen ist sie sogar zwischen 3,1- und 4,0-mal höher. Außerdem stellten die Forscher fest, dass junge Frauen auf Dauer "deutlich mehr Beeinträchtigungen in allen Bereichen haben und auch die Zahl der Selbstmordversuche [unter jungen Frauen] höher ist".

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Gründe, warum Jugendliche und speziell junge Frauen an Depressionen erkranken, kennt die Studie nicht. Dafür konnten Einblicke in das Verhalten von Jugendlichen gewonnen werden, die langfristig oder schon sehr früh an Depressionen leiden. Das Ergebnis: Die Prävalenz von Selbstmordversuchen liegt sowohl bei Mädchen, als auch bei Jungen, bei denen Depressionen früh aufgetreten sind, über 15 Prozent. Deswegen sind die Forscher überzeugt, dass "eine 'abwartende Haltung' bei Depressionen mit einem frühen Beginn aus klinischer Sicht nicht zu unterstützen ist".

Für Dr. Breslau ist es wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sich alle Personen, die an Depressionen leiden, in Behandlung gegeben sollten. In zukünftigen Untersuchungen wollen er und sein Team sich auf kleinere Personengruppen konzentrieren, um klarer bestimmen zu können, "in welchem Fall depressive Jugendliche am meisten von einer Behandlung profitieren und wann die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, dass sich ihr Zustand von selbst bessert."

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Titelfoto: Can Anh Khai | Pexels | CC0