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LGBTQ

Diskriminierend und faktisch falsch: Trans-Veteraninnen über Trumps Transgender-Bann

"Ich habe gedient, Trump nicht. Er ist ein selbstbezogener, narzisstischer Vollidiot."
Foto: imago | ZUMA Press

Am Mittwochmorgen amerikanischer Zeit verkündete Donald Trump über Twitter, dass es einschneidende politische Änderungen bezüglich des US-Militärs geben würde. Transgender-Personen dürfen nicht länger ihrem Land dienen – "egal in welcher Funktion." Erst vor knapp einem Jahr hatte die Regierung unter Obama das Verbot gegen Trans-Einsatzkräfte aufgehoben und damit einen Meilenstein der Gleichstellung erreicht.

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"Nach Beratung mit meinen Generälen und Militärexperten, wird es Transgender-Personen durch die Regierung der Vereinigten Staaten nicht länger erlaubt sein, im US-Militär zu dienen", twitterte der Präsident am frühen Morgen. "Unser Militär muss sich darauf konzentrieren, gezielte und überwältigende Siege zu erringen und darf nicht durch die gewaltigen medizinischen Kosten und die Störfaktoren belastet werden, die Transgender im Militär mit sich bringen würden."

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Trans-Amerikaner, die bei den US-Einsatzkräften gedient haben – und natürlich auch die Personen, die sich für ihre Rechte einsetzen – sind geschockt. Brittyn Calyx ist eine Transfrau, ehemalige Obergefreite in der Nationalgarde der Army und war "für drei Jahre während der Hochphase des Kriegs im Irak" stationiert. Dass Transgender-Soldatinnen und -Soldaten ein "Störfaktor" für die Truppen seien, sei einfach nicht wahr, sagt sie gegenüber Broadly.

"Wie man von einer Geschlechtsidentitätsstörung betroffen ist, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Solange der Arbeitgeber ein Umfeld schafft, in dem sich die Person akzeptiert und geschätzt fühlt, wirkt sie sich allerdings nicht wirklich auf die Arbeitsleistung aus. So ein Umfeld kann und sollte das Militär schaffen", ist Calyx überzeugt.

"Jeder Angriff auf Trans-Personen bedeutet, dass es da draußen Menschen gibt, die auf diese Welt blicken und glauben, nicht dazuzugehören."

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"Diese Entscheidung fügt Leuten erheblichen Schaden zu, die einfach nur ihrem Land dienen wollen und das bereits getan haben – gezielt und ohne unsere Missionen zu stören", sagt Brynn Tannehll. Sie ist eine Transfrau und war über zehn Jahre Offizierin bei der amerikanischen Marine.

Trumps Argument, dass Trans-Personen das Militär mit teurer medizinischer Versorgung belasten würden, ist faktisch ebenfalls nicht richtig. Untersuchungen der Rand Corporation, die sich mit genau diesem Thema auseinandergesetzt haben, haben ergeben, dass die medizinische Versorgung von Trans-Soldatinnen und -Soldaten lediglich "einen marginalen Einfluss auf die Gesamtkosten der gesundheitlichen Versorgung und die ständige Bereitschaft der Truppen" habe.


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"Wir haben jahrzehntelang ehrenhaft gedient", bestätigt Tannehill. Aktuell würde alles reibungslos laufen – was ist also das Problem? Auch wenn die offiziellen Begründungen sich vor allem auf vermeintlich anfallende Kosten beziehen, glauben andere, dass es hier lediglich um eine Sache geht: die Diskriminierung von Minderheiten.

"Das Argument zu 'gewaltigen medizinischen Kosten und Störfaktoren' wurde bereits widerlegt", sagt Marc Pocan. Er ist Abgeordneter im amerikanischen Repräsentantenhaus und Teil des LGBT-Gremiums. "In Wahrheit fußt seine Entscheidung auf Diskriminierung und dem Versuch, allen Fortschritt umzukehren, der während der Regierungszeit von Obama gemacht wurde." Pocan glaubt, dass Trump "seit dem ersten Tag seiner Präsidentschaftskampagne die LGBT-Community verunglimpft und missachtet hat." Er fordert, diese Entscheidung umgehend rückgängig zu machen.

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In den Augen von Calyx ist diese Entscheidung nicht nur politischer Natur und geht außerdem weit über die Transmänner und -frauen hinaus, die ihrem Land aktuell dienen oder bereits gedient haben. Sie fragt sich, welchen Eindruck man damit der jüngeren Trans-Generation vermittelt, die versuchen, ihren Platz in der amerikanischen Gesellschaft zu finden. "Jeder Angriff auf Trans-Personen bedeutet, dass es da draußen Menschen gibt, die auf diese Welt blicken und glauben, nicht dazuzugehören – das betrifft besonders junge Menschen", sagt sie.

"Ich bin ehemaliges Mitglied der Marine, transgender und arbeite für eine große Technik-Firma", erzählt die 58-jährige Connie Rice. "Ich habe gedient, Trump nicht. Sein angeblicher Knochensporn ist verschwunden, als er das erste Mal Golf gespielt hat. Er ist ein selbstbezogener, narzisstischer Vollidiot. Seine Entscheidungen haben einen negativen Einfluss auf tausende Menschen, die ihrem Land dienen – und auf ihre Familien." Rice ist sich sicher, was die einzigen Gründe für diesen Bann sind: "Ignoranz und Intoleranz."

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