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Wer verdient mehr: Dieser YouTube-Grundschüler oder Kendrick Lamar?

Ryan ist acht Jahre alt, Ryan liebt Spielzeug – und Ryan ist verdammt reich. Aber sammelt der Kinder-YouTube-Star mehr Geld als PewDiePie oder Ariana Grande? Das Quiz.
Ryan, PewDiePie, Ariana Grande, Kendrick Lamar

Ein gefräßiges PacMan-Monster scheucht die Eltern des kleinen Ryan vor sich her. Das Pärchen flieht mit wild schlackernden Armen in den Wald. Sie gelangen zu einem Baum, an dem gigantische Fruchtgummis wachsen. Die panische Mutter pflückt einen davon und schmeißt ihn in PacMans Rachen. Was wie die Fieberfantasie eines Grundschülers klingt, ist YouTube-Unterhaltung für Millionen. Das Video wurde mehr als 3,3 Millionen Mal aufgerufen.

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Während Jugendliche und junge Erwachsene auf YouTube Influencer wie Bibi, HeyMoritz und Julian Bam feiern, bekommen sie von der eigentlichen Medienrevolution auf der Plattform nichts mit: Kindervideos sammeln dort in kurzer Zeit unfassbar viele Views; Kanäle, die sich mit Spielzeug und Superhelden beschäftigen, werden millionenfach abonniert.

Die PacMan-Geschichte stammt vom Kanal "Ryans ToysReview". Alle Videos dieses Kanals wurden laut YouTube-Statistik insgesamt schon 26 Milliarden Mal aufgerufen. Zum Vergleich: Auf der Welt leben rund 7,6 Milliarden Menschen.

In seinen Videos probiert Ryan massenhaft neues Spielzeug aus und erlebt täglich, was viele Kinder wohl sonst nur zu Weihnachten oder Geburtstag machen dürfen. Ryan darf zum Beispiel in einem Kinderbecken voller Schleim herumpatschen, das Zimmer in ein Bälldebad verwandeln oder im Vorgarten alleine mit einem Mini-Auto fahren.

Es scheint, nichts lässt sich auf YouTube gerade besser vermarkten als Kindervideos. Im Jahr 2015 sprach YouTube-Manager Malik Ducard in einem Video-Interview von einem "florierenden Wachstum" des Markts für Kindervideos auf YouTube. Weil es kaum Dialoge gibt, funktionieren die Videos zudem automatisch für ein weltweites Publikum. Kinder sehen ein- und dasselbe Video auch gerne mal mehrfach, und sie schauen am liebsten viele Videos am Stück – bis die Eltern abschalten. Hervorragende Voraussetzungen für YouTube-Money.

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Nun hat das US-Wirtschaftsmagazin Forbes geschätzt, wie viel Ryan, der erfolgreichste Kinder-YouTuber der Welt, mit seinem Kanal verdient. In diesem Quiz haben wir das mutmaßliche Jahresgehalt des Achtjährigen mit den Gehältern von anderen Prominenten verglichen. Kann der kleine Ryan finanziell mit Kendrick Lamar und PewDiePie mithalten?

Das US-Magazin The Atlantic hat mit Psychologinnen über den Reiz der YouTube-Kindervideos gesprochen. Dem Bericht zufolge kommen gleich mehrere Dinge zusammen, die Kinder daran begeistern: Häufig werden Spielzeuge oder kleine Überraschungen ausgepackt; viele Videos variieren die gleichen Handlungen. "Kinder lieben es, das gleiche immer und immer wieder zu schauen", erklärt etwa Psychologin Sandra Calvert von der Georgetown University gegenüber The Atlantic. Zudem sei es für Kinder großartig, selbst bestimmen zu können, welches Video sie als nächstes schauen möchten.

Grenze zwischen Werbung und Unterhaltung verwischt

Nicht alle Eltern sind vom Kinder-Content-Hype auf YouTube begeistert. Im Frühjahr 2017 stand YouTube in der Kritik, weil Videomacher offenbar gezielt verstörende Videos auf YouTube geschmuggelt haben. Sie zeigten zum Beispiel eine böse Minnie Maus, die Micky Maus den Finger abschneidet. Oder einen Spiderman, der eine entsetzte Prinzessin Elsa anpinkelt. YouTube reagierte auf die massive Kritik und löschte reihenweise Videos und Kanäle.

Inzwischen ist das wohl größte Problem von YouTubes Kindervideo-Flut, dass Werbung und Unterhaltung häufig kaum zu unterscheiden sind. "Das ist eine Werbung für Playmobil!", heißt es zum Beispiel am Anfang eines Ryan-Videos. Solche Werbehinweise gibt es bei vielen neueren Videos auf Ryans Kanal. Dabei kann man davon ausgehen, dass die kleinen Ryan-Fans mit einem solchen Hinweis nicht gerade viel anfangen können.

Oder wird sich ein Fünfjähriger denken: "Guter Hinweis, jetzt kann ich den redaktionellen und den werblichen Teil des Videos medienkompetent voneinander trennen"? Wohl kaum. Immerhin: Es gibt auch Kindervideos ohne Ryan, Spielzeugwerbung und Lutschgummi-Bäume. In der speziell für Kinder gemachten App YouTube-Kids lassen sich zum Beispiel auch Klassiker wie Die Sendung mit der Maus oder Löwenzahn finden.

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