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Drogen

Reiche Nordkoreanerinnen und die Meth-„Diät“

Mehreren anonymen Quellen zufolge soll Methamphetamin in den elitären Kreisen Nordkoreas zur neuen Abnehmerdroge Nummer Eins avancieren.

Ein erschreckender neuer Diäthelfer wird in den Reihen der Ehefrauen nordkoreanischer Führungspersönlichkeiten anscheinend immer beliebter: Methamphetamin. Während große Teile der isolierten Landes mit Unterernährung zu kämpfen haben, konsumieren diese Frauen laut einem Artikel des Online-Nachrichtenportals Daily NK immer mehr Crystal Meth, um Gewicht zu verlieren. Außerdem fühlen sie sich so (zumindest im Rausch) ziemlich gut.

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Experten haben bereits dokumentiert, wie Nordkorea in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Großproduzenten von Meth zum Export avancierte, weil man so viel Hartwährung ins Land holen wollte. Da die Droge den Appetit unterdrückt und gleichzeitig für einen Energieschub sorgt, hat der chronische Hunger im Land vielleicht dabei geholfen, den Privatkonsum anzukurbeln. Auch wenn es schwerfällt, das komplette Ausmaß des nordkoreanischen Drogenkonsums zu erfassen, so haben Studien doch schon nahegelegt, dass das Ganze bereits „epidemische" Züge angenommen hat, und Überläufer haben davon berichtet, dass Meth in weiten Teilen des Landes ganz ungeniert genommen wird.

Eine anonyme Quelle meinte gegenüber Daily NK, dass immer mehr Ehefrauen von nordkoreanischen Amtsträgern und Händlern die Droge kaufen.

„Vor Kurzem hat es einen Anstieg der Zahl derer gegeben, die den Stoff zu Diätzwecken nehmen", meinte die Quelle. „Meth-Konsum ist im Norden überhaupt nichts Schockierendes und die Beamten tolerieren diese Vorgehensweise, weil sie eben gerne schlanke Frauen haben."

Nordkoreas Drogenproblem hat schon zu Spannungen mit China geführt, wo ein Krieg gegen Rauschgifte gestartet wurde, der vor allem auf synthetische Drogen wie Methamphetamin abzielt—denn genau diese Drogen werden aus dem Einsiedlerkönigreich ins Land geschmuggelt. Nordkorea greift an den Grenzen derweilen selbst hart durch, um Überläufer sowie Schmuggelware abzufangen. Das Land bestreitet schon lange, die Meth-Produktion zu fördern und in den vom Staat betriebenen Laboren ist die Produktion in den vergangenen Jahren wohl zurückgegangen. Die Zahl der privaten Hersteller ist hingegen gestiegen.

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Viele Experten vermuten, dass diese Privatlabore mit der taktischen Erlaubnis der nordkoreanischen Regierung arbeiten, die sich um des guten Rufes willen von jeglicher direkter Beteiligung distanziert.

„Wenn man erst einmal involviert ist, dann lässt einen der Handel nie wieder los", meinte Raphael Perl, der Autor eines detaillierten US-Kongressberichts über die illegalen Aktivitäten Nordkoreas, letztes Jahr gegenüber VICE News. „Hier hat eine ganze militärische Hierarchie die Finger im Spiel—sowohl in der Verbreitung als auch in der Herstellung von Methamphetamin. Da steckt eine richtig große Industrie dahinter. Warum sollte man eine solche Industrie denn aufgeben, wenn man doch damit durchkommt?"

Die Kombination aus zurückgehenden Produktionsraten und dem Durchgreifen an der chinesischen Grenze—was sowohl die Ein- als auch die Ausfuhr von illegalem Meth verhindert—lässt allerdings auch das Angebot schrumpfen. Die Quelle von Daily NK erzählte zum Beispiel davon, dass eine Ehefrau aus den politischen Kreisen schon bei ihrem Dealer eingezogen ist, um den Zugang zu der Droge nicht zu verlieren.

„Das harte Durchgreifen beim Thema Meth wurde noch weiter verschärft. Aus diesem Grund passiert so etwas quasi ständig", meinte die Quelle.

Man muss allerdings auch betonen, dass die „Meth-Diät" (wenn sie so überhaupt wirklich existiert) nur für wenige privilegierte Nordkoreaner eine reale Option ist. Zwar sagt man, dass die Sucht nach der Droge im ganzen Land grassiert, aber trotzdem wird ein Großteil der Bevölkerung auch zu harter körperlicher Arbeit gezwungen und steht wohl auch kurz vorm Verhungern.

„Der Durchschnittsnordkoreaner hat weder die Zeit noch die Möglichkeit, zwischen der vorgeschriebenen Arbeit und der Nahrungsmittelknappheit überhaupt erst an Gewicht zuzulegen", sagte die Quelle gegenüber Daily NK. „Wenn die Ehefrauen, die so auf ihre Figur bedacht sind, das Essen, das sie und die anderen Mitglieder der Elite ansammeln, einfach mir der Bevölkerung teilen würden, dann hätten sie gar nicht die Gelegenheit, alles alleine zu essen und fett zu werden."


Dieser Artikel ist zuerst auf VICE erschienen.