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The Noisey-Guide To Jewish Rap

Jüdischer Rap oder jüdische Rapper. Lil Dicky erklärt uns, worauf es ankommt und wer in der Szene ganz weit oben ist.
Ryan Bassil
London, GB

Vor ein paar Wochen schockte der jüdische Rapper Lil Dicky mit seinem „All K“-Video, indem er die Konventionen eines Rapvideos umdrehte und mit Kabbala, Challa und generell der kompletten semitischen Lebensweise spielte. Lil Dicky ist nicht der erste Rapper, der über seine religiöse Erziehung spricht. Drake tat das zum Beispiel mit diesem Video. In letzter Zeit kommt es immer häufiger vor, dass Rapper sich auf ihre Religion beziehen. Es scheint fast so, als wäre das der zur Zeit heißeste Namedrop überhaupt.

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Und obwohl einige Rapper ihren Glauben ständig erwähnen müssen, machen das andere überhaupt nicht. Denn, wenn es um echtes Talent geht, dann hat ihr Glaube genauso wenig mit Glaubwürdigkeit zu tun wie McDonalds mit gesundem Essen. Mittlerweile gibt es neben Lil Dicky so viele jüdische Rapper, dass man ein ganzes Kapitel für eine Rapgame-Thora füllen könnte.

Aus diesem Grunde haben wir mit Lil Dicky einen Noisey-Guide To jüdischem Rap erstellt. Wir haben uns mit ihm getroffen, um mit ihm über seinen neuen Track über das Judentum und andere jüdische Rapper zu sprechen.

Drake

Drakes Mutter ist kanadische Jüdin, was ihn wahrscheinlich zur bekanntesten jüdischen Person Kanadas macht. Es könnte ein jüdisches Sprichtwort geben, das besagt, dass egal wie traurig eine Geschichte ist, die du einem Juden erzählst: Drake kann und wird einen Song daraus machen, der genau wie der Rest seiner Songs klingen wird. Nachdem er sich auf seinem Debüt-Album Thank Me Later auf Grey Goose und Instagram-Kenner berief, versuchte er mit seinem zweiten Album vom 808s and Heartbreaks-Nachäffen wegzusteuern und sich Reiche-Menschen-Problemen zu widmen. Trotz des reißlosen und definitiv nicht anspruchsvollen Inhalts ist die Platte in den USA von 0 auf 1 geschossen und bewies den Amerikanern, dass Kanada mehr zu bieten hat als schlechte Witze und Syrup zum Frühstück. Dieses Jahr hat hat Drake seine Promokampagne für sein drittes Album Nothing was the Same in Angriff genommen.

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Lil Dicky sagt: Ich glaube nicht, dass es jemals einen Besseren als Drake gab. Er kann rappen, Hooks singen und dringt damit nicht nur zu weißen Vorstadtkinder vor, sondern auch zum urbanen Markt. Er macht Club-Banger, Slow Jams und introspektiven, coolen Rap. Er ist wirklich einer der vielfältigsten Rapper, den ich je gesehen habe. Er hat den Grundstein für viele Rapper von heute gelegt, egal ob sie es zugeben wollen oder nicht.

Beste jüdische Referenz: „But I really can’t complain, everything is kosher / Two thumbs up, Ebert and Roeper”

Mac Miller

Mac Miller war ein „kleiner böser Jude”, wie wir auf „Don’t Mind If I Do” erfahren durften. Wenn du im Religionsunterricht aufgepasst hättest, wüsstest du, dass Tattoos in der jüdischen Gemeinde verpönt sind und trotzdem hat sie Mac am ganzen Körper. Vor allem das „Hebrew for life“-Tattoo scheint eins dieser Dinge zu sein, die du mit 16 cool fandest, aber dann mit 22 den Fehler erkennst, den du begangen hast. An ihm klebt auch das überhaupt nicht beleidigende Vorurteil über Juden, demonstrativ reich zu sein—mit seinem Einkommen von angeblich 54 Millionen Dollar im Jahr 2012. Nach einem fragwürdigen Debütalbum ist er zurück mit Watching Movies With The Sound Off, was wahrscheinlich das Beste ist, was Mac jemals rausgebracht hat.

Lil Dicky sagt: Mac ist im Grunde der Pate der College Rap-Szene. Ich weiß nicht mal, ob er überhaupt am College war, aber dieser weiße Typ rappt darüber, was Kids auf dem College machen. Jeder neue weiße Rapper Anfang 20 würde lügen, wenn er behauptet, dass Macs Aufstieg ihm nicht das Vertrauen gegeben hätte, weiterhin den Traum einer Rapkarriere zu verfolgen.

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Beste jüdische Referenz: „Oy Vey”, obviously.

Action Bronson

Auf Hipster Jew (wenn du noch nie auf dieser Seite warst, solltest du sie dir schnell zu Gemüte führen) steht folgendes über Action Bronson:

„Bronson ist ein Rätsel. Er ist ein Mann, den du als Feministin niemals beschreiben würdest (und der gegenüber Homosexuellen gern mal politisch inkorrekt ist). Wenn es um Nutten geht, grenzen seine Songs an Besessenheit. Aber er liebt kochen. Er ist wie ein Backsteinhaus gebaut, massiv und kräftig. Dazu hat er einen buschigen, roten Bart, dessen Existenz er seinen albanischen Genen zu verdanken hat. Wie bei den meisten Juden ist Bronsons Beziehung zu Religion nicht wirklich durch Vorfahren oder Erlebnisse geprägt, die ihn dahin gebracht haben. Nein, seine Beziehung zu dieser Religion besteht wohl eher aus Popkultur-Bezügen, Stereotypen und Grundkenntnissen von jüdischen Bräuchen und klar, das macht ihn natürlich zu einem echten Juden.“

Obwohl er am liebsten über das Kochen und damit verbundene Erlebnisse rappt, hat Bronson auch ein paar Songs über einflussreiche Juden geschrieben. Auf Blue Chips finden wir den Song „Steve Wynn“, der an den gleichnamigen jüdisch-amerikanischen Geschäftsmann gerichtet ist: Kasinobetreiber, Milliardär und einer der ganz Großen in Las Vegas. 2011 veröffentlichte er dann noch den Track „Barry Horrowitz“, in dem es natürlich um Barry Horrowitz ging, ein jüdischer Wrestler aus den 80ern.

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Lil Dicky sagt: Action ist das perfekte Beispiel für jemanden, der absolut nicht so aussieht wie er klingt. Er ist riesig, mürrisch und einschüchternd. Aber sobald er anfängt zu rappen, hast du einen großen Teddybär vor Augen. Ich meine das nicht böse, denn seine Texte sind der Hammer, aber er ist kein Rap-Tyrann wie Rick Ross zum Beispiel, obwohl er wie eine weiße Version von ihm aussieht. Er ist genauso badass wie Rick, aber irgendwie entspannter.

Beste jüdische Referenz: „She had a Jewish dad and a Jamaican maid / Started hanging with strippers and dropping the zippers”

The Beastie Boys

Die Beastie Boys sind nicht nur die coolste Rap-Gruppe der 80er, die endlich mal die Rap-Kultur dem weißen Publikum näher brachten. Nein, sie hatten auch die besten jüdischen Rap-Outfits aller Zeiten. Aber wie konnten sie auch nicht die Coolsten sein? Natürlich haben Ad-Rock, Mike D und MCA (R.I.P.) während ihrer ganzen Karriere ihre Persönlichkeit über alles und jeden gestellt. Und trotzdem haben sie dabei immer den Lifestyle der New York City Street Kids transportiert. Neben ihren modischen Inspirationen lieferten die Beatie Boys, meist in Zusammenarbeit mit Spike Jonze, einige der faszinierendsten und zukunftsweisendsten Videos ihrer Ära.

Lil Dicky sagt: Die Beastie Boys sind legendär. Sie haben den Weg für eine Vielzahl von weißen Rappern der heutigen Zeit geebnet. Sie waren die Jungs, die uns Weißen Respekt innerhalb der HipHop-Community beschert haben. Sie haben die Farbenbarriere gebrochen haben und die weißen Rapper ins Spiel gebracht haben. Dafür sollte man ihnen auf ewig dankbar sein.

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Lil Dicky

Lil Dicky durfte auch etwas über sich und seine Rolle in der jüdischen Rapwelt erzählen

Lil Dicky sagt: Wenn ich einen Song mache, will ich in der Regel zwei Dinge erreichen: Die Leute musikalisch beeindrucken und sie zum Lachen bringen. Humor ist meine Art der Selbstdarstellung.

Ich rappe nicht wirklich über ernste Themen. In meinem Leben gibt es einfach keine ernsten Probleme, über die ich rappen könnte. Deswegen nehme ich viele Elemente des Mainstreamraps und drehe sie um. Anstatt darüber zu rappen, wie toll es in einem Club ist, rappe ich darüber, wie schrecklich Clubs sein können, oder wie schön es ist, einfach mal zuhause zu bleiben.

Ich habe nicht das Bedürfnis, die ganze Zeit cool zu sein, stattdessen versuche ich, als Rapper Spaß zu haben. Ich nutze den Rap als eine Art Plattform, um sozial zu kommentieren. In seiner jetzigen Form übernimmt Mainstream-Rap keinerlei soziale Verantwortung und das versuche ich zu ändern.

Ich mag die Absurdität des HipHops, aber mittlerweile ist das Ganze ein bisschen lächerlich geworden. Es scheint so, als würde kaum einer auf die Texte achten. Texte sind in der Rapkultur auch Nebensache, ist ja ganz klar. Mein Ziel ist es also, den aktuellen Zustand des sinnlosen Raps mit meinen eigenen Dummheiten abzustimmen. Nenn es Parodie, Satire, Comedy, was immer du willst. Am Ende des Tages ist mein Rap so auf den Punkt gebracht, dass du keine andere Wahl hast, als es HipHop zu nennen. Das ist der Schlüssel für mich. Und wenn ich besser rappe als jeder andere, der es wirklich ernsthaft versucht, kann man mich wohl kaum als „einen Scherz" bezeichnen.

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