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Schönheit

Schöne Menschen sind schlechter in Langzeitbeziehungen

Ryan Gosling hat dir immer noch keinen parfümierten Liebesbrief geschickt? Tröste dich: Es hätte sowieso nicht gehalten, sagen Wissenschaftler.
Foto: Breakingpic | Pexels | CC0

Forscher untersuchen bereits seit längerem den Einfluss der sogenannten "Schönheitsprämie". Nicht nur bekommen attraktive Menschen tendenziell mehr Aufmerksamkeit in der Schule und bei der Arbeit geschenkt, sondern verdienen im Vergleich zu ihren weniger hübschen Kollegen auch mehr Geld. Eine neue Studie, die letzten Monat in der Fachzeitschrift Personal Relationships erschienen ist, will nun bewiesen haben, dass "körperliche Attraktivität auch ihre Kehrseiten hat".

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Ein Forscherteam unter der Leitung von Sozialpsychologin Christine Ma-Kellams wollte besser verstehen, wie sich körperliche Attraktivität auf Beziehungen auswirkt. Haben schöne Menschen kürzere Beziehungen und lassen sich öfter scheiden – und falls ja, welche Faktoren spielen eine Rolle? Um das herauszufinden, führte ihr Team vier Untersuchungen durch.

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In den ersten beiden Versuchen wurde bestätigt, dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Schönheit und Trennungen gibt. In einem Experiment hatten sich zwei Frauen unabhängig voneinander Jahrbuchfotos aus den späten 70er und 80er Jahren angeschaut und die Attraktivität der Männer bewertet. Forscher schlugen diese Personen dann auf Ancestry.com nach, um zu schauen, ob sie ledig oder verheiratet waren. Wie sich herausstellte, waren die Geschiedenen im Durchschnitt als attraktiver bewertet worden als die verheirateten Männer. Das zweite Experiment kam zu ähnlichen Ergebnissen. Die gleichen Frauen bewerteten die laut IMDb und Forbes bekanntesten weiblichen und männlichen Stars. Auch hier waren die Attraktivsten unter ihnen im Schnitt kürzer verheiratet.

Frühere Forschung hatte bereits gezeigt, dass gebundene Menschen mit der Zeit aufhören, die Augen nach potentiellen Alternativpartnern aufzuhalten. Deswegen wollten die Autoren der Studie untersuchen, ob attraktivere Menschen ihr Interesse an alternativen Beziehungsoptionen beibehalten. Teilnehmer einer dritten Studie – etwas weniger als die Hälfte davon in einer monogamen Beziehung – wurden darum gebeten, die Attraktivität eines "Ziels" vom anderen Geschlecht zu bewerten. Von den gebundenen Probanden zeigten die Attraktiveren ein größeres Interesse an den Zielen. Das, so schreiben die Autoren, decke eine "Beziehungsrisiko dahingehend auf, dass ein wahrgenommenes Interesse an alternativen Partnern besteht".

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Ein letztes Experiment befasste sich mit der Beziehungszufriedenheit und damit, wie sich diese auf das Interesse an Alternativen auswirkt. Versuchsteilnehmer, denen man Fotos weniger attraktiver Menschen gleichen Geschlechts gezeigt hatte und die sich dadurch selbst attraktiver wahrnahmen, bewerteten attraktive Menschen anderen Geschlechts auf Fotos als attraktiver – insbesondere wenn sie angaben, mit ihrer aktuellen Beziehung unzufrieden zu sein. Menschen, denen mit einer Bilderserie von attraktiveren Menschen, das Gefühl gegeben worden war, weniger schön zu sein, zeigten dieses Verhalten nicht. Die Fotos waren der Google-Suche "attractive female", "unattractive female", "attractive male" und "unattractive male" entnommen worden.

"Die Resultate sind bemerkenswert", schreiben die Autoren der Studie, "weil sie zeigen, dass körperliche Attraktivität prognostiziert, dass eine Beziehungen gefährdet ist – in diesem Fall durch mangelnde Beziehungszufriedenheit."

Insgesamt suggeriert die Studie, dass schöne Menschen sich öfter trennen, weil sie vielleicht weniger gewillt sind, die nötige Arbeit in eine Beziehung zu stecken. "Ich denke, dass Attraktivität einem mehr Optionen hinsichtlich Beziehungsalternativen bietet", sagt Ma-Kellams gegenüber Broadly. "Das macht es vielleicht schwieriger, eine Beziehung von äußeren Gefahren zu schützen. In diesem Sinne ist es nicht unbedingt förderlich für die Langlebigkeit einer Beziehung, wenn man zu viele andere Optionen hat."

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Ma-Kellams sagt, dass sie auf das Thema gekommen sei, nachdem sie die existierende Literatur zu körperlicher Attraktivität studiert hatte. Sie fragte sich, ob die gängige Vorstellung, dass Schönheit immer erstrebenswert ist, vielleicht auch eine Kehrseite hat. "Oberflächliche Beobachtungen suggerieren, dass physische Attraktivität kein Garant für langanhaltende und erfüllende Beziehungen ist."

Nicht nur können jetzt alle, die sich bei einem hübschen Menschen eine Abfuhr geholt haben, etwas Trost in diesen Erkenntnissen finden – lange gehalten hätte es eh nicht! Auch die Schönen unter uns können laut Ma-Kellams daraus etwas lernen: "Ein mögliches Fazit für körperlich attraktive Menschen lautet, sich seiner eigenen Kapazitäten und Tendenzen in intimen Beziehungen bewusst zu werden. Eine Beziehung zu beenden, ist nicht zwangsläufig etwas Negatives, aber wenn man es auf etwas Langanhaltendes abgesehen hat, sollte ein attraktiver Mensch vielleicht über die eigenen Limitationen nachdenken und sich nicht zu sehr auf das eigene Erscheinungsbild verlassen."


Titelfoto: Breakingpic | Pexels | CC0