FYI.

This story is over 5 years old.

technik

Diese App könnte Rachepornos ein Ende setzen

Ihr kennt die Risiken, wollt aber trotzdem nicht darauf verzichten, freizügige Bilder zu verschicken? "Rumuki" könnte rachsüchtige Ex-Partner davon abhalten, sie weiterzuverbreiten.
Photo by Lisa Madovich via Stocksy

Während die ältere Generation Ratschläge a la "Niemals bei Fremden einsteigen!" vorgebetet bekommen hat, dürfte die Jugend von heute um eine weitere Lebensweisheit reicher sein: Verschicke niemals Nacktfotos von dir. Ähnliches gilt von Aufnahmen, die man voneinander im Bett gemacht hat. Klang vielleicht wie eine gute Idee, um das eigene Sexleben aufzupeppen, aber was passiert mit dem Video, wenn man sich trennt? Was, wenn der Ex-Partner das Material aus Rache ins Internet stellt?

Anzeige

Der SoftwareentwicklerNathan Kot hat nun einen ersten Vorstoß unternommen, um dieses Problem zu beheben. Seine neue App Rumuki nutzt eine spezielle Verschlüsselungstechnologie, mit der man Videos mit dem Handy aufnehmen, aber gleichzeitig auch verhindern kann, dass sie in die falschen Hände geraten.

Mehr lesen: Wie du Nacktfotos und Mails vor rachsüchtigen Ex-Partnern und Trollen schützt

Jedes Video kann nur mit der Zustimmung beider Seiten aufgenommen werden, sagt der 24-jährige Neuseeländer. Außerdem können sie nur abgespielt werden, wenn man einen zufällig generierten Code eingibt. Dieser Code wird wiederum von den Passwörtern des Geräts und einem zusätzlichen Passwort in der App geschützt – für den Fall, dass eine der beiden Personen ihr Handy ungeschützt herumliegen lässt.

Schätzungen zufolge gibt es weltweit tausende Racheporno-Webseiten. Einer Studie zufolge wurde allein in den USA schon vier Prozent der Leute Opfer eines rachsüchtigen Ex-Partners, der das Material ins Internet stellte oder sie zumindest damit erpresste. In Deutschland scheint es bisher keine Zahlen dazu zu geben. Viele Videos werden einvernehmlich aufgenommen und verschickt, später aber ohne die Zustimmung des anderen verbreitet.

Folgt Broadly bei Facebook, Twitter und Instagram.

An dieser Stelle kommt Rumuki ins Spiel. Wenn einer der Beteiligten, das Video löschen möchte, kann er den Zugang zum dem Video mit einem Klick sperren. Die App hat ihren Namen von dem japanischen Begriff für "Zimmerschlüssel", weil die App grundsätzlich genauso funktioniert wie ein Hotelzimmer. Schließlich hätten auch nur die Personen Zugang zu dem Raum, wenn sie im Besitz des Schlüssels seien, erklärt Kot.

Anzeige

Carolanne Marcantonio arbeitet als Sozialarbeiterin und Sexualtherapeutin in New York. Sie glaubt nicht, dass man sich durch die Angst vor Leaks davon abhalten lassen sollte, intime Aufnahmen zu machen. "Menschen werden sich immer selbst filmen wollen. Das ist einfach so", sagt sie. "Es ist auch nichts falsch daran, ein schönes Foto oder Video von sich zu machen."

Gleichzeitig würden aber die Wenigsten darüber nachdenken, was in Zukunft mit dem Material passieren könnte. Vor allem in dem nicht ganz unwahrscheinlichen Fall, dass die Beziehung irgendwann endet. Für die Expertin hat die Angst vor solchen Veröffentlichungen auch viel damit zu tun, dass wir nach wie vor in einer Gesellschaft leben, "die Sex gegenüber sehr negativ eingestellt ist". So wäre es für wahrscheinlich jede Betroffene oder jeden Betroffenen ein absoluter Albtraum, wenn der zukünftige Arbeitgeber bei der Googlesuche auf Nacktfotos oder ein Sexvideo stoßen könnte.

Jetzt angucken: Der qualvolle Kampf gegen Rachepornos

So gut die Idee hinter Rumuki also auch sein mag, die App hat deutliche Schwachstellen. Bisher benachrichtigt sie ihre Nutzer noch nicht, wenn der Partner Screenshots macht, während er sich die gemeinsamen Dateien ansieht. Eine Lücke, die laut Kot demnächst durch ein Update geschlossen werden soll. Dennoch warnt er, dass es unmöglich sei, private Videos und Fotos vollständig zu schützen. "Analoge" Behelfslösungen gebe es schließlich immer – und sei es, dass jemand die Bilddateien mit einem anderen Gerät vom Bildschirm abfilmt.

Der Entwickler hat das Projekt vor zwei Jahren gestartet, um das Thema Rachepornos einzudämmen. Trotzdem ist er sich bewusst, dass "die App ein falsches Gefühl von Sicherheit vermitteln könnte". Wenn immer mehr Menschen anfangen, Videos von sich zu machen, ohne die Risiken zu kennen, "könnte das dann zu einem Anstieg von Rachepornos führen? Das macht mir wirklich Sorgen."