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frag eine hure

Was du nicht tun solltest, wenn du mit einem Kollegen geschlafen hast

Dieses Mal verrät euch unsere hauseigene Sexarbeiterin Lydia unter anderem, wie man mit Affären am Arbeitsplatz umgeht und wie man seine Freundin zum Ausziehen bewegt.
Photo by Simone Becchetti via Stocksy

Lydia Faithfull arbeitet als Sexarbeiterin im Love-Ranch-Bordell in Nevada. Sie ist auf gute Gespräche und die Dominierung und Erniedrigung von Männern spezialisiert, küsst aber niemanden für Geld. In der Kolumne „Frag eine Hure" beantwortet sie regelmäßig intime Leserbriefe.

Liebe Lydia,

ich hatte gerade Sex mit einem Kollegen. Ich glaube, dass wir wirklich etwas füreinander empfinden, aber ich liebe meinen Job und will nicht riskieren, dass meine Karriere darunter leidet. Was soll ich denn jetzt machen?

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Du solltest deinen Job auf gar keinen Fall kündigen. Wenn dieser Interessenkonflikt dazu führen sollte, dass irgendeiner von euch kündigen muss, dann wird es ganz sicher nicht die Urheberin dieses Briefes sein.

Ich habe schon alle möglichen dummen Opfer für Männer gebracht. Ich bin aus irgendeiner romantischen Laune heraus viel zu früh mit ihnen zusammengezogen, habe gut bezahlte Jobs sausen lassen, um für die große Liebe ans andere Ende des Landes zu ziehen und jede Trennung war ein noch größerer Schlag als die letzte, weil ich mir erst wieder meine finanzielle Sicherheit zurückerobern musste. Ich werde mich nie wieder in so eine Situation begeben. Das Risiko ist einfach zu groß und ich weigere mich, mitten im Spiel meinen gesamten Lebensunterhalt zu verzocken.

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Eine Freundin von mir hat vor Kurzem ihren Job gekündigt, um einem Projekt nachzugehen, das ihre bisherige Karriere einen großen Schritt voranbringen würde. Sie ist schon seit Langem mit ihrem Freund zusammen, der einen gut bezahlten Job hat und ihr versicherte, dass er stolz darauf wäre, sie zu unterstützen, bis sie mit ihrer Arbeit fertig ist. Vergangenen Monat ist er dann nach Hause zu seiner Familie geflogen und hat den Kontakt zu ihr komplett abgebrochen. Eine andere Frau aus meinem Bekanntenkreis hat auch schon mal darüber nachgedacht, sich von ihrem Freund unterstützen zu lassen, während sie die Schule fertig macht. Warum geben wir die Zügel so leicht aus der Hand? Warum lassen wir zu, dass Gefühle uns von unserem Weg abbringen? Ich glaube auch, dass man bereit sein muss, Opfer für die Liebe zu bringen—allerdings erst, wenn man selbst dort gekommen ist, wo man hinwollte.

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In diesem Sinne: Wie aufregend für dich! Lass es passieren und schau, wohin dich das Ganze führt. Bewahre dir ein gewisses Maß an Professionalität, aber versuch die Faszination und die Lust der Anfangszeit zu genießen. Wenn du auf den Nervenkitzel stehst, erwischt zu werden (so wie ich), dann könnte es irrsinnig viel Spaß machen. Sollten eure Kollegen etwas merken, streitet einfach alles ab. Es mag vielleicht verlockend wirken, einen befreundeten Kollegen in euer Geheimnis einzuweihen, aber das wird mit Sicherheit kein gutes Ende nehmen. Besser du suchst dir einen Mitwisser, der unbefangen ist und keine Gefahr für deinen guten Ruf innerhalb der Firma darstellt. Lass dich nachts lieber von deiner finanziellen Sicherheit wärmen.

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Liebe Lydia,

ich lebe jetzt seit sieben Monaten mit meiner Freundin zusammen und es läuft nicht allzu gut. Unserer Beziehung war toll, bis sie irgendwann finanzielle Probleme bekam und bei mir eingezogen ist—zuerst nur für einen Monat, aber dann wurden daraus zwei, dann drei und da sind wir nun. Offen gesagt glaube ich, dass alles sehr viel besser laufen würde, wenn jeder von uns seine eigene Wohnung hätte, aber momentan sind wir beide einfach nur noch deprimiert und wütend aufeinander. Ich habe allerdings immer das Gefühl, dass ich sie nicht rauswerfen kann, weil sie sonst nirgendwo hingehen kann. Was soll ich machen?

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Du armes Ding. Es ist ziemlich nett von dir, dass du ihr aushilfst, aber solche Situationen enden selten gut. Ein Monat ist nichts. Angenommen du kennst ihre Einkommenssituation, dachtest du wirklich, dass zwei oder vier Monatsgehälter ausreichen würden, um sich zusätzlich zu den laufenden Kosten und sonstigen anfallenden Rechnungen Ersteinlagen und ein finanzielles Polster anzusparen?

Schon mein ganzes Leben lang haben mir Leute unter die Arme gegriffen—Familie, Freunde, Partner und Kollegen. Jeder möchte den Hund vom Schrottplatz füttern. Das hat zu einer rasenden Anspruchshaltung meinerseits geführt, was mir im Nachhinein extrem unangenehm ist. Zwölf Jahre lang wurden meine Liebsten zu stummen Zeugen meines funktionalen Alkoholismus. Wenn mein Trinkverhalten mal infrage gestellt wurde, überfuhr ich denjenigen, der es gewagt hatte, mich zu kritisieren, wie eine Dampfwalze und knallte ihm meine Erfolge vor den Latz. Mit Charme und Rechthaberei konnte ich mir meinen Weg aus jeder nur erdenklichen Situation bahnen. Selbst heute—nach der Therapie—kann ich noch immer ein unfassbarer Arsch sein und werde deswegen nur selten zur Rede gestellt. Das tut mir allerdings keinen Gefallen und macht meine Situation auch nicht besser.

Du verdienst eine Partnerin, die unabhängig sein möchte und das Beste in dir zum Vorschein bringt.

Du bist nicht für deine Freundin verantwortlich. Ihr seid nicht verheiratet und habt auch kein Haus zusammen. Ihr habt euch nicht geschworen: „in guten wie in schlechten Zeiten" zusammenzubleiben. Ich würde vorschlagen, dass du sie geradeheraus bittest zu gehen. Vielleicht gibst du ihr zwei Wochen, aber definitiv nicht länger als einen Monat. Sie wird dir dir Hölle heiß machen und ich weiß, dass du das wahrscheinlich nicht hören willst, aber ich wäre überrascht, wenn eure Beziehung das übersteht. Wenn ich sie wäre, könnte ich es mit meinem falschen Stolz nicht verkraften zu wissen, dass ich meine Gastfreundschaft ausgereizt habe. Es wäre zu demütigend für mich.

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Wenn du nicht den Mut hast, ihr zu sagen, dass sie gehen soll, dann besteh wenigsten darauf, dass sie die Hälfte der Miete zahlt. Leg ihr Geld beiseite und wenn du eine ordentliche Summe zusammen hast, gibst du es ihr zurück und setzt sie vor die Tür. Mich persönlich würde nichts so sehr abtörnen, wie die Finanzen meines Partners machen zu müssen. Jedes noch vorhandene romantische Gefühl würde verkümmern und sterben.

Jeder erlebt mal einen finanziellen Engpass, aber nach sieben Monaten merkt man, dass sie sich eindeutig zu wohl fühlt. Warum hat sie noch keine Wohnung—vor allem, nachdem ihr schon beide total am Kochen seid? Du verdienst eine Partnerin, die unabhängig sein möchte und das Beste in dir zum Vorschein bringt.

Foto: Kayla Kandzorra | Flickr | CC BY 2.0

Liebe Lydia,

ich bin in einem extrem behüteten und konservativen religiösen Haushalt groß geworden, was mir in vielen Bereichen meines Lebens nur wenig oder gar keine Möglichkeit gelassen hat, mich zu weiterzuentwickeln. An meinem 18. Geburtstag bin ich diesem ungesunden Umfeld entkommen, weil ich es abgelehnt habe, weiter daran teilzunehmen. Natürlich war ich—wie man sich vielleicht vorstellen kann—in meiner Entwicklung ziemlich hinten dran, was Intimität und Beziehungen angeht. Ich war fast 21, als ich meine Jungfräulichkeit an eine Escort-Dame verloren habe. Im selben Jahr habe ich mein Gehalt noch ziemlich oft für solche Dienstleistungen ausgegeben. In letzter Zeit denke ich viel darüber nach, weil ich endlich lerne, wie ich mit Frauen sprechen kann. Ich bereue meine Entscheidungen nicht, aber ich bin auch nicht stolz darauf. Wenn ich irgendwann in nächster Zeit eine ernsthafte Beziehung finde, möchte ich meine Vergangenheit nicht vor ihr verstecken. Ich habe allerdings Angst davor, was passieren wird, wenn ich ihr von diesem Kapitel meines Lebens erzähle. Ich hätte dazu wirklich gerne die Meinung einer Frau—ganz besonders von einer, die sich auf diesem Gebiet auskennt.

Trag dein Herz auf der Zunge und sag es den Frauen gerade heraus—nicht unbedingt beim ersten Date, aber nach ein paar Wochen. Nichts ist so attraktiv wie ein Mensch, der ganz offen und ehrlich mit seinen Schwächen umgeht. Ja, ich bin eine Sexarbeiterin, die nicht viel aus der Ruhe bringen kann, aber auch wenn ich es nicht wäre, würde mich eine solche Info nicht abschrecken. Wenn ich es allerdings erst erfahren würde, wenn wir schon ein Jahr zusammen sind, dann vielleicht schon. Sex gegen Geld ist nichts, was einem das Herz brechen würde, Geheimnisse dagegen schon. Ich würde mich fragen, was du sonst noch vor mir geheim gehalten hast und ob du dich noch immer mit Escorts triffst. Das sind wahrscheinlich die Bedenken, die jede Frau haben wird, der du davon erzählst. Wenn du auf der Suche nach einer monogamen Beziehung bist, sag ihr ganz klar, dass du niemals fremdgehen würdest.

Sei bei Frauen genauso mutig wie damals, als du mit 18 die Kirche verlassen hast.

Wenn du einer potenziellen Partnerin davon erzählst und sie abfällig reagiert, verschwende keine Minute mehr an sie. Nachdem du dein Leben lang unterdrückst wurdest, ist eine engstirnige Partnerin das Letzte, was du brauchst. Ich gratuliere dir übrigens, dass du dich davon befreien konntest. Die Frauen werden deinen Mut und deine emotionale Offenheit zu schätzen wissen. Bitte halt dir selbst immer vor Augen, dass du nichts falsch gemacht hast. Es ist nichts unehrenhaftes, zu einer Sexarbeiterin zu gehen, wenn man Single ist. Die Situation wäre sehr viel tragischer, wenn du nie die Gesellschaft einer Sexarbeiterin gesucht hättest und noch immer in dem Paradigma leben würdest, von dem du dich befreit hast. Sei bei Frauen genauso mutig wie damals, als du mit 18 die Kirche verlassen hast.

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