Was daran so schlimm ist? Ein Leser, der wirklich versucht, der Handlung zu folgen und wissen möchte, was da vor sich geht—Sex—, riskiert durch so absurde Abstraktionen wie „lärmende Achterbahn-Spirale" oder „gekrümmtes Unbehagen" vom Weg abzukommen und niemals wieder zurückzufinden. Ja, Sex kann wild und komisch sein und es kann auch so weit gehen, dass es sich anfühlt, als würden Brüste „wie zwei Fässer" über „einen heulenden Mund rollen", allerdings liegt über der gesamten Szene eine solche sprachliche Verirrung und Atemlosigkeit, dass die Realität der Szene vollkommen vernebelt wirkt. Die gelebte Realität—die Realität, die die Handlung für den Leser nachvollziehbar und fassbar macht—wird zweitrangig.Darauf verwandelten sich Eliza und Ezra in einen kichernden Schneeball aus vollschlanker Kopulation, schreiend und rufend, als sie sich spielerisch bissen und aneinander zerrten wie in einer gefährlichen und lärmenden Achterbahn-Spirale aus leidenschaftlicher Rotation, wobei Elizas Brüste wie zwei Fässer über Ezras heulenden Mund rollten und der ekstatische Schmerz seines knolligen Ständers seine Aufregung etwas milderte, während er schlagend und schmatzend seinen Weg in jeden von Elizas Muskeln fand, abgesehen von der anderweitig zentralen Zone. Die beiden fielen unbeholfen vom Bett, wobei beide erschraken und dennoch in ihrem beeinträchtigten Unbehagen weiter lachten, während sie sich vor Schmerzen krümmten.
Wenn es um die Beschreibung einer Sexszene geht, sagt Brinkley, fühlen sich viele Autoren dazu bewogen, die sprachliche Gestaltung noch stärker in Anspruch zu nehmen als normal. „Die Autoren versuchen, ihre Sexszenen so schön, orgasmisch und erfüllend wie nur irgend möglich zu gestalten", sagt er, „oder aber sie verlassen sich zu sehr auf die sprachliche Gestaltung und versuchen, die Szene durch verschiedene Metaphern und seltsame Vergleiche innovativ und neu wirken zu lassen."Mehr lesen: Wie du mit erotischen Kurzgeschichten Geld verdienen kannst
Der Gang zum Terminal war komplett mit Teppich ausgelegt, kein Sauerstoff. Dilly verfrachtete Finn in die erste Toilette, die sie finden konnte, schloss die Kabinentür und zerrte an seinem Ledergürtel. „Du bist wunderschön", sagte sie, sank zu seinen Lenden und öffnete seinen Reisverschluss. Er sah, wie ihr Pass langsam aus der Gesäßtasche ihrer Jeans rutschte, mit dem rhythmischen Auf und Ab ihres Hinterns, als sie ihm einen blies. Er beugte sich über ihren Rücken und griff nach dem Pass, bevor er auf den Boden fiel. Trotz der besonderen Umstände zwang ihn die menschliche Natur, auf das Passbild zu schauen.
The Erotic Review, ein anderes britisches Literaturmagazin, hat 2016 verkündet, dass sie einen Award für gut geschriebene Sexszenen ins Leben rufen werden—ein Vorschlag, der alle paar Jahre immer wieder von anderen Kritikern kommt. „Wir haben genug gelacht", sagte Lisa Moylett, Herausgeberin von The Erotic Review, im Oktober gegenüber der Times. „Wir geben auf. Keine schlechten Sexszenen mehr in Büchern. Das sollten wir feiern."Brinkley sieht allerdings keinen Reiz darin, gut geschriebene Sexszenen auszuzeichnen. „Ich habe den Eindruck, dass eine Auszeichnung für eine gute Sexszene ein bisschen so wäre, als würde man einen Preis für eine gelungene Beschreibung eines Sonnenuntergangs verleihen oder ein gutes Einleitungskapitel", sagt er. „Dabei sollte das doch in jedem Roman so sein. Das Ganze noch extra hervorzuheben, wirkt in meinen Augen ein wenig eigenartig. Es gibt unzählige Bücher mit guten Sexszenen. Es ist nicht so, dass der beschriebene Sex wunderschön, athletisch oder für alle Beteiligten befriedigend sein muss—es muss einfach nur gut geschrieben sein. Bei der Auszeichnung schlechter Sexszenen in Büchern geht es darum, dass es schlecht geschrieben ist—nicht darum, dass der Sex schlecht ist."Der diesjährige Sieger des zweifelhaften Literaturpreises ist übrigens der italienische Autor Erri De Luca. Sein Buch The Day Before Happiness enthält nämlich Perlen wie „Mein Schwanz war eine Planke, die an ihrem Bauch klebte" und „Unsere Geschlechtsteile waren bereit, beherrscht von der Erwartung, sich gegenseitig kaum berührend: zwei Balletttänzer, die auf ihren Spitzen schweben."Mehr lesen: „Disney für Erwachsene"—die Erfolgsgeschichte erotischer Groschenromane