Was zurück bleibt: Die bedrückende Kunst von Missbrauchs-Überlebenden
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Kunst

Was zurück bleibt: Die bedrückende Kunst von Missbrauchs-Überlebenden

Mit Koffern, Umzugskartons und Reisepässen erzählen diese Frauen und Kindern von häuslicher Gewalt, sexuellem Missbrauch und ihrem Weg in ein neues Leben.

Cynthia Maldonado ist Mutter von zwei Kindern und war im siebten Monat schwanger, als ihr Freund mit den Fäusten auf sie einschlug. „Ich durfte nichts allein machen", erinnert sich Maldonado. „Selbst bei Arztbesuchen musste er immer mit dabei sein."

Als ihr Freund meinte, dass er es zu einem lange feststehenden Ultraschalltermin nicht schaffen würde, verlangte er von ihr, einen neuen Termin zu machen. Maldonado beschloss stattdessen, das Risiko auf sich zu nehmen und allein zu dem Termin zu gehen. An diesem Nachmittag erfuhr sie, dass sie mit Zwillingen schwanger war. Wegen ihre Freunds und seiner strengen Anstandsdamenpolitik hatte Maldonado bis zu diesem Zeitpunkt auf viele der normalen Vorsorgeuntersuchungen verzichtet. Da sie so begeistert von der Nachricht war, mit Zwillingen—einem Jungen und einem Mädchen—schwanger zu sein, bat sie die Krankenschwester, ihr gleich zwei Kopien ihres Sonos auszudrucken. Jede einzelne Kopie sollte sagen: „Hallo, Papa!"

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An diesem Abend bereitete sie ein besonderes Abendessen vor, um ihren Freund zu überraschen, sobald er von der Arbeit nach Hause kam. Doch als er erfuhr, dass sie allein zu dem Termin gegangen war, schlug er sie brutal zusammen. „Ich lag zusammengekauert und blutend in der Auffahrt, als die Nachbarn die Polizei riefen."

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Maldonado kam ins Krankenhaus. Das Trauma, das sie durch die Schläge ihres Freunds erlitten hatte, war so stark, dass sie beide Kinder verlor.

„Und trotzdem habe ich ihn noch immer nicht verlassen", sagt Maldonado. „Zu dem Zeitpunkt war ich noch immer davon überzeugt, dass es meine eigene Schuld gewesen wäre. Dass ich Mist gebaut hätte, weil ich allein zu dem Termin gegangen war. Dass ich gegen seinen Willen gehandelt hatte."

Sie verbrachte einen Monat im Krankenhaus, um sich zu erholen. Doch einige Monate nach dem schrecklichen Ereignis, nahm sie all ihr Geld und ihre Kraft zusammen, um ihn zu verlassen. „Ich bin Schritt für Schritt vorgegangen", sagt Maldonado. „Nach und nach habe ich herausgefunden, welche Leistungen ich in Anspruch nehmen musste, wo ich hingehen konnte und wie ich dafür sorgen konnte, dass meine Kinder in Sicherheit waren." Eines Nachmittags nahm Maldando ihre beiden Töchter, ihre Tasche und eine kleine Tasche voll Kleidung für die Kinder und ging.

Das darauffolgende Jahr verbrachte sie in einem Frauenhaus, wo sie ganz allmählich ihr Leben wiederaufbauen konnte. Während sie in der Unterkunft waren, nahmen sie und ihre Töchter an Kunstworkshops teil, die von der gemeinnützigen Organisation A Window Between Worlds ins Leben gerufen wurden. Durch diese Kunstprojekte fand sie schließlich endlich die Worte, um mit ihren Töchtern über die Gewalt zu sprechen, die sie erlebt hatten. „Ich komme aus einer hispanischen Familie und wir reden meist einfach nicht über solche Sachen—wir versuchen, einfach weiterzumachen", sagt sie.

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Maldonado wusste nicht, ob ihre 11-jährige Tochter Destiny sich bewusst war, dass ihre Mutter eine Fehlgeburt hatte oder was genau passiert war. Dann zeigte Destiny ihrer Mutter ein Kunstwerk, in dem zwei Puppen zu sehen waren—eine in einer rosanen und eine in einer blauen Decke. „Wir haben unsere Stimme wiedergefunden. Wir hatten ein ziemlich ernstes und wirklich ehrliches Gespräch darüber, was in dieser Zeit unseres Lebens mit uns passiert ist."

Destinys Kunstwerk, das mithilfe ihrer Schwester Ariel und ihrer Mutter entstanden ist.

Maldonado arbeitet mittlerweile als Erzieherin an einer weiterführenden Schule für minderjährige Mütter. Ihre Töchter sind groß und gesund. In ihren Augen waren die Zeit im Frauenhaus und die Kunstprojekte, an denen sie mit ihren Kindern teilnahm, entscheidend für den fortlaufenden Genesungsprozess.

Die folgenden Bild zeigen die Kunstprojekte, die von Maldonado und anderen Frauen und Kindern stammen, die häusliche Gewalt oder sexuellen Missbrauch erleben mussten. Durch die Koffer, Reisepässe und Umzugskartons erzählen sie die Geschichten ihrer Reise. Die dargestellten Elemente repräsentieren sowohl die Dinge, die sie mitgenommen, als auch die Dinge, die sie zurückgelassen haben.

„Meine arme Mutter" von Maria Foster

„Scherben" von Rosemary Rizzotto

„Meine Reise zurück nach Hause" von Michelle Colon

„Gefangen in seiner Welt" von anonym

„Leichteres Gepäck" vom anonym

anonym

„Mut" von anonym