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Sex

Der VICE Wrong Boner Blog

Hosenzelte, die eigentlich nicht sein sollten. Heute mit ADHS, Hentai-Tentakeln und Menschenmilch.

Irgendwie lässt mich dieses Bild nicht mehr los – und ob ihr es glaubt oder nicht, das ist eine gute Sache. Manche von euch mögen jetzt sagen: "Ich habe genügend Hentai-Pornos gesehen, um zu wissen, wie das hier endet", aber diejenigen verpassen eindeutig den Punkt. Dieses Bild aus dem PapaNinja-Blog von Serge Birault ist schließlich nicht das ironiefreie Resultat eines Fetischs, wie der Spermafleck an Muttis Esszimmer-Stickerei am Ende eines unschuldigen Teenie-Traums.

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Dieses Bild ist kein Zufall, sondern weiß ganz genau, was es tut. Und genau deshalb lässt es mich wahrscheinlich nicht mehr los. Ich weiß zwar, dass es an sich schon mal peinlich ist, als Ausgangspunkt für seine Gedanken sowas wie diese Hentai-Karikatur statt eines Konzeptkunstwerks von Marcel Duchamp zu nehmen, aber was soll ich machen. Immerhin sind Tentakel die kulturellen Eckpfeiler des Popstreams und haben zufällig auch mit einem Buch über Depression und dem heutigen Boner-Video zu tun. Aber schön der Reihe nach.

BACKGROUND

Die Sache ist nämlich, dass ich seit zirka einer Woche mit einem anhaltenden Aufmerksamkeitsdefizit durch die Gegend mäandere und wie eine verdammte Flipper-Kugel im Arbeitsautomaten herum geballert werde, bis ich hoffentlich bald im Angesicht eines besseren Spielers (oder einer neuen Woche) re-spawne. Woran das liegt, weiß ich auch nicht so genau (obwohl ungute Kunden und noch ungutere Geldgeschichten eine nicht unwesentliche Rolle dabei spielen), aber ich weiß, dass wir uns mit dem ganzen Hin-und-her allmählich dem Highscore nähern und das Gerät schön langsam glüht.

Da ist ein Bild wie dieses, an dem man so richtig hängenbleiben kann, auch dann noch eine angenehme Abwechslung, wenn es eigentlich furchtbar unangenehm mit dem Finger an der Pornopupille kratzt. (Haben Bilder überhaupt Finger? Und was ist eine Pornopupille? Nennt man sowas Vergleich oder Metapher? Soll ich das nicht vielleicht schnell googlen? Seht ihr, ich schweife schon wieder ab!)

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Jedenfalls macht das Tentakel-Bild – wie auch die Tagline von Omas von der Müllhalde sagt – "betroffen". Denn das Problem mit japanischen Hentais ist ja weniger das Abstruse, Abgefuckte und Andersartige. Auch der ganze Mutanten- und Transformationshorror ist uns ehemaligen K.u.K.lern spätestens seit Kafkas Käfern bestenfalls ein müdes "Meh" wert und mutet er wie eine laue, pornofizierte Fortsetzung von Die Verwandlung an ("Jetzt mit weniger Chitin und mehr Glibber!"). Das Problem ist auch nicht, dass Frauen gefickt werden, denn das werden sie, wenn man Frauen glauben darf, gerne.

Das Problem ist, dass das ganze Subgenre der Tentakel-Pornos darauf aufbaut, dass Frauen keine Sekunde lang sexuell selbstbestimmt sein können, sondern andauernd zersprengt und zerfickt werden (müssen?). Und das noch viel größere Problem ist, dass es erst eine Karikatur mit Cocktail-reichenden Poolboy-Oktopusarmen braucht, damit einem das überhaupt erst auffällt. Aber damit nicht genug; wenn man lange genug kleben bleibt, hat so eine Hentai-Hommage nämlich fast dieselbe augenöffnende Wirkung wie Marcel Duchamps Pissoir im Museum und man beginnt zu begreifen, dass unser ganzes Humorverständnis von asiatischen Mädels auf der Annahme beruht, sie wären unschuldige Dummchen, die anstelle eines Gehirns eine übergroße Klitoris hätten, mit der sie passenderweise nichts anzufangen wissen, bis wir daherkommen, und die absolut nichts selbst in die Hand nehmen können, das kein Penis oder eine ähnliche Art von Wurm ist.

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Das hier ist die Essenz aller Hentais, verrührt mit Übersetzungsproblemen à la Bill Murray in Tokio:

BONER

Dass ich außerdem gerade It's kind of a funny story lese – die am wenigsten deprimierende Teenie-Depri-Geschichte aller Zeiten, die 2010 mit Zack Galifianakis verfilmt wurde –, und dass in diesem Buch der junge Ich-Erzähler die Probleme in seinem Leben zu allem Überfluss auch noch "Tentakel" nennt, ist wahrscheinlich nichts weiter als Zufall und sollte daher gar nicht erst hier erwähnt werden. Oder vielleicht doch. Und zwar deshalb, weil die Tentakel in seinem Kopf und in unseren Pornos doch einiges gemeinsam haben. Schließlich kenne ich niemanden, der Tentakelvergewaltigungen gut findet. Ich kenne aber auch niemanden, der noch keine gesehen hat. Und obwohl ich nicht glaube, dass deshalb jeder gleich an genoppte Gewaltakte denkt, wenn ihm jemand mit Epikanthus medialis unterkommt (so sagt man politisch korrekt zu Mandelaugen), setzt das doch eine gewisse Erwartungshaltung gegenüber allem Gezeichneten von der vormals atombebombten Mutanteninsel, selbst wenn es, sagen wir mal, um Fingering im Schwimmbad geht:

Sich dazu den eigenen Tentakel zu rubbeln wäre aus all den Gründen falsch, die argumentativ zwischen dem einleitenden Bild und dem ausleitenden (eh recht okayen?) Video stehen. Womit wir auch wieder bei Gong Li wären – der Schauspielerin, die für die "How to train your octopus"-Kunstgrafik karikiert wurde, obwohl sie in keinem einzigen Tentakelporno, sondern in so anerkannten Filmen wie 2046, Die Geisha oder Miami Vice mitgespielt hat. Was auch wieder den Bogen zu Vorurteilen gegenüber Asiatinnen spannt. Um nicht zu sagen: Es spannt den Bogen so straff wie ein japanisches Unterhöschen, kurz bevor ein Tentakel herauskriecht.

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Das sind ziemlich furchtbare Metaphern (oder waren es Vergleiche? Ich muss das gleich noch mal googlen…), aber während ich mich noch vor mir selber ekle, sagt ein gewisser Teil von mir nur noch: "Huh? [fap, fap, fap] Was?" So ist das leider, wenn man an einem Aufmerksamkeitsdefizit leidet. Mahalo!


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