Weibliche Sneakerheads wollen nicht länger von der Szene ignoriert werden
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Mode

Weibliche Sneakerheads wollen nicht länger von der Szene ignoriert werden

Frauen sind seit langem Teil der Sneaker-Szene und auch die Industrie erkennt immer mehr ihr Potenzial als Unternehmerinnen, Designerinnen und stilprägende Ikonen. Wir haben mit weiblichen Turnschuhbegeisterten gesprochen.

Ein Sneaker-Sammler muss nach der traditionellen Defintion immer ein bisschen zwanghaft sein—einer der seltene und zeitlose Kicks kauft und verkauft; ein wandelnder Almanach, der einem, auf Wunsch, die eng verflochtene Geschichte von Nike, Adidas, der NBA, Skatern und Hollywood erklären kann. Und Sneakerheads sind normalerweise immer männlich.

Doch auch Frauen sind seit langem Teil der Sneaker-Sammler-Szene und obwohl sie nicht so prominent sind wie ihre männlichen Pendants, tun auch sie sich immer wieder als stilprägende Unternehmerinnen, Designerinnen und Trendsetterinnen hervor. Genau so haben sie es auch geschafft, den Spitznamen Sneakerheads in einen geschlechtsneutraleren Begriff zu verwandeln. Ich habe mich mit mehreren weiblichen Sneaker-Begeisterten in New York, der fruchtbaren Wiege des Streetstyles, getroffen und mit ihnen über ihre Arbeit, ihre Inspiration und selbstverständlich auch über ihre Sneaker gesprochen.

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Mehr lesen: Was High Heels mit Feminismus zu tun haben

Wendy Nitrolicious (Wendy Lam): Gründerin von Nitrolicious und Minilicious
Lieblingsmarken: Nike Air Jordans und Adidas

„In NYC kann man keine High Heels tragen. Man versaut sich seine schönen Schuhe nur. Anders als an der Westküste der USA, wo man einfach nur in sein Auto ein- und wieder aussteigt, laufen wir hier sehr viel und sind meistens mit den Öffentlichen unterwegs. Deswegen sollten Schuhe auch in erster Linie bequem sein. Außerdem stehe ich auf diesen Unisex-Look. Ich liebe meine Oversized-Klamotten und trage dazu ziemlich viele Teile für Männer. Meine Lieblings-Streetwear-Marke ist Supreme, die ich zu so gut wie allem trage."

„Ich glaube, die Streetwear- und Sneaker-Industrie ist eher auf Männer ausgerichtet. Bisher haben sich die meisten Marken nicht besonders für den weiblichen Markt interessiert. Die coolsten Kooperationen waren immer für Männer und wurden nicht in so kleinen Größen hergestellt, dass sie auch Frauen passen könnten. Aber man merkt mittlerweile auch immer mehr, dass sich etwas verändert: Es gibt immer mehr Farbkombinationen, die für Frauen oder ausschließlich für Mädchen gedacht sind und auch immer mehr Sneaker, die es auch in kleinen Größen gibt. Es ist besonders cool zu sehen, dass es auch ganze Kollektionen gibt, die nur für Frauen gemacht worden sind—wie die Kooperation von Puma und Rihanna."

April Walker: Gründerin von Walker Wear
Lieblingsmarke: Old-School-Klassiker wie Adidas Superstars und Reebok 5411

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„Ich nenne Mode immer das sechste Element im Hip-Hop—sie bekommt jedoch nicht die Anerkennung, die sie kriegen sollte. Wir haben einen großen Teil unserer Persönlichkeit schon immer über Musik und Mode ausgedrückt. Diese Elemente haben im Hip-Hop so eine große Rolle gespielt, wobei der Streetstyle die beste Form davon ist. Es drückt deine Haltung aus, bringt deine Stimmung zum Ausdruck, deinen Vibe … und all das beginnt bei deinen Sneakern."

Susan Boyle: Besitzerin von Rime in Brooklyn und Manhattan, Designerin von Sneaker-Kollaborationen mit Puma und Reebok
Lieblingsmarke: Nike, wegen der Technologie, dem Komfort und ihrer Haltung gegenüber der weiblichen Kundschaft—angeführt von starken Frauen wie Solange und Rihanna; Reebok, weil sie ihr die Möglichkeit gegeben haben, als erste Nicht-Designerin mit ihnen zusammenzuarbeiten, was die Tür für andere Nicht-Designerinnen geöffnet hat

„Es ist ziemlich schwer, sich in einer männerdominierte Industrie, in der Männer andere Männer anheuern, durchzusetzen. Nur sehr wenige Frauen haben es bisher geschafft, in diesen Männerclub aufgenommen zu werden, aber wir machen Fortschritte. Es gab schon immer Frauen in der Szene, die aber immer im Schatten der Männer standen. Die Industrie hat mittlerweile allerdings erkannt, dass Frauen eine wichtige Rolle in dieser Kultur spielen. Wir haben auch Geld für Schuhe und Marken ausgegeben—manchmal sogar noch mehr als die Männer. Aus Unternehmensperspektive könnte man sagen, dass sie anfangen zu verstehen, dass sie Frauen einstellen müssen, um das weibliche Publikum anzusprechen und ihre Wünsche zu bedienen, um letztendlich auch von ihnen profitieren zu können. Nachdem sportliche Freizeitkleidung im Moment wieder im Trend liegt, kommen auch Sneaker wieder in Mode, wodurch eine ganz neue Gruppe von Sneaker-Käufern entsteht.

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Gina Batlle: Fotoregie bei Complex
Lieblingsmarken: Klassiker von Converse Chuck Taylor '70, Puma Suede und Vans Sk8-Hi

„Ich bin in den 90ern mit Hip-Hop und R&B groß geworden. Das hat mich schon immer interessiert und beeinflusst. Ich habe viele ältere Cousins, die alle total auf Musik- und Rap-Magazine standen. Das hat sich dann auch auf mich übertragen. Sie waren die coolsten Kids, die ich kannte und ich wollte einfach genauso sein wie sie. Ich habe mich eigentlich schon immer ziemlich burschikos angezogen, aber ich habe erst im College angefangen, mir Sneaker zu kaufen—als meine Eltern nicht mehr mitbekommen haben, wofür ich mein Geld ausgebe. Ich würde mich selbst aber nicht als Sneakerhead bezeichnen. Ich mag Schuhe und habe nunmal ziemlich viele davon, aber ich könnte dir nicht die Geschichte von jedem einzelnen Paar erzählen. Ich stehe einfach auf Sneaker: Sie sind Teil meines Lebens und der Kultur, mit der ich mich verbunden fühle."

Vashtie (Vashtie Kola): Designerin, DJ; hat die Air Jordan 2 Vashtie designt
Lieblingsmarken: Jordans

„Mir persönlich ist es wichtig, dass ich mich bei allem, was ich tue, grundsätzlich wohlfühle. Deshalb muss ich mich auch, wenn ich als DJ arbeite, mit dem wohlfühlen, was ich anhabe. In dem Viertel, in dem ich geboren und aufgewachsen bin, waren Sneaker immer ein wichtiger Teil der Kultur. Es ist ein Lebensgefühl und repräsentiert mich und meine Herkunft."

Jodi Rockstar (Jodi Goldberg): preisgekrönte Skeaker-Sammlerin, Grafikdesignerin
Lieblingsmarken: primär Jordans, aber mittlerweile habe ich unzählige

„Es gibt einige Gründe, warum Frauen in der Sneaker-Community nicht akzeptiert werden. Einer der Hauptgründe ist, dass es schon immer ein Männerding war. Ich habe das Gefühl, dass auf Frauen in vielerlei Hinsicht herabgeschaut wird, weil Sneaker keine femininen Schuhe sind. Wenn man sich mal die Sneaker-Läden anschaut, dann gibt es dort mehrere Wände voll mit Männerschuhen und eine kleine Ecke für Frauen. Ich habe aber auch den Eindruck, dass die Firmen jetzt immer mehr versuchen, sich auch nach den Frauen zu richten. Trotzdem haben sie noch einen langen Weg vor sich."